Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Nordkorea droht USA mit Angriff auf Guam
Präsident Trump spricht von „Feuer, Wut und Macht“– Sorge vor Atomkonflikt wächst
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- Im Krieg der Worte zwischen den USA und Nordkorea hat US-Präsident Donald Trump am Mittwoch nachgelegt. „Mein erster Befehl als Präsident war, das nukleare Arsenal zu erneuern und zu modernisieren“, schrieb Trump am Mittwoch auf Twitter. „Jetzt ist es weit stärker und kraftvoller als jemals zuvor.“Tags zuvor hatte Trump Machthaber Kim Jong-un offen vor weiteren Drohungen gewarnt. Nordkorea werde in diesem Fall „mit Feuer und Wut begegnet werden“. Und weiter: „Wie ich bereits gesagt habe, ihnen wird mit Feuer, Wut, und offen gesagt, Macht begegnet werden, wie es die Welt so noch niemals zuvor gesehen hat.“
Pjöngjang konterte die Äußerungen mit der Androhung eines Raketenangriffs auf das US-Gebiet Guam im Pazifik. Die nordkoreanischen Streitkräfte zögen eine Attacke „ernsthaft in Erwägung“, so die staatliche Nachrichtenagentur KCNA. Die Drohungen nahmen Bezug auf die Luftwaffenbasis Andersen auf Guam, von der die USA mehrmals Bomber zu Manövern in Richtung Korea entsandt haben.
US-Außenminister Rex Tillerson versuchte am Mittwoch, die Gemüter zu beruhigen. Die Amerikaner könnten ruhig schlafen, erklärte er. „Der Präsident sendet eine starke Botschaft in Richtung Nordkorea, in einer Sprache, die Kim Jong-un verstehen kann, weil er diplomatische Sprache nicht zu verstehen scheint“, sagte Tillerson. Er glaube, „der Präsident wollte nur klar sein gegenüber dem Regime in Nordkorea“.
Dennoch gab es Kritik. Der republikanische Senator John McCain er- klärte, er glaube nicht, dass ein Ronald Reagan oder ein Dwight Eisenhower diese Sprache gewählt hätten. „Die großen Führer, die ich kenne, sprechen keine Drohungen aus, solange sie nicht bereit zum Handeln sind“, sagte er. „Und ich bin nicht sicher, dass Präsident Trump bereit zum Handeln ist.“Er sehe nicht, wie diese Rhetorik hilfreich sein könne.
Regierungen in aller Welt mahnten zur Zurückhaltung. „Ein weiteres Säbelrasseln wird uns hier sicher nicht weiterhelfen“, ließ Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) in Berlin verlauten.
- Als Reaktion auf die „Feuer und Zorn“-Rede von US-Präsident Donald Trump droht Nordkorea mit einer Attacke auf die zu den Vereinigten Staaten gehörende Insel Guam. Ein Armeesprecher Pjöngjangs kündigte einen „totalen Krieg“für den Fall an, dass die USA einen Präventivschlag führen würden.
Guam ist ein sogenanntes nichtinkorporiertes Territorium der USA im Westpazifik, es liegt etwa 3400 Kilometer von Nordkorea entfernt. Dort ist die strategisch wichtige USAirbase Andersen stationiert, von der aus regelmäßig die B1-Bomber zu Manövern in Richtung koreanische Halbinsel starten. Der riesige Stützpunkt nimmt rund ein Drittel des Territoriums ein.
Der Gouverneur der Insel, Eddie Baza Calvo, bemühte sich am Mittwoch darum, seine Landsleute zu beruhigen. Die Insel sei auf „alle Eventualitäten“vorbereitet, es sei auch keine höhere Gefahrenstufe ausgelöst worden. Dennoch wächst jetzt die Angst. „Wir beten, dass die Vereinigten Staaten und unsere Verteidigungssysteme ausreichend sind, um uns zu beschützen“, sagte Guams Regierungssprecher Benjamin Cruz der Nachrichtenagentur AP.
Mit der jüngsten Drohgebärde der Kim-Clique sieht sich Japan mit seiner eindringlichen Warnung bestätigt, dass Nordkorea inzwischen technisch in der Lage sei, mit Raketen Atomsprengköpfe zu starten. Da die kommunistische Diktatur seit vergangenem Jahr 20 Flugkörper und zwei Atombomben getestet hat, sei es inzwischen „vorstellbar“, dass Nordkorea in der Lage ist, „atomare Sprengkörper so zu verkleinern, dass diese auch über eine lange Distanz hin auf den Weg gebracht werden könnten“, hieß es dazu in Tokio.
Japans Militärexperten sehen einen „qualitativen und quantitativen Anstieg der Bedrohung“, erklärte Verteidigungsminister Itsunori Onodera. Unter diesen Umständen müsse überprüft werden, ob „unsere gegenwärtige Raketenabwehr noch ausreicht“. Damit leitet Japans Regierung offenbar einen Paradigmenwechsel ein. Möglich ist in Zukunft sogar eine Abkehr von der bisher laut Verfassung geltenden defensiven Militärstrategie.
Zurzeit verfügt Japans Militär noch über keine Kampfbomber oder Raketen zu Angriffszwecken. Onodera sagte jedoch der Zeitung „Japan Times“, er erwäge die „Option, den Selbstverteidigungskräften zu erlauben, sich so zu bewaffnen, dass diese nordkoreanische Raketenbasen direkt angreifen können.“