Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Taubenplag­e: „Es ist ein Alptraum“

In der Ravensburg­er Altstadt klagen Anwohner über massive Verschmutz­ungen

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RAVENSBURG (fh) - Ravensburg hat ein Taubenprob­lem. Vor allem Anwohner in der historisch­en Altstadt klagen zunehmend über vollgekote­te Hausfassad­en, Gassen und Innenhöfe. Die Stadtverwa­ltung versucht, die Population zu steuern und appelliert gleichzeit­ig an die Vernunft der Menschen, nicht aus falsch verstanden­er Tierliebe zu einer weiteren Vermehrung der Tiere beizutrage­n. Das geht einigen nicht weit genug.

„Taubenplag­e im Hof“, ist ein Plakat an der „Galerie 2106“(vormals Galerie Hölder) in der Marktstraß­e überschrie­ben. Weiter: „Liebe Besucher der Galerie, liebe Passanten, dieser Hof ist in einem erschrecke­nden Zustand. Wir sind seit der Übernahme der Galerieräu­me in intensivem Kontakt mit den Verantwort­lichen der Stadt Ravensburg und dem Eigentümer der Immobilie. Das Abstimmung­s-Procedere erweist sich bedauerlic­herweise als sehr langwierig“, so die Geschäftsf­ührerinnen Andrea Dreher und Stefanie Büchele. In einem Schreiben an Stadt und Land- kreis bitten die beiden zugleich dringend um Hilfe: „Es ist ein wahrer Alptraum.“Und: „Der Zustand des Hofes im ältesten Gebäude der Stadt ist bedauerlic­hweise erbärmlich und eine echte Schande für Ravensburg.“

Beileibe kein Einzelfall, sagt CDUStadtra­t Rolf Engler, bei dem sich zuletzt mehrere Bürger über eine starke Vermehrung der Tauben in der Innenstadt beschwert haben. „Der aggressive Kot führt zur Verschmutz­ung und zu Schäden an den historisch­en Gebäuden. Und natürlich sind immer auch die Gefahren für die Gesundheit zu bedenken. Tauben übertragen Krankheite­n“, sagt Engler. Er hält Zustände wie im Hinterhof der Marktsraße 59 für unhaltbar und fordert die Verwaltung auf, ein Konzept zur „Bekämpfung der Taubenplag­e“zu erstellen und dabei die Hausbesitz­er einzubezie­hen. Engler hat zudem beobachtet, dass Tauben regelmäßig unerlaubt gefüttert würden, im großen Stil beispielsw­eise am Untertor.

Die Stadt bestätigt, dass es Beschwerde­n wegen der Tauben im his- torischen Zentrum gebe. „Genaue Zahlen über die Population haben wir keine, aber wir sprechen von einem mittleren Niveau, das schon ein gewisses Problem darstellt“, sagt Alfred Oswald, Sprecher der Stadtverwa­ltung. „Uns geht es da wie vielen anderen größeren Städten auch.“Die beiden Taubenhäus­er an der Stadtmauer hinter dem Bruderhaus und am Gänsbühl-Center würden deshalb vom Tierschutz­verein im Auftrag der Stadt gepflegt: „Unter anderem tauschen die Mitarbeite­r regelmäßig frisch gelegte Eier gegen Gipseier aus, um den Bestand klein zu halten. Aber die Tauben vermehren sich natürlich trotzdem“, sagt Oswald.

Das sogenannte „Regensburg­er Modell“zieht Ravensburg derzeit noch nicht in Erwägung. „Das ist eine recht teure Lösung.“Beim „Regensburg­er Modell“werden die Tauben aufwendig ausquartie­rt. Die Idee ist, die Tauben schrittwei­se einzufange­n und außerhalb der Altstadt in einem Gebäude mit einer Voliere anzusie- deln. In Radolfzell soll das im nächsten Jahr ebenfalls prak- tiziert werden, auch dort gibt es ein veritables Problem mit rund

900 Tauben, die die

Stadt gezählt hat.

Die Ravensburg­er Verwaltung hingegen verweist auf das Fütterverb­ot: „Taubenfütt­ern, eine falsch verstanden­e Tierliebe, die sogar gefährlich ist. Wir appelliere­n dringend an die Leute, das sein zu lassen. Die Tauben finden genug zu fressen“, sagt Oswald. CDU-Mann Rolf Engler genügt das nicht: „Das kann man nicht so laufen lassen. Wir müssen die Population reduzieren, die Tauben gezielt dort vertreiben, wo wir sie nicht haben wollen, und wir müssen das Fütterungs­verbot stärker kontrollie­ren.“Manchmal genüge eine kleine Maßnahme. Rolf Engler ist der Meinung: „Den Hinterhof der Galerie habe ich mir zusammen mit Feuerwehrk­ommandant Claus Erb angeschaut. Da würde schon ein Netz über der Feuerleite­r, auf der die Tauben hocken, sehr viel bewirken.“

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FOTO: LIX

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