Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Petersen gegen Petersen

Familien-Duell Nils gegen Vater Andreas – Pokal für Freiburg bereits richtungsw­eisend

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(SID/sz) - Andreas Petersen ist stolz auf seinen Sohn. Nils gewann in Rio de Janeiro Olympia-Silber, auch beim großen FC Bayern war er mal. In der abgelaufen­en Saison schoss der 28-Jährige gar den SC Freiburg in die Europa-League-Qualifikat­ion. Sein Vater nahm einen anderen Weg: Im Herzen Sachsen-Anhalts führte er zuletzt den VfB Germania Halberstad­t zurück in die Viertklass­igkeit und die erste Runde des DFB-Pokals. Es wirkt wie ein Wink des Schicksals, dass es dort nun zum Familien-Duell kommt.

Und bei den Petersens ist seit der Auslosung die Freude gewaltig. „Nils und ich sind uns sofort in die Arme gesprungen, als die Lose gezogen wurden. Wir hatten beide Pippi in den Augen“, sagte Vater Andreas der „Sportbild“und der Sohn ergänzte: „Ich wollte unbedingt einen OstGegner, aber Halberstad­t ist der absolute Traum.“Und das hat nicht nur mit der Verwandtsc­haft an der Seitenlini­e zu tun. „Nils hat hier gespielt, ist hier groß geworden. Ihn kennt hier jedes Kind und jede Oma, weil er ein Sympathiet­räger ist und schon einiges vorzuweise­n hat in seiner tollen Karriere“, sagte Petersen senior vor dem Spiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) dem „kicker“. Sein Filius spielte in der Jugend von 2001 bis 2004 in Halberstad­t, ehe er 2008 mit Carl Zeiss Jena schon ins PokalHalbf­inale stürmte und sich später über die Zwischenst­ation Energie Cottbus für Bayern München empfahl. Dort trug er sogar die Rückennumm­er 9.

Dass es nicht klappte, ist geschenkt. Nach guten zwei Jahren bei Werder Bremen fand er in Freiburg eine neue Heimat. Die Ruhe im Breisgau tut ihm gut. „Er braucht keinen medialen Hype, keinen Protz, sondern Vertrauen und Geborgenhe­it“, sagte sein Vater, der selbst mal höherklass­ig spielte und nun bei jedem Auftritt seines Sohnes mitzittert: „Mit Anfang 20 war ich Torschütze­nkönig in der 2. Liga der DDR und hatte dann leider diese schweren Verletzung­en. Da ist man stolz wie Oskar, wenn der Sohnemann diese Entwicklun­g nimmt.“ FREIBURG

Der Vater beißt für die Familienzu­sammenführ­ung auf die Zähne. Zwölf Tage lag er zuletzt im Krankenhau­s, ein künstliche­s Kniegelenk war ihm eingesetzt worden. Gegen Freiburg Nils Petersen

wird er deshalb an die Bank gefesselt sein, die Anweisunge­n am Spielfeldr­and gibt sein Co-Trainer. Nils will es seinem Vater so „angenehm“wie möglich machen: „Bei der Leiden- schaft für Fußball leidet manchmal auch die Gesundheit. Ich hoffe aber, dass wir früh alles klarmachen und er in Ruhe 80 Minuten ein schönes Freiburger Spiel genießen kann.“

Nicht ganz so entspannt war Andreas Petersen am Donnerstag. Da schied der Favorit Freiburg nach blamabler Leistung beim slowenisch­en Pokalsiege­r NK Domzale im Rückspiel der Europa-League-Qualifikat­ion aus. Petersen habe „erst mal irgendwo gegengetre­ten vor Wut und Enttäuschu­ng“. Einen Tag später analysiert­en Vater und Sohn die Partie am Telefon – wie immer. Ein Vorteil für das Pokalspiel? „Er kennt unser Team in- und auswendig, ich berichte ja täglich“, sagte Nils.

An einem Sieg gegen den Papa führt für Petersen und den SC kein Weg vorbei. Im Falle einer Niederlage stünde die Mannschaft zum Liga- Start gut eine Woche später gegen Eintracht Frankfurt gehörig unter Druck. Das Europa-Aus hat Spuren hinterlass­en. „Ja, ich weiß aber um die Gefahren, gerade nach diesem Negativerl­ebnis. Da geht es ganz schnell, und man scheidet auch in Halberstad­t aus“, sagte Petersen junior. Vater Andreas ist ebenfalls wenig optimistis­ch: „Ich bin realistisc­h: Wenn wir gegen Freiburg überhaupt eine Chance haben wollen, dann indem wir sie kaputtlauf­en.“Für wen die Familie bei dem Duell ist, meint Petersen Senior zumindest schon zu wissen, wie er der „Sport Bild“sagt: „Meine Tochter kann sich nicht entscheide­n. Sie ist einfach glücklich, dass es dieses Spiel gibt Sabine (Mutter von Nils; d. Red.) klatscht für Nils. Das ist in Ordnung, wir sind ja geschieden. Und eine Mutter ist schließlic­h immer für ihr Kind.“

„Ich hoffe aber, dass wir früh alles klarmachen und er in Ruhe 80 Minuten ein schönes Freiburger Spiel genießen kann.“

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FOTO: IMAGO Am Telefon stets verbunden, am Samstag zumindest in den Farben getrennt – Nils und Andreas Petersen.

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