Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Landratsamt und Fränkel streiten um undichtes Dach
Behörde beklagt Baumängel und jahrelange Flickschusterei – Nach Vergleich soll die Sanierung beginnen
- Das Landratsamt liegt im Clinch mit der Fränkel AG. Der Grund: Ein undichtes Dach im Verwaltungsgebäude an der Albrechtstraße, das die Mitarbeiter der Behörde seit fast zehn Jahren nervt.
Die Verwaltungsspitze ist da, die Bauherren, politische Prominenz und die Geistlichkeit: Alle strahlen, als das neue Landratsamt am 10. November 2006 mit einem Festakt eingeweiht wird. Wirtschaftsminister Ernst Pfister nennt die 13-monatige Bauzeit „rekordverdächtig“und lobt den Landkreis als Trendsetter. Denn der Neubau an der Albrechtstraße ist das erste Verwaltungsgebäude in Baden-Württemberg, das in öffentlichprivater Partnerschaft verwirklicht wurde. Konkret heißt das: Die Fränkel AG baut das Haus und sorgt dafür, dass alles gepflegt und in Stand gehalten wird. 2026 geht es in den Besitz des Landkreises über, der bis dahin jährlich 850 000 Euro Miete bezahlt. Anstatt des obligatorischen Schlüssels bringen Karl Fränkel und sein Geschäftsführer Peter Buck einen Kuchen mit – in Gebäudeform gebacken.
Schon bald jedoch zeigt sich, dass vielleicht der Kuchen, aber nicht das Dach des Hauses erste Sahne ist. Bereits im Januar 2007, nur wenige Wochen nach Bezug, stellen Mitarbeiter einen Wassereintritt fest. „Nach der Ortung des Lecks wurden Abdichtungsmaßnahmen durchgeführt. Dies wiederholte sich mehrfach“, berichtet Nadine Larisch, die Referentin des Landrats. „Im Laufe der letzten zehn Jahre mussten insgesamt elf Mal Deckenplatten im siebten Stock des Gebäudes ausgetauscht werden.“Auch im Sitzungssaal des Kreistages seien Wasserflecken an der Decke entstanden.
Nicht nach „Regeln der Technik“
Der ständig wiederkehrende Wassereintritt blieb nicht folgenlos. Mehrere Male mussten Computer ausgetauscht, Telefone ersetzt werden, durchnässte und heruntergebrochene Deckenteile verwüsteten immer wieder Schreibtische. Mit dem Ärger über das undichte Dach hält man sich in der Albrechtstraße inzwischen nicht mehr zurück. „Aus Sicht der Kreisverwaltung ist schon seit Jahren klar, dass die Undichtigkeit des Daches nicht durch einzelne Ausbesserungen beseitigt werden kann“, lässt Larisch wissen. „Statt zügig die notwendige Generalsanierung anzugehen, wurde vonseiten des Bauträgers immer wieder an Symptomen herumgearbeitet.“Mittlerweile sei das Dach von einem Sachverständigen untersucht – und offiziell bemängelt – worden. Er habe festgestellt, dass es „nicht nach den Regeln der Technik“hergestellt wurde. In einem gerichtlichen Vergleich habe sich der private Investor zur Sanierung verpflichtet – also das tun, wozu er von Anfang an verpflichtet war, erklärt Nadine Larisch. Fast mit einem Anflug von Resignation erklärt sie: „Die Kreisverwaltung hat aber die Hoffnung – noch – nicht aufgegeben, doch noch ein handwerklich korrekt hergestelltes und vor allem dichtes Dach zu bekommen.“Jaqueline Egger-Buck, Vorstand der Fränkel AG, erklärt auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung, dass ihr Haus im November 2016 eine Klage wegen rückständiger Nebenkostenzahlungen beim Landgericht Ravensburg gegen das Landratsamt eingereicht habe, „um in der Angelegenheit endlich zum Abschluss zu kommen“. Sie bestätigt, dass es zu einem Vergleich kam, der wie folgt laute: Das Landratsamt verpflichtet sich, an die Fränkel AG einen Betrag von 204 824,97 Euro zuzüglich Zinsen zu begleichen.“Zudem müsse die Behörde einen Restbetrag in Höhe von 75 000 Euro bezahlen – Zug um Zug gegen die Beseitigung der aufgeführten Mängel am Dach des Gebäudes. Weiterhin sei vereinbart worden, dass die Mängel bis zum 30. September 2017 behoben werden müssen.
„Die Fränkel AG wollte mit der Sanierung bereits am 5. Juli beginnen“, erklärt Jaqueline Egger-Buck. Das Landratsamt Bodenseekreis habe diesem Termin jedoch widersprochen und um eine Sanierung in der Zeit zwischen 20. Juli und 20. September gebeten. „Wir werden das Dach in diesem Zeitraum und präzise auf der Basis des Vergleichs sanieren. Die Abnahme der Sanierung und Überprüfung erfolgt durch den Sachverständigen“, kündigt die FränkelChefin an.