Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Bauernhaus­museum braucht mehr Räume

Neuer Leiter in Wolfegg wünscht sich zusätzlich­en Platz für Besuchergr­uppen und Depot

- Von Katrin Neef Von Center Parcs profitiere­n ●»

WOLFEGG - 75 000 Besucher in einer Saison: „Das ist eine enorme Zahl, von der andere Museen nur träumen können“, sagt Christoph Mayr, wenn er die Zahlen des vergangene­n Sommers anschaut. Seit Februar leitet Mayr das Wolfegger Bauernhaus­museum und freut sich, dass so viele Menschen aus nah und fern anreisen. Gleichzeit­ig komme das Freilichtm­useum dadurch auch an Grenzen. Mayr möchte deshalb mehr Räume für Besuchergr­uppen schaffen.

„Wir sind personell, platzmäßig und in Sachen Infrastruk­tur am Limit“, sagt Mayr. So müsse das Museum zuweilen Anfragen von Schulklass­en oder anderen Besuchergr­uppen ablehnen, weil Räume für Museumspäd­agogik fehlen. Mitarbeite­r des Museums bieten solchen Gruppen spezielle Mitmachpro­gramme an, bei denen die Teilnehmer die Arbeit in Haus und Hof oder die Selbstvers­orgung mit Nahrungsmi­tteln und Kleidung selbst erleben können. Der Museumslei­ter würde deshalb gerne ein weiteres historisch­es Gebäude auf dem weitläufig­en Gelände für museumspäd­agogische Angebote herrichten. Nicht zuletzt, weil der Center Parcs, der Ende 2018 bei Leutkirch eröffnet, ein Besucherpl­us im Wolfegger Museum bringen könnte: Man rechne in dem Erlebnisba­d mit einer Million Besuchern pro Jahr, berichtet Mayr, und den Prognosen zufolge soll rund ein Drittel des Umsatzes in die Region fließen.

Und auch um die Dinge, die man nicht immer sieht, muss sich Mayr kümmern: Das Museum hortet nämlich rund 40 000 Schätze – vom Leiterwage­n über alte Werkzeuge bis hin zum antiken Puppenwage­n. Sie kommen zu bestimmten Zwecken zum Einsatz und müssen die restliche Zeit so aufbewahrt werden, dass sie keinen Schaden nehmen, also bei nicht zu hoher Temperatur und Luftfeucht­igkeit. Diese Bedingunge­n sind momentan nicht immer gegeben. Als Beispiel zeigt Mayr im Depot unterm Dach eine Kerze, die zu warm geworden ist und sich verbogen hat. Ein neues Depot könnte hier Abhilfe schaffen.

Da das Museum seit Kurzem dem Landkreis gehört, müsse er Umbaupläne und Investitio­nen natürlich mit den Zuständige­n im Landratsam­t absprechen, sagt Christoph Mayr. „Ich würde gerne gemeinsam eine langfristi­ge Zukunftsvi­sion entwickeln – es geht ja auch um Steuergeld­er.“

Welches Fazit zieht Christoph Mayr nach seinen ersten sechs Monaten im Bauernhaus­museum? „Das Museum hat viele große Stärken: Wir sind nah dran am Besucher, haben tolle Mitarbeite­r und bieten profession­elle Veranstalt­ungen an.“Gerne mische er sich unter die Besucher und höre bei diesen Gelegenhei­ten „viele glückliche Kommentare“. Natürlich gebe es auch Beschwerde­n, zum Beispiel darüber, dass die Hinterlass­enschaften der freilaufen­den Tiere eben auch mal auf den Wegen herumliege­n. „Ich kann verstehen, dass dem einen oder anderen Besucher so etwas nicht gefällt“, sagt Mayr. „Aber wir wollen im Freilichtm­useum das bäuerliche Leben darstellen, und da gehört auch Schmutz und Dreck dazu.“

Ansonsten habe er sich in sehr viele Kleinigkei­ten einarbeite­n und viel nachfragen müssen, berichtet Mayr, die Aufgaben seien „wahnsinnig vielfältig“. „Man erwartet, dass ein neuer Chef kommt, aber in Wahrheit kommt erstmal der neue Azubi“, sagt er und lacht.

Die „Schwäbisch­e Zeitung“durfte sich in einem der Museumsdep­ots umschauen. Eine Bildergale­rie finden Sie unter

www.schwaebisc­he.de/depot

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ARCHIVFOTO: GOTTFRIED BRAUCHLE „Vom Acker zur Mühle“ist eines der beliebten Mitmachpro­gramme des Bauernhaus­museums Wolfegg, bei dem die Besucher mit historisch­en Dreschfleg­eln selbst dreschen dürfen. Damit weiterhin alle Interessie­rten an solchen Angeboten teilnehmen können, wünscht...

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