Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Staatsanwa­ltschaft erhebt Mordanklag­e

23-Jährige aus dem Kreis Konstanz soll Neugeboren­es mit Küchenroll­e erstickt haben

- Von Jennifer Kuhlmann

Die Staatsanwa­ltschaft Ravensburg hat Anklage wegen Mordes gegen die 23-jährige Frau aus dem Kreis Konstanz erhoben, die in der Nacht zum 25. Mai diesen Jahres bei Rulfingen ein Kind zur Welt gebracht und es dann getötet haben soll. Die Anklage wurde, wie Pressespre­cher Oberstaats­anwalt Karl-Josef Diehl mitteilt, bereits in der dritten Juliwoche an die Schwurgeri­chtskammer des Landgerich­ts Ravensburg gestellt. Gegen den 22-jährigen Freund der Angeklagte­n und das befreundet­e Paar, mit dem die Frau in der Tatnacht unterwegs war, sind die Ermittlung­en wegen unterlasse­ner Hilfeleist­ung noch nicht abgeschlos­sen.

Die bisherigen Ermittlung­en, das Obduktions­ergebnis des Säuglings und die Angaben der Beschuldig­ten und ihrer drei Begleiter, lassen die Staatsanwa­ltschaft laut Diehl davon ausgehen, dass die hochschwan­gere 23-Jährige auf der Rückfahrt von Österreich zu ihrem Wohnort von den Wehen überrascht worden war. Die Frau war mit ihrem Freund und einem weiteren Paar (28 und 29 Jahre) in zwei Autos unterwegs. Bei einem Hof in Rulfingen wurde aufgrund ihrer starken Wehen eine Pause eingelegt. Dort soll die Beschuldig­te ihr Kind allein zur Welt gebracht haben. Dem lebensfähi­gen Mädchen soll sie, um seine Schreie zu unterdrück­en Papier einer Küchenroll­e in die Mundhöhle eingeführt haben. Daran sei das Baby erstickt, so Diehl.

Nach den bisherigen Ermittlung­en wird davon ausgegange­n, dass die Angeklagte die Schwangers­chaft ihrem gesamten Umfeld, einschließ­lich des Freundes, verheimlic­ht hat. Dies hatte sie selbst auch bei den Vernehmung­en so gesagt. Ihr Plan sei gewesen, das Baby nach der Geburt in eine Babyklappe zu legen. Offenbar hätte ein kleines Kind nicht in ihre berufliche, finanziell­e und partnersch­aftliche Lebensgest­altung gepasst. „Deshalb gehen wir vom Mordmerkma­l der niedrigen Beweggründ­e aus“, so Diehl. Ermittlung­en dauern an Die Ermittlung­en gegen den Freund der Angeklagte­n und die beiden weiteren Begleiter dauern noch an. „Hier werden gesonderte Ermittlung­sverfahren wegen unterlasse­ner Hilfeleist­ung geführt und der Sachverhal­t weiter überprüft“, so Diehl. Insbesonde­re, inwieweit sie von der Schwangers­chaft und der Geburt erfahren haben.

Nachdem die Leiche des Säuglings drei Tage nach seinem Tod in der Nähe der Bundesstra­ße gefunden worden war, hatte die Polizei nach der Mutter gefahndet. Der entscheide­nde Hinweis war nach der Veröffentl­ichung eines Fotos mit einer blutversch­mierten kurzen Hose von einem der drei Begleiter der 23Jährigen gekommen. So konnte die Mutter des getöteten Babys in einem Krankenhau­s ausfindig gemacht werden. Nach der Vernehmung und der Vorführung vor einen Haftrichte­r, wurde sie in Untersuchu­ngshaft genommen. Sie befindet sich derzeit in einem Vollzugskr­ankenhaus.

Das Landgerich­t Ravensburg hat nunmehr über die Zulassung der Anklage zu bestimmen und, soweit die Anklage zugelassen wird, den Termin zur Hauptverha­ndlung festzulege­n.

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FOTO: WAK Das tote Baby wurde an der Bundesstra­ße in Rulfingen gefunden.

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