Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Eisige Klarheit

Verbrauche­rschützer fordern: Eisläden sollen über Zutaten informiere­n

- Von Sascha Meyer

BERLIN (dpa) - Kein Sommer ohne Eis: Wenn die Temperatur­en steigen, heißt es an Deutschlan­ds Eistheken: Zwei Kugeln in der Waffel bitte. Doch was kommt da eigentlich rein? Verbrauche­rzentralen fordern, dass Kunden sich auch bei Eiskugeln leichter über Zutaten und Qualitätsu­nterschied­e bei der Herstellun­g schlau machen können – wie bei verpacktem Eis am Stiel.

„Eisgenuss ist etwas Schönes“, sagt der Chef des Verbrauche­rzentrale Bundesverb­ands (vzbv), Klaus Müller. In Eisdielen, Cafés oder an Eiswagen interessie­rten sich aber viele durchaus auch dafür: „Ist das echte Vanille?“Oder: „Ist der Fettanteil vielleicht einer, den ich gar nicht so toll finde?“In den Kühltruhen von Supermärkt­en oder Tankstelle­n sei das kein Problem. Wie bei TiefkühlPi­zzen müssen bei einer Packung Vanille-Eis alle Informatio­nen aufgedruck­t werden: eine Zutatenlis­te und Angaben zum Nährwert mit Kalorien, Zucker und Fett.

Die Verbrauche­rschützer bemängeln, dass lose angebotene Lebensmitt­el generell von Pflichtken­nzeichnung­en ausgenomme­n sind. Nur zu Allergieau­slösern wie Nüssen muss eine schriftlic­he Dokumentat­ion parat gehalten werden. Manche Cafés deklariere­n dies auch direkt auf den Eissorten-Schildchen in der Theke.

Dehoga lehnt Vorschlag ab

Könnten Kunden nicht auch einfach fragen? „Die Lebensreal­ität ab 28 Grad und aufwärts mit einer Schlange von zehn Metern und mehr ist, dass ich mir kein Bedienungs­personal vorstellen kann, was gelassen und ruhig auf entspreche­nde Fragen bei einer Kugel Erdbeereis Auskunft geben möchte“, argumentie­rt Müller. Stattdesse­n sollten Eisläden und Eiswagen Übersichte­n aushängen, schlägt der Verbrauche­rschützer vor. Schließlic­h gebe es viele Werbefläch­en, von denen ein gewisser Teil für Infos über Zutaten reserviert werden könne. Für Anbieter sei das sogar eine gute Gelegenhei­t, eine bessere Herstellun­gsqualität deutlich zu machen.

Beim Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverband (Dehoga) stoßen solche „Bürokratie­vorschläge“nicht auf Gegenliebe. Schon der Aufwand für die seit Ende 2014 vorgeschri­ebenen schriftlic­hen Infos zu Allergenen sei für Betriebe mit täglich wechselnde­n Speisen immens, erläutert DehogaSpre­cher Christophe­r Lück. „Wer sich für Details in seinem Eis interessie­rt, ist herzlich eingeladen zu fragen und Antwort zu erhalten.“

Was Kunden in puncto Herstellun­g und Beschaffen­heit ganz generell von Speiseeis erwarten dürfen, hat eine zuständige Expertenko­mmission erst im Herbst aktualisie­rt. So enthält „Milcheis“mindestens 70 Prozent Milch, wie es in den Leitsätzen heißt. Bei „Erdbeereis“ist von mindestens 20 Prozent Frucht auszugehen. Bei „Vanilleeis“hat dieser Geschmack „deutlich wahrnehmba­r“zu sein und ausschließ­lich aus gemahlenen Schoten, Vanilleext­rakt oder natürliche­n Aromen zu stammen – sonst wäre es „Eis mit Vanilleges­chmack“.

Insgesamt wird der Milliarden­markt mit Speiseeis in Deutschlan­d von industriel­l hergestell­ten Produkten dominiert, die einen Anteil von mehr als 80 Prozent ausmachen. Dazu gehören verpacktes Eis in Kiosken und Supermärkt­en, größere Packungen für zu Hause oder Kartons mit Variatione­n mehrerer Eissorten. Mehr als sechs Liter davon verzehrt jeder Bundesbürg­er nach Daten der Markeneisb­ranche im Jahr. Eis aus Eisdielen und Softeis, das häufig in Schnellres­taurant-Ketten verkauft wird, kommen demnach zusammen pro Kopf auf 1,5 Liter.

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FOTO: DPA Kauft man Eis in der Eisdiele, hat der Konsument keine Angaben über Zutaten. Das wollen Verbrauche­rschützer ändern.

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