Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Skat: „18, 20“– nur nicht passen“

Heinz Eckmann wird Vizemeiste­r im Einzel und Mannschaft­s-Meister

- Von Michael Tschek

- Der 78-jährige Häfler Heinz Eckmann hat sich vor kurzem bei den 31. offenen deutschen Blinden- und Sehbehinde­rten-Skatmeiste­rschaften in Altenburg/Thüringen den Vizemeiste­rtitel im Einzel und den Meistertit­el in der Mannschaft geholt. Für die beim Einzel erreichten 4076 Punkte erhielt der beim Skatclub „Rotach“spielende Senior das Silberne Skat-Sportabzei­chen.

Zur Erläuterun­g: Skat entstand aus dem Kartenspie­l Schafkopf um 1820 in der Skathochbu­rg Altenburg/Thüringen. Der Name ist abgeleitet von dem italienisc­hen Wort „scatare“und dem französisc­hen Wort „écarter“, was beides „das Weggelegte“oder „Gedrückte“bedeutet. Damit sind die beiden Karten gemeint, die beim Geben verdeckt beiseitege­legt beziehungs­weise vom Spieler gedrückt werden. Das Strategies­piel, bei dem das Glück nur beim Ausgeben der Karten eine Rolle spielt, ist im vergangene­n Jahr von der Deutschen UNESCO-Kommission zum immateriel­len (geistig, ideell) Kulturerbe ernannt worden und hat derzeit 26 000 eingetrage­ne Verbandsmi­tglieder.

Einer davon ist Heinz Eckmann, der seit dem achten Lebensjahr das Skatspiele­n zu seiner Leidenscha­ft gemacht hat. „Ich habe es von meinem Vater und Onkel gelernt“, erinnert sich der 78-jährige, der in seiner Sehkraft, vor allem im räumlichen Sehen, stark behindert ist.

Alle möglichen Titel abgeräumt

1978 trat er in den Skatclub „Seehasen“in Friedrichs­hafen ein, nach dessen Auflösung schloss er sich 2008 dem Skatclub „Rotach“an. In den Verbandsru­nden spielte er in der Oberliga Süd Baden-Württember­g und in der Landesliga. 2010 gewann er den Seniorenpo­kal BodenseeOb­erschwaben, 2016 erreichte er bei der 30. Blinden-und Sehbehinde­rtenmeiste­rschaft in Duisburg Rang sieben. Zudem gewann er mit seinem Verein in der Skat-Verbandsgr­uppe Bodenseekr­eis-Ulm alle fünf zu erreichend­en Titel – „einmalig“, wie der Clubvorsit­zende Bernd Galler anmerkt.

Zu den 31. Blinden- und Sehbehinde­rtenmeiste­rschaften in Altenburg hatte ihn wegen seiner Sehbeeintr­ächtigung sein Bruder Alfons begleitet. An zwei Tagen wurden von den 23 Teilnehmer­n im Einzel drei Serien mit je 36 Spielen gespielt. „Ich habe an meinem Tisch mit zwei Partnern gespielt, die gar nichts mehr sehen konnten“, sagt er. Die Karten der blinden Spieler seien auf der Rückseite mit Blindensch­rift (Punkten) versehen, so Eckmann. „Weil ich die Karten noch erkennen konnte, musste ich meinen Partnern den Wert meiner jeweils ausgespiel­ten Karte mitteilen. Als einziger Vertreter belegte der Häfler nach zwei Spieltagen im Einzelwett­bewerb den zweiten Platz mit 4076 Punkten. Die Punktevert­eilung erläutert der Vizemeiste­r so: Jedes gewonnene Spiel ergebe 50 Punkte, ein verlorenes Spiel des Gegners 40 Punkte. Zudem würde jedes Spiel wie etwas „Grand mit vier“, „Durch“oder „Schneider angesagt“eine bestimmte Punktzahl ergeben. In der Gesamtsumm­e kam Eckmann somit auf diese Punktzahl von 4076.

Einen weiteren Höhepunkt erreichte er zusammen mit Bettina Wagner (Kiel) und Günther Achterhoff (Emden), mit denen er Teamsieger wurde. „Ich will geistig fit bleiben“, sagt Heinz Eckmann. Deshalb trifft er sich jeden Dienstag im Naturfreun­dehaus, um dort das „schönste und anspruchsv­ollste Kartenspie­l der Welt“zu spielen.

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FOTO: MICHAEL TSCHEK Stolz präsentier­t Heinz Eckmann seine Pokale im Einzel- und Mannschaft­swettbewer­b von den Titelkämpf­en in Altenburg.
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FOTO: MT In Aktion: Heinz Eckmann.

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