Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Das Ziel ist Gemeinsamkeit
Bürger-Mentoren stellen auf dem Städtlesmarkt ihre Ideen und Projekte vor
- Ein bunter Fächer von Ideen hat am Samstag den Städtlesmarkt belebt. Zahlreiche Interessierte besuchten die Stände der zehn Bürger-Mentoren, die im Rahmen des Landesförderprogramm „Gemeinsam sind wir bunt“, mit den Kooperationspartnern Diakonie Pfingstweid, Stiftung Liebenau Teilhabe und Stadt , ihre Projekte präsentierten und für ihre Ideen warben.
Die Bürger-Mentoren haben eine spezielle Ausbildung in der Anlaufstelle für Bürgerengagement in Tettnang erhalten und sind Frauen und Männern mit und ohne Behinderung.
Zehn Mentoren, sieben Projekte
Christine Barth, Amara Keck und Marguerite Wind sind drei dieser Mentoren und haben sich der „Leichten Sprache“gewidmet. Wer ist nicht schon einmal bei Vorträgen, Reden oder amtlichen Benachrichtigungen an die Grenzen des Verstehens gestoßen und hat sich gefragt, warum diese so kompliziert formuliert und mit Fremdwörtern gespickt sein müssen? Mit ihrem Projekt „Leichte Sprache“haben die drei das Thema aufgegriffen. Nicht nur Menschen mit Lernschwierigkeiten sondern auch Ältere und Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, profitieren von einer leicht verständlichen Sprache. Eine Kostprobe bot am Samstag eine Vorleserin. Die Übersetzung in die Leichte Sprache wird von zertifizierten Experten übernommen, wie zum Beispiel dem Team der „WortWerkstatt Leichte Sprache“der Diakonie Pfingstweid. Ziel der drei Bürgermentorinnen, ist es, gemeinsam mit dem Stadtmarketing, einen Stadtführer in Leichter Sprache zu erstellen, damit alle Menschen die Beschreibung der Sehenswürdigkeiten verstehen können. Testen konnten die Besucher das am Samstag bei angebotenen Stadtführungen.
Was tun, wenn ich als Rollstuhlfahrer ins Theater nach Lindau möchte? Bürger-Mentor Manfred Aumiller, selbst Rollstuhlfahrer und Liebhaber kultureller Veranstaltungen, möchte unter dem Motto „Reise ins Theater“Fahrten organisieren, um Menschen mit Handicap kostengünstige Besuche der Theater- und Konzertwelt zu ermöglichen. Da das oft nur mit Spezialfahrzeugen funktioniert, sei er auf der Suche nach Sponsoren, die sich einbringen. Er habe schon „viele Klingeln geputzt“aber die Resonanz sei bisher leider nicht allzu groß gewesen. Die Auftritte des Figurentheaters „faro-theater“aus Bad Waldsee, das mit fantasievollen Figuren spielte, beeindruckte Kinder und Erwachsene mit und ohne Behinderung. Aumiller zeigte sich erfreut über das große Interesse an seiner Idee und wünscht sich von den Bürgern weitere Anregungen und Ideen zum Thema Inklusion und Kultur.
Bürger-Mentorin Maria Calamiello, die es liebt mit Kindern zu arbeiten, bietet mit ihrem Projekt „Zwergenhöhle“den Eltern Entlastung beim Einkaufen an. Die Idee: Während Eltern einkaufen, können Kinder im Haus Josefine-Kramer basteln und spielen. Am Stand waren reichlich Kinder damit beschäftigt bunte Blumen zu basteln, die an die Besucher verschenkt wurden. Calamiello wünscht sich zur Verwirklichung ihrer Idee noch Verstärkung für ihr Team und möchte gern ein regelmäßiges Angebot daraus machen.
Dorothea Blum und Rebecca Wolber haben sich bei der Ausbildung zur Bürger-Mentorin kennen gelernt. Dorothea Blum, ehemalige Hauswirtschafterin und Krankenschwester, begeisterte sich für die Idee von Rebecca Wolber „Kochen für Kids“zu starten. Gesunde regionale Produkte sollen mit viel Spaß, beim Kochen mit den Kindern verarbeitet werden. Deftige und süße Kostproben wurden am Stand angeboten. Beim ersten Termin des Tettnanger Ferienprogramms kochen die beiden Frauen mit den Kindern und können außerdem bei der Anlaufstelle für Bürgerengagement von Schulen und sonstigen Einrichtungen gebucht werden.
In Bewegung kommt man bei Bürger-Mentor Thorsten Calamiello. Da er selbst gerne läuft, möchte er den Spaß mit Anderen in einer Gruppe teilen. „ILA – Inklusiver Lauf-Treff“nennt sich die Laufgruppe der Menschen mit und ohne Behinderung, die freitags von 17 bis 18 Uhr rund um den Schlosspark und Umgebung unterwegs sein wird. Er wünscht sich Unterstützung der Bürger und ungefähr zehn Lauffreudige für den Anfang. Jeder, der sich kurz entschlossen hat mitzumachen, erhielt ein TShirt geschenkt.
Verkehrssicherheit hat BürgerMentor Erich Haller zu seinem Thema gemacht. Er fährt täglich zur Arbeit in die Diakonie und sorgt sich um die Sicherheit. An seinem Stand gab es die Möglichkeit Wünsche oder Kritik schriftlich zu äußern. Besonders die Radfahrer und Fußgänger plädierten für mehr Sicherheit. Erich Haller und Christian Straub, Rollstuhlfahrer, wünschen sich, dass „Tettnang für alle zugänglich wird“.
In der „CafeTTeria“bei der Anlaufstelle für Bürgerengagement sorgte Bürger-Mentorin Gisela Imhof für Geselligkeit. Da Tettnang Fairtrade-Stadt ist, gab es ein „Faires Gewinnspiel“mit einer „Eierschleuder“, bei der die Gewinner hochwertige fair gehandelte Produkte als Preis erhielten. Bei einem kostenlosen Kaffee konnte man sich zum Schluss über seine Eindrücke austauschen oder von dem reichhaltigen Programm ausruhen.