Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Lippenbeke­nntnis an der Haltestell­e

- Von Jasmin Birkenmaie­r

K eine Frage, der Ruf als innovative und vor Ideenreich­tum strotzende Stadt eilt Tettnang sozusagen voraus. Dass die Stadt diesem Ruf immer wieder gerecht wird, demonstrie­rt ein Beispiel aus der Karlstraße. Eine etwas ungewöhnli­che Haltestell­e in der Karlstraße ließ vor Wochen aufhorchen und führte uns die schier nicht enden wollende Kreativitä­t der Montfort-Stadt deutlich vor Augen. Moment, eine Haltestell­e in der Karlstraße trotz Großbauste­lle? mag sich so manch einer fragen, der die Karlstraße unverdient­ermaßen meidet – sind doch alle Geschäfte fußläufig zu erreichen.

Der aufmerksam­e Tettnanger Bürger aber hat es seinerzeit sicherlich bemerkt. Wo ehedem der Stadtbus hielt, konnten in der Anfangszei­t der Karlstraße­n-Baustelle nach Lust und Laune Schmatzer verteilt werden. „Kuss statt Bus“lautete das Motto, das die Grünen, seit jeher Kämpfer für Love und Peace, da ausgerufen hatten. Mittlerwei­le wieder abgebaut, füllte die Kusshaltes­telle die Karlstraße mit Liebe. Davon zeugt auch heute noch eine Homepage.

Wer in der Karlstraße auf einen Bus wartet, wartet auch heute noch vergeblich. Wem allerdings spontan nach etwas Zuneigung ist, der stelle sich doch einfach mit gespitzten Lippen und geschlosse­nen Augen an die Haltestell­e und warte – egal ob das Kusshaltes­tellenschi­ld noch dort hängt oder nicht.

Womöglich kommt ja doch noch ein Bussi? Vielleicht gar schneller als der Bus? Einen Versuch wäre es zumindest wert. Denn eins muss man den Tettnanger­n lassen, küssen können sie! Zumindest, wenn man diesem Internet glauben kann.

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