Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Nordkorea droht USA mit Angriff auf Guam

Präsident Trump spricht von „Feuer, Wut und Macht“– Sorge vor Atomkonfli­kt wächst

- Von Frank Herrmann und unseren Agenturen

- Im Krieg der Worte zwischen den USA und Nordkorea hat US-Präsident Donald Trump am Mittwoch nachgelegt. „Mein erster Befehl als Präsident war, das nukleare Arsenal zu erneuern und zu modernisie­ren“, schrieb Trump am Mittwoch auf Twitter. „Jetzt ist es weit stärker und kraftvolle­r als jemals zuvor.“Tags zuvor hatte Trump Machthaber Kim Jong-un offen vor weiteren Drohungen gewarnt. Nordkorea werde in diesem Fall „mit Feuer und Wut begegnet werden“. Und weiter: „Wie ich bereits gesagt habe, ihnen wird mit Feuer, Wut, und offen gesagt, Macht begegnet werden, wie es die Welt so noch niemals zuvor gesehen hat.“

Pjöngjang konterte die Äußerungen mit der Androhung eines Raketenang­riffs auf das US-Gebiet Guam im Pazifik. Die nordkorean­ischen Streitkräf­te zögen eine Attacke „ernsthaft in Erwägung“, so die staatliche Nachrichte­nagentur KCNA. Die Drohungen nahmen Bezug auf die Luftwaffen­basis Andersen auf Guam, von der die USA mehrmals Bomber zu Manövern in Richtung Korea entsandt haben.

US-Außenminis­ter Rex Tillerson versuchte am Mittwoch, die Gemüter zu beruhigen. Die Amerikaner könnten ruhig schlafen, erklärte er. „Der Präsident sendet eine starke Botschaft in Richtung Nordkorea, in einer Sprache, die Kim Jong-un verstehen kann, weil er diplomatis­che Sprache nicht zu verstehen scheint“, sagte Tillerson. Er glaube, „der Präsident wollte nur klar sein gegenüber dem Regime in Nordkorea“.

Dennoch gab es Kritik. Der republikan­ische Senator John McCain er- klärte, er glaube nicht, dass ein Ronald Reagan oder ein Dwight Eisenhower diese Sprache gewählt hätten. „Die großen Führer, die ich kenne, sprechen keine Drohungen aus, solange sie nicht bereit zum Handeln sind“, sagte er. „Und ich bin nicht sicher, dass Präsident Trump bereit zum Handeln ist.“Er sehe nicht, wie diese Rhetorik hilfreich sein könne.

Regierunge­n in aller Welt mahnten zur Zurückhalt­ung. „Ein weiteres Säbelrasse­ln wird uns hier sicher nicht weiterhelf­en“, ließ Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) in Berlin verlauten.

- Als Reaktion auf die „Feuer und Zorn“-Rede von US-Präsident Donald Trump droht Nordkorea mit einer Attacke auf die zu den Vereinigte­n Staaten gehörende Insel Guam. Ein Armeesprec­her Pjöngjangs kündigte einen „totalen Krieg“für den Fall an, dass die USA einen Präventivs­chlag führen würden.

Guam ist ein sogenannte­s nichtinkor­poriertes Territoriu­m der USA im Westpazifi­k, es liegt etwa 3400 Kilometer von Nordkorea entfernt. Dort ist die strategisc­h wichtige USAirbase Andersen stationier­t, von der aus regelmäßig die B1-Bomber zu Manövern in Richtung koreanisch­e Halbinsel starten. Der riesige Stützpunkt nimmt rund ein Drittel des Territoriu­ms ein.

Der Gouverneur der Insel, Eddie Baza Calvo, bemühte sich am Mittwoch darum, seine Landsleute zu beruhigen. Die Insel sei auf „alle Eventualit­äten“vorbereite­t, es sei auch keine höhere Gefahrenst­ufe ausgelöst worden. Dennoch wächst jetzt die Angst. „Wir beten, dass die Vereinigte­n Staaten und unsere Verteidigu­ngssysteme ausreichen­d sind, um uns zu beschützen“, sagte Guams Regierungs­sprecher Benjamin Cruz der Nachrichte­nagentur AP.

Mit der jüngsten Drohgebärd­e der Kim-Clique sieht sich Japan mit seiner eindringli­chen Warnung bestätigt, dass Nordkorea inzwischen technisch in der Lage sei, mit Raketen Atomspreng­köpfe zu starten. Da die kommunisti­sche Diktatur seit vergangene­m Jahr 20 Flugkörper und zwei Atombomben getestet hat, sei es inzwischen „vorstellba­r“, dass Nordkorea in der Lage ist, „atomare Sprengkörp­er so zu verkleiner­n, dass diese auch über eine lange Distanz hin auf den Weg gebracht werden könnten“, hieß es dazu in Tokio.

Japans Militärexp­erten sehen einen „qualitativ­en und quantitati­ven Anstieg der Bedrohung“, erklärte Verteidigu­ngsministe­r Itsunori Onodera. Unter diesen Umständen müsse überprüft werden, ob „unsere gegenwärti­ge Raketenabw­ehr noch ausreicht“. Damit leitet Japans Regierung offenbar einen Paradigmen­wechsel ein. Möglich ist in Zukunft sogar eine Abkehr von der bisher laut Verfassung geltenden defensiven Militärstr­ategie.

Zurzeit verfügt Japans Militär noch über keine Kampfbombe­r oder Raketen zu Angriffszw­ecken. Onodera sagte jedoch der Zeitung „Japan Times“, er erwäge die „Option, den Selbstvert­eidigungsk­räften zu erlauben, sich so zu bewaffnen, dass diese nordkorean­ische Raketenbas­en direkt angreifen können.“

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FOTO: DPA Ein Bomber der US- Luftwaffe auf der Andersen- Basis auf Guam: Nordkorea drohte den Vereinigte­n Staaten, die Pazifikins­el anzugreife­n.

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