Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Lippenbekenntnis an der Haltestelle
K eine Frage, der Ruf als innovative und vor Ideenreichtum strotzende Stadt eilt Tettnang sozusagen voraus. Dass die Stadt diesem Ruf immer wieder gerecht wird, demonstriert ein Beispiel aus der Karlstraße. Eine etwas ungewöhnliche Haltestelle in der Karlstraße ließ vor Wochen aufhorchen und führte uns die schier nicht enden wollende Kreativität der Montfort-Stadt deutlich vor Augen. Moment, eine Haltestelle in der Karlstraße trotz Großbaustelle? mag sich so manch einer fragen, der die Karlstraße unverdientermaßen meidet – sind doch alle Geschäfte fußläufig zu erreichen.
Der aufmerksame Tettnanger Bürger aber hat es seinerzeit sicherlich bemerkt. Wo ehedem der Stadtbus hielt, konnten in der Anfangszeit der Karlstraßen-Baustelle nach Lust und Laune Schmatzer verteilt werden. „Kuss statt Bus“lautete das Motto, das die Grünen, seit jeher Kämpfer für Love und Peace, da ausgerufen hatten. Mittlerweile wieder abgebaut, füllte die Kusshaltestelle die Karlstraße mit Liebe. Davon zeugt auch heute noch eine Homepage.
Wer in der Karlstraße auf einen Bus wartet, wartet auch heute noch vergeblich. Wem allerdings spontan nach etwas Zuneigung ist, der stelle sich doch einfach mit gespitzten Lippen und geschlossenen Augen an die Haltestelle und warte – egal ob das Kusshaltestellenschild noch dort hängt oder nicht.
Womöglich kommt ja doch noch ein Bussi? Vielleicht gar schneller als der Bus? Einen Versuch wäre es zumindest wert. Denn eins muss man den Tettnangern lassen, küssen können sie! Zumindest, wenn man diesem Internet glauben kann.