Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Drogenschm­uggler nehmen gern den Fernbus

Fahnder verzeichne­n im vergangene­n Jahr mehr als 500 Rauschgift­delikte – Auch Autofahrer sind immer öfter high

- Von Julia Baumann

- Mehr als 500 Rauschgift­delikte haben die Lindauer Schleierfa­hnder im vergangene­n Jahr aufgedeckt – doppelt so viele als noch drei Jahre zuvor. Das liegt zum einen daran, dass die Fahnder in diesem Bereich viel kontrollie­ren. Aber nicht nur. Denn während bundesweit die Zahl der Drogentote­n zunimmt, sind auch in Lindau Drogen omnipräsen­t, wie Alexander Pfaff, Chef der Lindauer Schleierfa­hnder, in seiner Jahresbila­nz erläutert. Der Fernbus als Transportm­ittel für Drogenkuri­ere werde dabei immer beliebter.

Mehr als ein Kilogramm Haschisch haben die Fahnder Anfang Oktober im Rucksack eines FernbusGas­ts gefunden. Noch während der Kontrolle näherte sich ein Auto, dessen Insassen offenbar Kontakt zu dem mutmaßlich­en Drogenschm­uggler aufnehmen wollten. Wie sich herausstel­lte, handelte es sich dabei um drei weitere Rauschgift­händler, die zur Übergabe der Drogen gekommen waren. Sie versuchten noch zu fliehen, die Fahnder schnappten sie allerdings schnell.

Der Fernbus ist laut Pfaff mittlerwei­le ein beliebtes Transportf­ahrzeug für Drogenschm­uggler geworden. „Es gibt ganz gute Linien und man kommt günstig durch ganz Europa“, sagt er im Gespräch mit der LZ. Doch das Verkehrsmi­ttel hat noch einen weiteren, ganz entscheide­nden Vorteil: Während die Reisenden oben im Bus sitzen, ist das Gepäck in einem extra Gepäckraum unten verstaut. Wenn die Fahnder Drogen in einem Gepäckstüc­k finden, ist es oft schwer, sie zuzuordnen.

„Wie alle anderen (grenzübers­chreitende­n) Verkehrsmi­ttel haben wir mit diesen Herausford­erungen zu kämpfen“, schreibt Flixbusspr­echer David Krebs auf Anfrage der LZ. Das Unternehme­n diskutiere derzeit diverse Maßnahmen, um dem Problem beizukomme­n. „Wir stehen zudem grundsätzl­ich in engem Kontakt mit den Polizei- und Sicherheit­sbehörden und tauschen uns mit diesen über mögliche Lösungsans­ätze aus.“ Eine vermehrte Behördenpr­äsenz an den Haltestell­en würde das Unternehme­n zum Beispiel begrüßen.

Doch es ist nicht nur die Trefferquo­te im Fernbus, die in der Bilanz der Fahnder herausstic­ht. „Auffällig sind auch die vielen Drogenfahr­ten“, erzählt Pfaff und erläutert, dass, wer im Auto unter Drogen fährt, nicht einmal eine Straftat begeht. „Es ist nur eine Ordnungswi­drigkeit.“

Vielleicht mit ein Grund, warum oft das Unrechtsbe­wusstsein fehlt, wenn die Betroffene­n mit THC oder Amphetamin im Blut erwischt werden.

Fehlendes Unrechtsbe­wusstsein sei allerdings, so Pfaff, nicht nur bei Konsumente­n, sondern auch bei so manchem Erziehungs­berechtigt­en ein Problem. „Die sagen oft: Das nimmt doch jeder.“

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ARCHIVFOTO: JULIA BAUMANN Nacht für Nacht kontrollie­ren die Lindauer Schleierfa­hnder Fernbusse – und finden dabei immer öfter auch Drogen.

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