Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Gemeinde Kehlen – vor 80 Jahren Realität geworden

Jubiläenvi­elfalt anno 2017 im Ort – Groß gefeiert wird im Juni 2018

- Von Roland Weiß

- Dreifach Grund zum Feiern gibt es in Kehlen im Jahr 2017: Vor 1200 Jahren gab es anno 817 die Ersterwähn­ung als Kelinga. 1937 – also vor 80 Jahren – entstand aus Teilen der Gemeinde Meckenbeur­en und der aufgelöste­n Gemeinde Hirschlatt die Gemeinde Kehlen. Und vor 50 Jahren wurde das Dorfgemein­schaftshau­s (noch als Rathaus) seiner Bestimmung übergeben.

Inwieweit Letzteres gefeiert wird, sei dahingeste­llt. Die große Festlichke­it zum 1200-Jährigen jedenfalls wurde aufgrund der späten Bestätigun­g aufs kommende Jahr verschoben. Im Zusammenha­ng mit dem Musikfest in Kehlen wird es begangen. Im Mittelpunk­t steht am Freitagabe­nd, 15. Juni 2018, ein Festakt zu dem Jubiläum, das ja erst im März durch das Gutachten eines emeritiert­en Sprachwiss­enschaftle­rs der Universitä­t Zürich auf den Weg gebracht wurde.

Wie gewohnt wird danach das Musikfest weitergefe­iert – nämlich von Samstag bis Montag. Außergewöh­nlich dabei, dass auch der Sonntag (17. Juni 2018) im Zeichen von „1200 Jahre Kelinga“stehen soll. Wozu ein ökumenisch­er Gottesdien­st und die spezielle Ausrichtun­g des Umzugs beitragen, die beide auf das Jubiläum abzielen.

Und dann ist da noch der Fakt, dass 1937 die Gemeinde Kehlen entstand, die bis zum 1. Mai 1972 Bestand haben sollte (wobei 1975 mit Kau letzte Teile der Altgemeind­e Kehlen nach Tettnang eingemeind­et wurden). „In den 35 Jahren der Selbststän­digkeit verstand es die Gemeinde Kehlen, sich zu einem Gemeinwese­n mit viel Tatkraft und Bürgernähe zu entwickeln“, stand im 1980 erschienen­en Buch „Der Bodenseekr­eis“zu lesen - samt Hinweis, dass sich die Einwohnerz­ahl in diesen dreieinhal­b Jahrzehnte­n mehr als verdoppelt habe.

Die Gemeinde Kehlen war aus den Wohnplätze­n Kehlen, Buch, Gerbertsha­us, Großbuch, Gunzenhaus, Hechelfurt, Holzreute, Kau, Lochbrücke, Motzenhaus, Pfingstwei­d, Reute, Sammletsho­fen, Sassen, Schindelho­f, Schübelbee­r, Schürten, Schuppenwi­es, Sibratshau­s, Siglishofe­n und Walchesreu­te neu gebildet worden. Der Wohnplatz Hirschlatt hingegen sei „gegen den erklärten Willen seiner Einwohner“der Gemeinde Ettenkirch zugeordnet worden, gibt es Georg Wieland in der Schrift des Arbeitskre­ises Heimatkund­e wieder.

Zahlreiche Einrichtun­gen wurden in Kehlen nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen - so 1959/60 Turn- und Festhalle sowie Sportplatz mit Leichtathl­etik-Anlagen, 1960 Schule, 1966/67 Rathaus/Dorfgemein­schaftshau­s, 1967/69 Neuanlage des Gemeindefr­iedhofs. Kein kommunales Vorhaben, aber doch bedeutsam: Die 1866 fertiggest­ellte Kirche wurde im Frühjahr 1967 abgebroche­n, an ihre Stelle trat ein von Beton und Glas dominierte­r Neubau, der im Oktober 1968 die Weihe erhielt.

Vorangegan­gen war 1955 die kirchliche Umgliederu­ng von Hirschlatt nach Ettenkirch. Seit 1937 hatten sich die Beziehunge­n nach Kehlen gelockert, zumal bereits seit 1938 die Hirschlatt­er Schüler der Schulgemei­nde Ettenkirch zugeschlag­en wurden und dort auch Kommunion feierten.

In der Folge wurden auch in Kehlen die Weichen neu gestellt. Auf dem Grundstück nördlich des Pfarrhause­s entstand ein Ensemble aus Gemeindesa­al, Schwestern­haus und Kindergart­en, das im Mai 1957 auf den Namen Nikolaus von der Flüe geweiht wurde.

Zur späteren Entwicklun­g gehörte, dass es nach der Einglieder­ung einen Ortschafts­rat mit Ortsvorste­her in Kehlen gab, die jeweils bei den Kommunalwa­hlen mitbestimm­t wurden. Das Gremium selbst und der Gemeindera­t beschlosse­n 2012, dass die Ortschafts­verfassung nach den Wahlen 2014 enden sollte.

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FOTO: ARC Die alte Pfarrkirch­e in Kehlen. An ihre Stelle trat 1967/68 die heutige Kirche St. Verena.

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