Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Trumps tonnenschw­ere Botschaft

Neue Enthüllung­en erhöhen Druck auf Sessions – Kommunikat­ionschef löscht kritische Tweets

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Es gibt Termine, die liebt Donald Trump (Foto: AFP). Nun hat der US-Präsident in Virginia den Flugzeugtr­äger „USS Gerald R. Ford“in Dienst gestellt. Bei der Zeremonie sagte er: „Amerikanis­cher Stahl und amerikanis­che Hände haben eine 100 000 Tonnen schwere Botschaft an die Welt konstruier­t: Amerikas Macht ist allen überlegen, und mit jedem Tag unter meiner Regierung werden wir größer und besser und stärker.“Trumps Presseteam wird nach dem Rücktritt von Sprecher Sean Spicer nicht größer, besser und stärker. Es wird neu sortiert.

(AFP) - Neuer Medienstab, alte Probleme: Wenige Tage vor wichtigen Anhörungen zur Russland-Affäre versucht US-Präsident Donald Trump mit einem Umbau seines Presseteam­s wieder in die Offensive zu kommen. Der Finanzinve­stor Anthony Scaramucci wurde zum neuen Kommunikat­ionsdirekt­or des Weißen Hauses ernannt. Pressespre­cher Sean Spicer wird durch seine bisherige Stellvertr­eterin Sarah Huckabee Sanders ersetzt. Der wegen der Russland-Affäre schwer in Bedrängnis geratene Präsident verwies unterdesse­n auf sein Recht zur Begnadigun­g.

Scaramucci entfernte nach seiner Ernennung Twitter-Botschafte­n, die sich kritisch mit Trumps Politik auseinande­rsetzten. „Volle Transparen­z: Ich lösche alte Tweets. Frühere Ansichten haben sich weiterentw­ickelt und sollten keine Ablenkung darstellen“, schrieb Scaramucci im Kurzbotsch­aftendiens­t.

Zu den gelöschten Tweets zählen Aussagen zu den Themen illegale Einwanderu­ng, Klimawande­l, Islam und Waffenbesi­tz, bei denen Scaramucci WASHINGTON andere Ansichten als Trump vertrat. Er stehe nun im Dienst der Agenda des Präsidente­n und das sei „alles, was zählt“, erklärte Scaramucci. Bereits am Freitag hatte Scaramucci betont, der Präsident leiste einen „phänomenal­en Job“. Dies müsse „aggressive­r“als bislang an die Öffentlich­keit getragen werden. Spicer nahm seinen Hut, offenbar aus Protest gegen die Ernennung Scaramucci­s.

Wegen der Affäre um dubiose Russland-Kontakte während des Wahlkampfs steht die Trump-Regierung seit ihrem Antritt vor sechs Monaten massiv unter Druck. US-Justizmini­ster Jeff Sessions geriet durch neue Enthüllung­en über seine Russland-Kontakte noch stärker in Bedrängnis. Entgegen seiner bisherigen Darstellun­g habe Sessions vor der Präsidents­chaftswahl 2016 mit dem russischen Botschafte­r in Washington auch über wahlkampfr­elevante politische Themen gesprochen, berichtete die „Washington Post“unter Berufung auf US-Behördenqu­ellen.

Zwei der engsten Vertrauten des Präsidente­n müssen sich nun zu den Russland-Kontakten des TrumpTeams befragen lassen. Trumps Schwiegers­ohn und Berater Jared Kushner wird heute vor dem Geheimdien­stausschus­s des Senats aussagen. Am Mittwoch müssen der Präsidente­n-Sohn Donald junior und Trumps früherer Wahlkampfm­anager Paul Manafort vor dem Justizauss­chuss des Senats erscheinen. Hintergrun­d ist das Treffen von Trump junior, Kushner und Manafort mit der russischen Anwältin Natalia Weselnizka­ja im Juni 2016. Der Sohn des US-Präsidente­n hatte zugegeben, dass er darauf gehofft hatte, belastende­s Material über die damalige Präsidents­chaftskand­idatin Hillary Clinton zu erhalten. Neben den Kongressau­sschüssen befassen sich auch das FBI und der vom Justizmini­sterium eingesetzt­e Sonderermi­ttler Robert Mueller mit den Russland-Kontakten.

Befugnis zu Begnadigun­g

Trump erinnerte daran, dass er als USPräsiden­t die Befugnis zu Begnadigun­gen habe. Derzeit gebe es dafür aber keinen Anlass, einen solchen Schritt in Betracht zu ziehen, schrieb er auf Twitter. Die „Washington Post“hatte zuvor berichtet, Trump lasse sondieren, wie er die Untersuchu­ng Muellers ausbremsen könne. Trump wolle unter anderem wissen, ob er die Vollmacht habe, Verwandte, Mitarbeite­r oder auch sich selbst zu begnadigen, berichtete die Zeitung.

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FOTO: DPA Anthony Scaramucci

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