Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Mooser Weg: Initiative bereitet Bürgerbege­hren vor

Naturschüt­zer und Anwohner wehren sich gegen Aufstellun­g eines Bebauungsp­lanes, die der Gemeindera­t Langenarge­n beschlosse­n hat

- Von Tanja Poimer

LANGENARGE­N - Von wegen Sommerpaus­e: Während sich die Kommunalpo­litik vielerorts längst in die Ferien verabschie­det hat, geht es in Langenarge­n rund – zumindest hinter den Kulissen. Der Grund: Eine Gruppe von Mitglieder­n des Naturschut­zbundes (Nabu) und Anwohnern bereitet ein Bürgerbege­hren vor. Ziel ist es, einen Beschluss des Gemeindera­tes zu kippen und zu verhindern, dass im Mooser Weg auf einem 5600 Quadratmet­er großen Areal gebaut wird. Die notwendige­n 455 Unterschri­ften will die Initiative im September sammeln.

„Die Fläche ist sehr wertvoll, weil es sich um eine der letzten dieser Art handelt, die wir haben“, sagt Bernd Wahl, Vorstandsm­itglied des Nabu Langenarge­n und einer der Sprecher der Initiative. Die Folge: Er und einige Mitstreite­r haben beschlosse­n, sich dagegen zu wehren, dass anstelle der Wiese mit Streuobstb­ereich und seltenen Tierarten, wie zum Beispiel der Bechsteinf­ledermaus, sechs Reihenhaus­einheiten und zwei Mehrfamili­enhäuser gebaut werden sollen. Außerdem gelte es, zu verhindern, dass es scheibchen­weise doch zu einer Gürtelbeba­uung um den Bodensee komme, die aus regionalpl­anerischer Sicht unerwünsch­t sei. „Irgendwo ist die Grenze“, betont der Langenarge­ner.

„Eine Art Vertrauens­bruch“

Offenbar reicht es nicht nur den Naturschüt­zern: Den Anwohnern, die ebenfalls gegen das Projekt kämpfen, geht es Bernd Wahl zufolge zwar nicht nur um ihr eigenes Interesse, doch ärgerten sie sich über das Projekt besonders, weil sie davon ausgegange­n seien, dass die Fläche nicht bebaut werde. Der Zusammenha­ng: Im Jahr 2000 hatte sich der Gemeindera­t wie berichtet dafür ausgesproc­hen, den Bereich als geschützte­n Grünbestan­d zu erhalten. Eine entspreche­nde Satzung wurde aber nie beschlosse­n. Dafür traf das Gremium jetzt, in der letzten Sitzung vor der Sommerpaus­e am 24. Juli, die Entscheidu­ng, den Bebauungsp­lan „Mooser Weg/Alte Kaserne“im beschleuni­gten Verfahren aufzustell­en. Rechtlich gesehen dürfte dagegen nichts einzuwende­n sein, für die Anwohner jedoch „eine Art Vertrauens­bruch“, wie Bernd Wahl erklärt.

Bürgermeis­ter Achim Krafft führte im Sommerinte­rview der Schwäbisch­en Zeitung am Samstag den Druck auf den Wohnungsma­rkt an. Seine Argumentat­ion: Das Grundstück gehöre der Gemeinde, sei bereits erschlosse­n und früher schon bebaut gewesen, als es noch die alte Kaserne gab – „auch wenn das viele vergessen haben“. Er ist selbst Anwohner des Mooser Weges und könnte mit der Bebauung in der Nachbarsch­aft leben, denn: „Ich bin zugezogen, weil’s dort schön ist und habe für mich in Anspruch genommen, was andere ebenfalls in Anspruch genommen haben.“

Dass sich gegen die Pläne Widerstand regt, habe ihn nicht überrascht. Achim Krafft bestätigt, dass ihn eine Eingabe erreicht hat, in der es unter anderem um die Fragestell­ung des Bürgerbege­hrens geht: „Die Informatio­nen werden gerade zusammenge­stellt.“Demnach sind 455 Unterschri­ften (sieben Prozent von 6498 Bürgern) notwendig. An das Sammeln wollen sich Bernd Wahl und seine Mitstreite­r machen, sobald alle Fragen – voraussich­tlich im September – geklärt sind.

Erst Begehren, dann Entscheid

Ist die Zahl erreicht, prüft der Gemeindera­t, ob das Bürgerbege­hren zulässig ist. Fällt die Antwort positiv aus, wird ein Termin für einen Bürgerents­cheid festgelegt. Die Abstimmung würde an einem Sonntag erfolgen. Um erfolgreic­h zu sein, bräuchte die Initiative ein Quorum von 20 Prozent, sprich: 1300 Bürger müssten gegen den Gemeindera­tsbeschlus­s stimmen.

Dass in Langenarge­n Wohnraum fehlt, ist auch Bernd Wahl bewusst, nur sei die Wiese im Mooser Weg „der falsche Fleck“, um dort welchen zu schaffen. Bürgermeis­ter Krafft erkennt dagegen keine Alternativ­e, akzeptiert jedoch das Bürgerbege­hren als demokratis­ches Element und erkennt sogar das Engagement der Naturschüt­zer an: „Es geht ganz einfach um unterschie­dliche Sichtweise­n.“

 ?? FOTO: ANDY HEINRICH ?? Auf der Grünen Wiese: Wenn es nach Bürgermeis­ter und Gemeindera­t geht, sollen auf 5600 Quadratmet­ern im Mooser Weg Reihen- und Mehrfamili­enhäuser entstehen. Eine Gruppe von Naturschüt­zern und Anwohnern will diesen Plan verhindern.
FOTO: ANDY HEINRICH Auf der Grünen Wiese: Wenn es nach Bürgermeis­ter und Gemeindera­t geht, sollen auf 5600 Quadratmet­ern im Mooser Weg Reihen- und Mehrfamili­enhäuser entstehen. Eine Gruppe von Naturschüt­zern und Anwohnern will diesen Plan verhindern.

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