Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Polka funktioniert in der Provinz immer“
HISS begeistert Fans am Kulturufer – Von Sansibar nach Santa Fe - Große Party im Kleinen Zelt
- Viele Plätze blieben leer. Das hing vor allem damit zusammen, dass einige sich schon beim ersten Song nicht mehr auf den Stühlen halten konnten. HISS spielte am Samstagabend ein grandioses Konzert am Kulturufer. Die Band überzeugte nicht nur musikalisch: Frontmann Stefan Hiss schaffte es auch, das Publikum mit Humor und Selbstironie in seinen Bann zu ziehen.
Fünf Konzertbesucher stehen auf einer freien Fläche, gleich links neben der Bühne. Sie empfangen die Band mit Jubelschreien. Bereits zu den ersten Songs – „Schlecht“und „Begrabt mich bloß nicht in der Heimat“– wird getanzt. Mal springen sie auf und ab. Mal haken sie sich ein und drehen sich im Kreis. Sie werden bis zum Konzertende durchhalten. Immer mehr Menschen gesellen sich dazu. Die Zuschauertribüne vibriert.
„Von Sansibar nach Santa Fe – mit 20 Liedern um die Welt“heißt die aktuelle Tour von HISS. Frontmann Stefan Hiss (Gesang und Akkordeon), Michael Roth (Mundharmonika), Thomas Grollmus (Gitarre), Volker Schuh (Bass) und Bernd Öhlenschläger (Schlagzeug) unternehmen mit dem Publikum eine Weltreise. Die „Schleierpolka“spielt im Orient, „Sibirische Liebe“irgendwo in der kalten Steppe und „Christliche Seefahrt“auf hoher See.
Das verborgene Instrument
Michael Roth ist ein Virtuose an der Mundharmonika. Wenn er das kleine Instrument an seine Lippen presst, ist es vollständig hinter seinen Händen verborgen. Aber die Töne begeistern. Seine Improvisationen kommen an. Womöglich müssen die Musiker nach jedem Solo ein paar Takte einschieben, weil der Applaus so lange anhält.
HISS mischt verschiedene Stilarten: Rock, Folk und Country. Aber vor allem überzeugt die Band mit ihrem dynamischen Polkasound. „Polka geht in der Provinz immer“, sagt Hiss, und stimmt die „Friedhofspolka“an. Der Text: „Hier liegen die Harten, hier liegen die Weichen. Egal was sie waren, jetzt sind sie Leichen. Hebt euer Glas und trinkt auf die Toten.“Die Konzertbesucher heben ihre Gläser in die Höhe und stoßen an.
Warum macht ihr überhaupt weiter? Diese Frage würde ihnen immer wieder gestellt, erzählt Hiss. Schließlich hätten er und seine Bandkollegen alles erreicht. Sie könnten sich genauso gut zurücklehnen. Die Früchte ihrer harten Arbeit genießen. Und ein entspanntes Leben führen. Also warum noch nach Friedrichshafen kommen? Hiss liefert Antworten: „Wir machen aus Nächstenliebe weiter“, sagt der Frontmann, und fügt hinzu: „Unsere Abenteuerlust ist ungebrochen.“
Doch plötzlich verlassen die Musiker die Bühne. Das Licht geht aus. „Zugabe, Zugabe“, fordern die Fans, die klatschen und jubeln. Zwischendurch ertönen Pfiffe. Und einen Augenblick später kommt die Band wieder. „Früher ging es in unseren Liedern immer um Alkohol“, sagt Hiss. An Details könne er sich nicht mehr erinnern. Jetzt sei die Zeit für ein Liebeslied gekommen: Die Musiker packen ihre Instrumente und spielen „Amor“. Es folgen „Das Fest“, „Männer in der Nacht“und „Tequila“. Nach über zwei Stunden ist das Konzert vorbei. Christine, Monika, Peter, Anja und Indira kommen strahlend aus dem Zelt. Sie sind die Fans, die vom Anfang bis zum Ende durchgetanzt haben. Anja laufen noch ein paar Schweißperlen die Stirn hinunter. Ihr Urteil: „Die gehen genauso ab wie früher.“Für das nächste Konzert wünscht sie sich weniger Stühle, damit es mehr Platz zum Tanzen gibt. den Tipp der Redaktion für die baskische Tanz- compagnie DantzaZ aus San Sebastian (Spanien) zu vergeben. Und das früh genug, damit noch Karten zu bekommen sind.
Gegründet 2007, gilt DantzaZ als kreatives Produktionszentrum und leistet Pionierarbeit im Bereich der Bewegungskünste. In „AUREO“, der neusten Kreation von DantzaZ, werden fünf kurze Werke präsentiert, die von international anerkannten Choreografen und einigen der neuen, aufstrebenden Tänzerinnen und Tänzern geschaffen wurden.
Herausgekommen ist ein abwechslungsreiches Programm, in dem der moderne und zeitgenössische Tanz, die Freiheit der Schöpfung und das künstlerische Engagement Hand in Hand gehen.