Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Karate mit Schwimmnudeln und Musik
Zum fünften Mal hat das Karate-Sommercamp in Ravensburg stattgefunden
- Ein Sport, eine Kampfkunst, ein Lebensstil. Unter diesem Motto hat das 5. Internationale Karate-Sommercamp des Karateverbandes Baden-Württemberg (KVBW) in Ravensburg gestanden. Geboten waren unter anderem Trainerfortbildungen, Lizenzverlängerungen, Prüfer- und Kampfrichterlehrgänge. Doch auch an die jüngsten Karatekas ist gedacht, für sie gibt es das KVBW-Kinderfördertraining.
„Immer die Deckung aufrechterhalten, lasst die Hände am Kopf“, ruft Christian Grüner durch die Sporthalle der Ravensburger Gymnasien. Die 20 Jungen und Mädchen, die am Kinderfördertraining teilnehmen, befolgen seine Ratschläge. Seit Donnerstagnachmittag trainieren sie zwei Mal täglich morgens und mittags, angeleitet immer abwechselnd von Grüner und Lokalmatadorin Johanna Kneer. Die Kinder kommen aus ganz Baden-Württemberg, einige übernachten sogar in Zelten auf dem Schulgelände. „Sie sind alle im Aufbau, haben gerade erst mit dem Karate angefangen“, erklärt Grüner. Dementsprechend ist auch das Training ausgerichtet.
Los geht es mit einem Aufwärmparcours. Die Vier- bis Zehnjährigen müssen durch Ringe, die auf dem Boden liegen hüpfen, Strecksprünge machen und Slalom durch Hütchen laufen – im dritten Durchgang sogar rückwärts. Trainer Grüner steht daneben, feuert an und motiviert. „Die Kids sollen im Fördertraining einen Schub bekommen“, sagt der 36-Jährige. „Vor allem, was Koordination und Reaktion angeht.“Grüner ist selbst erfahrener Karateka, war 13 Mal Deutscher Meister und 2001 Junioren-Vizeweltmeister. Im Anschluss an die aktive Karriere arbeitet er als Landestrainer für den Karateverband Rheinland-Pfalz. In diesem Jahr vertritt er KVBW-Jugendreferent Helmut Spitznagel beim Jugendfördertraining des Sommercamps in Ravensburg.
Dort geht es nach dem Aufwärmprogramm weiter mit Übungen zur Verbesserung der Reaktionsschnelligkeit. Dann steht die erste Technikübung an: Grüner teilt die Kinder in Zweierpärchen ein, jedes Pärchen bekommt einen Ring. Einer hält den Ring, der andere führt Kicks in Richtung Ring aus, „aber ohne ihn zu treffen“, betont Grüner. Mit jedem Fuß zehn Kicks, dann wechselt der Ring zum Partner. Anschließend folgen Doppelkicks mit Spann und Ferse. Die Kinder sind mit Feuereifer dabei, vor allem, als Grüner die Musik anmacht und die Übung wiederholen lässt. „Das Kindertraining muss zeitgemäß sein“, erläutert er diese Maßnahme. „Sie brauchen andere Anreize. Dazu gehört das Training mit Ringen, Schwimmnudeln oder eben Musik.“ In den folgenden Übungen stehen Geschicklichkeit und Schnelligkeit im Vordergrund, aber vor allem – wie bei jeder Übung – der Spaß am Karate. Nach einer Dreiviertelstunde lässt langsam die Konzentration bei den Kindern nach. Die Gespräche werden lauter, die Übungen unsauberer. „Nicht so viel reden, mehr Konzentration“, mahnt Grüner, bleibt aber natürlich freundlich. Die Aufmerksamkeit holt er sich für die Schlussminuten über verschiedene Wettkampfsituationen zurück. Die Kinder bekommen Zusatzteile an ihrem Gürtel befestigt, wer seinem Gegner zuerst beide geklaut hat, gewinnt.
Nach einer Stunde und fünfzehn Minuten ist die letzte von sechs Trainingseinheiten geschafft. Den Kindern ist die Anstrengung anzusehen, aber Spaß hat es auch gemacht, da sind sie sich einig. Zum Schluss erhält jeder Teilnehmer noch eine Urkunde. Und alle verlassen die Halle mit einem breiten Grinsen im Gesicht.