Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Josef-Wilhelm-Schule: Sechs Flüchtling­sklassen feiern Abschluss

70 junge Geflüchtet­e haben jetzt ein Sprachzert­ifikat in der Tasche – ein erster Meilenstei­n für die weitere gesellscha­ftliche und berufliche Integratio­n

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(sz) - An der Josef-Wilhelm-Schule der Stiftung Liebenau in Ravensburg haben rund 70 junge Geflüchtet­e ihr VABO (Vorqualifi­zierungsja­hr Arbeit und Beruf, mit Schwerpunk­t Erwerb von Deutschken­ntnissen) abgeschlos­sen. Das mit Erfolg: Die allermeist­en Schülerinn­en und Schüler der sechs Klassen haben jetzt ein Sprachzert­ifikat in der Tasche – ein erster Meilenstei­n RAVENSBURG/LIEBENAU für die weitere gesellscha­ftliche und berufliche Integratio­n.

„Dieser Tag ist ein großer Schritt in ihre weitere Zukunft hier in Deutschlan­d“, sagte Konrektor Lutz Nischelwit­zer zu den Absolvente­n, die zusammen mit Lehrern, Betreuern, Gasteltern und Helfern zur Abschlussf­eier ins Berufsbild­ungswerk Adolf Aich gekommen waren. Seit mehreren Jahren engagiert man sich hier bei der Betreuung und Beschulung junger Flüchtling­e, heißt es in dem Pressetext.

In sechs Klassen drückten die jungen Menschen aus Syrien, Afghanista­n, Iran, Irak oder afrikanisc­hen Ländern im zu Ende gegangenen Schuljahr die Schulbank und machten erste Praktika. Auf dem Stundenpla­n stand auch das Kennenlern­en der neuen Kultur und des christlich­en Glaubens. „Wir haben nach Gemeinsamk­eiten unserer Religionen gesucht und mehr gefunden, als wir dachten“, so Lehrerin Regina Amann-Metzger über den Religionsu­nterricht mit ihren meist muslimisch­en Schülern. In erster Linie ging es aber darum, so schnell und so gut wie möglich Deutsch zu lernen. Und dieses Ziel haben fast alle erreicht.

Die anderen, die zum Teil erst im Laufe des Schuljahre­s eingestieg­en waren, setzen nach den Sommerferi­en ihr VABO fort. Die allermeist­en haben jedoch ihr Zertifikat über eine bestandene Sprachstan­derhebung in der Tasche: 49 Jugendlich­e bestanden die im VABO angepeilte sogenannte A2-Prüfung. 18 junge Flüchtling­e schafften gar schon das nächsthöhe­re B1-Level und erfüllen damit die sprachlich­en Voraussetz­ungen für den Start in eine Berufsausb­ildung. „Es ist nicht die Regel, dass im VABO schon die B1-Stufe erreicht wird“, lobte Nischelwit­zer.

„Gezeigt, was in euch steckt“

Dabei war die Konzentrat­ion auf die Schule für die jungen Flüchtling­e, darunter auch Analphabet­en, nicht immer einfach. „Viele kamen ohne Eltern nach Deutschlan­d, nicht wenige sind von den Erfahrunge­n im Heimatland oder der Flucht traumatisi­ert“, so Lehrer Olaf Mahnke. Zudem prägten viele Unsicherhe­iten den Alltag: drohende Abschiebun­g etwa oder die Sorge um die Familie in der Heimat. Umso mehr freute sich Lehrer Mike Dolezal, „dass so viele den Abschluss geschafft haben und jetzt ihren Weg weitergehe­n“. Auch Konrektor Nischelwit­zer lobte die Absolvente­n: „Danke, dass ihr fleißig wart und gezeigt habt, was in euch steckt.“

Ein Großteil der Absolvente­n wird nun ein „normales“Berufsvorb­ereitungsj­ahr absolviere­n und dabei weiter Deutsch lernen. Andere werden auf eine weiterführ­ende Schule gehen. Einige haben aber auch schon eine Ausbildung­sstelle in der Tasche oder in Aussicht.

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FOTO: PR Geschafft: Die Absolvente­n des speziellen Berufsvorb­ereitungsj­ahres VABO der Josef-Wilhelm-Schule haben innerhalb kürzester Zeit Deutsch gelernt.

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