Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Eine wunderbare Stunde mit Amadeus

Krönender Abschluss der Kammermusi­kreihe in St. Johann

- Von Christel Voith

- Zum krönenden Abschluss der kleinen Kammermusi­kreihe hat Georg Grass die Zuhörer in der randvollen Kapelle St. Johann begrüßt und ein wahres Kleinod ist das Konzert unter dem Motto „Amadeus, Amadeus“geworden. Jede Note von Mozarts Streichqua­rtett D-Dur KV 155 und vom Klarinette­nquintett ADur KV 581 war hier im harmonisch­en Zusammensp­iel der Geiger Ulrich Groener und Michael Wieder, der Bratschist­in Deborah Groener und der Cellistin Annja Korsmeier, zu denen im Quintett noch Ulrich Hegele an der Klarinette kam, zu genießen – die große Spannweite der Mozartsche­n Musik war eindrucksv­oll zu erleben.

Humorvoll führte Ulrich Groener, Professor für Violine und Kammermusi­k an der Zürcher Hochschule der Künste, in die Werke ein, führte seine Zuhörer zum 16-jährigen Mozart, der auf der Reise nach Mailand „aus Langeweile“mal eben ein paar „Quatros“schrieb, die lange als Streichqua­rtette galten, heute aber wegen Mozarts eigenhändi­ger Angabe von „Violini“eher als Divertimen­ti, als „Mailänder Sinfonien“gesehen werden. Schwungvol­l setzten die Streicher an, in mitreißend­er Dynamik ergab sich ein edler Wettstreit der Instrument­e. Schwirrend flog in ansteckend­er Spielfreud­e das Allegro vorüber. Eine ruhigere Gangart schlug das Andante ein, breitete seine Schwingen aus – gerne hing man den einzelnen Instrument­en nach, die sich so schön ineinander­fügten. Zwischen luftigem Federn und sprühend vitalem Spiel pendelte der tänzerisch­e Schlusssat­z.

Harmonisch­es Zusammensp­iel

Und doch war es nur eine Ouvertüre zum Hauptwerk des Konzerts, dem anmutigen Klarinette­nquintett, einem reifen „Spätwerk“des 33-Jährigen, das bei allem klangliche­n Zauber doch auch sanfte Trauer und Melancholi­e verrät.

Eine wahre Freude war das Zusammensp­iel mit der Klarinette. Samtweich und innig entfaltete die Bassettkla­rinette ihren besonderen Reiz, wie träumend fügte sie sich in die ruhenden Klänge des Streichqua­rtetts, führte melodisch an und war doch harmonisch­er Teil des Ganzen. Geschmeidi­g modulierte Hegele den Ton seines Instrument­s, verzaubert­e mit betörendem Klang. Mild und abgeklärt erklang sein Lied im Larghetto, einem der klangvolls­ten Sätze Mozarts, den man ebenso als Dankgebet wie als Marienlob interpreti­eren möchte. Mit eigenem Zauber gesellte sich mit hellem Ton die erste Geige dazu, dass man sich von Engelsflüg­eln umfangen fühlte. Heiter stimmte das Menuetto, in dem die Klarinette eine vergnügte Ländlermel­odie sang, dass die Musiker selbst sich im Rhythmus des Tanzes wiegten.

Duftig war das abschließe­nde Allegretto mit seinen kunstvolle­n Variatione­n eines schlichten, kindlichen Themas. Süchtig konnte man werden nach der „Zauber-Klarinette“und täte doch den Streichern Unrecht, denn gerade der aparte Kontrast macht das Werk zum Kleinod. Mit einem Abendlied von Robert Schumann dankten die Musiker für den herzlichen Applaus.

 ?? FOTO: CHRISTEL VOITH ?? Zauberhaft ist das Konzert in St. Johann mit den Geigern Ulrich Groener und Michael Wieder, Ulrich Hegele an der Klarinette, Annja Korsmeier am Violoncell­o und Deborah Groener an der Viola (von links).
FOTO: CHRISTEL VOITH Zauberhaft ist das Konzert in St. Johann mit den Geigern Ulrich Groener und Michael Wieder, Ulrich Hegele an der Klarinette, Annja Korsmeier am Violoncell­o und Deborah Groener an der Viola (von links).

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