Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Es ist das absolute Traumergebnis“
Thermenbefürworter freuen sich über die eindeutige Mehrheit – Bürgerinitiative ist enttäuscht, akzeptiert das Ergebnis aber
- Als eine der ersten hat Ulrike Ecker bemerkt, dass der Bürgerentscheid entschieden ist. Voller Erleichterung fällt sie ihrem Mann, Oberbürgermeister Gerhard Ecker, um den Hals. Sekunden später applaudiert der ganze Saal. Zumindest fast. Die Mitglieder der BI können ihre Enttäuschung nicht verbergen.
„Natürlich sind wir enttäuscht“, sagt BI-Sprecher Roland Kohlheim kurz nach der Abstimmung. „Ich dachte, dass den Lindauern ihr Bad mehr wert ist.“Er bedauere, dass nun ein Teil der Lindauer Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes versenkt werde. „Ich habe das nur für die Lindauer Familien gemacht, denn für die bleibt am Ende nichts mehr übrig.“Kohlheim betonte aber auch, dass die BI das Ergebnis des Bürgerentscheids akzeptiere. LINDAU Die Stimmung ist gedrückt bei den Mitgliedern der BI, die am Sonntagabend ins Alte Rathaus gekommen waren (von links): Andreas von Hollen, Anita und Roland Kohlheim sowie Jürgen Müller.
Eine Klage würde – von wem auch immer – zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht mehr viel nutzen, erklärt Oberbürgermeister Gerhard Ecker im Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung kurz nach der Wahl. „Wir sind im Bauleitverfahren schon so weit, dass eine Klage allerhöchstens eine Verzögerung bringen würde.“Er werte das eindeutige Abstimmungsergebnis als Vertrauensbeweis der Bürger für die saubere und gute Arbeit von Stadtrat und Verwaltung. „Aber manche sehen eben nur ihre eigenen Interessen und Argumente.“
Die Stimmung unter den Thermenbefürworten ist gelöst, doch keiner strahlt nach der Verkündung des Abstimmungsergebnisses so sehr wie Bäderchef Florian Schneider. „Es ist das absolute Traumergebnis“, sagt er. „Wir haben so viel abgewogen, haben so viele Gründe, die für die Therme sprechen. Ich bin froh, dass sich der Bürger nun entschieden hat.“
Neue Termine müssen nun gefunden werden
Nächster Schritt sind nun die Abbrucharbeiten im Eichwaldbad. „Alle nötigen Genehmigungen dafür liegen uns vor“, so OB Ecker. Wann genau die Arbeiten beginnen werden, kann am Sonntagabend allerdings noch keiner sagen. „Ich habe die Bauarbeiter nicht eingefroren“, erklärt Andreas Schauer. Er müsse mit den Baufirmen nun erst einmal neue Termine finden. „Ich weiß auch nicht, wann wir mit dem Bau beginnen können, und auch nicht, wann die Therme eröffnen wird.“Ebensowenig könne er Auskunft darüber geben, wie hoch die durch die Verzögerung entstandenen und entstehenden Kosten sind. „Aber ich glaube nicht, dass ich sie tragen werde.“
Für die Mitglieder der BI findet der Investor tröstende Worte. „Sie bekommen doch eigentlich, was sie wollen: Dass das Eichwaldbad als Strandbad erhalten bleibt.“Und das sei es schließlich auch, was die Stadt wolle.
In einem sind sich Thermenbefürworter und -gegner am Sonntagabend einig: Es ist gut, dass der Bürgerentscheid eindeutig ausgefallen ist. „Wir haben nur das gemacht, was der Stadtrat einmal beschlossen hat. Jetzt ist es demokratisch, das ist toll. Der Stadtrat kann sich von uns eine Scheibe abschneiden, wie Demokratie ausgeübt wird“, sagt Roland Kohlheim im Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung. Oberbürgermeister Ecker gab zu, dass er sich ein so eindeutiges Ergebnis zwar erhofft, aber nicht erwartet hätte.