Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Erinnerungen: Als das Chorgestühl verschwand
Die Pfarrkirche St. Magnus und Ulrich, die im 13. Jahrhundert zum ersten Mal urkundlich erwähnt wird, hat in ihrer langen Geschichte schon viele Renovierungen erlebt. Eine, die sich noch sehr gut an aufwendige Sanierungen erinnern kann, ist Rosa Joos aus Bodnegg. Als kleines Mädchen von
sechs Jahren war sie schon beim Abschluss der Kirchenrenovierung mit feierlicher Altarweihe im November 1929 dabei, als sich der Bischof die Ehre gab und das ganze Dorf zu diesem Festakt auf den Beinen war. Auch im Jahr 1949 wurde die Pfarrkirche aufwendig renoviert. „Damals waren sechs
Altäre in der Kirche und sie wurden alle rausgenommen“, erinnert sich die rüstige 94-Jährige. Ihr Mann war aus dem Krieg zurückgekehrt und die beiden hatten 1948 geheiratet. 1949 war die junge Frau schwanger, und das Geld war knapp. Jede Mark musste umgedreht werden und Sparsamkeit war das Gebot. Es half aber nichts, die Kirchenrenovierung musste vollständig und ohne Zuschüsse von den Gemeindemitgliedern finanziert werden. Die einfordernde Strenge der Geistlichkeit war zwingend. „Der Pfarrer ist damals mit dem Bürgermeister von
Haus zu Haus gelaufen und hat in jedem Haus gefragt, wie viel man spendet“, erzählt Rosa Joos. Etwas mysteriös ist auch das damalige Verschwinden des Chorgestühls gewesen. „Es ist nie wieder aufgetaucht“, meint Rosa Joos. Möglicherweise sei es damals verkauft worden, um Geld in die Kasse zu bringen. (bem)