Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Skat: „18, 20“– nur nicht passen“
Heinz Eckmann wird Vizemeister im Einzel und Mannschafts-Meister
- Der 78-jährige Häfler Heinz Eckmann hat sich vor kurzem bei den 31. offenen deutschen Blinden- und Sehbehinderten-Skatmeisterschaften in Altenburg/Thüringen den Vizemeistertitel im Einzel und den Meistertitel in der Mannschaft geholt. Für die beim Einzel erreichten 4076 Punkte erhielt der beim Skatclub „Rotach“spielende Senior das Silberne Skat-Sportabzeichen.
Zur Erläuterung: Skat entstand aus dem Kartenspiel Schafkopf um 1820 in der Skathochburg Altenburg/Thüringen. Der Name ist abgeleitet von dem italienischen Wort „scatare“und dem französischen Wort „écarter“, was beides „das Weggelegte“oder „Gedrückte“bedeutet. Damit sind die beiden Karten gemeint, die beim Geben verdeckt beiseitegelegt beziehungsweise vom Spieler gedrückt werden. Das Strategiespiel, bei dem das Glück nur beim Ausgeben der Karten eine Rolle spielt, ist im vergangenen Jahr von der Deutschen UNESCO-Kommission zum immateriellen (geistig, ideell) Kulturerbe ernannt worden und hat derzeit 26 000 eingetragene Verbandsmitglieder.
Einer davon ist Heinz Eckmann, der seit dem achten Lebensjahr das Skatspielen zu seiner Leidenschaft gemacht hat. „Ich habe es von meinem Vater und Onkel gelernt“, erinnert sich der 78-jährige, der in seiner Sehkraft, vor allem im räumlichen Sehen, stark behindert ist.
Alle möglichen Titel abgeräumt
1978 trat er in den Skatclub „Seehasen“in Friedrichshafen ein, nach dessen Auflösung schloss er sich 2008 dem Skatclub „Rotach“an. In den Verbandsrunden spielte er in der Oberliga Süd Baden-Württemberg und in der Landesliga. 2010 gewann er den Seniorenpokal BodenseeOberschwaben, 2016 erreichte er bei der 30. Blinden-und Sehbehindertenmeisterschaft in Duisburg Rang sieben. Zudem gewann er mit seinem Verein in der Skat-Verbandsgruppe Bodenseekreis-Ulm alle fünf zu erreichenden Titel – „einmalig“, wie der Clubvorsitzende Bernd Galler anmerkt.
Zu den 31. Blinden- und Sehbehindertenmeisterschaften in Altenburg hatte ihn wegen seiner Sehbeeinträchtigung sein Bruder Alfons begleitet. An zwei Tagen wurden von den 23 Teilnehmern im Einzel drei Serien mit je 36 Spielen gespielt. „Ich habe an meinem Tisch mit zwei Partnern gespielt, die gar nichts mehr sehen konnten“, sagt er. Die Karten der blinden Spieler seien auf der Rückseite mit Blindenschrift (Punkten) versehen, so Eckmann. „Weil ich die Karten noch erkennen konnte, musste ich meinen Partnern den Wert meiner jeweils ausgespielten Karte mitteilen. Als einziger Vertreter belegte der Häfler nach zwei Spieltagen im Einzelwettbewerb den zweiten Platz mit 4076 Punkten. Die Punkteverteilung erläutert der Vizemeister so: Jedes gewonnene Spiel ergebe 50 Punkte, ein verlorenes Spiel des Gegners 40 Punkte. Zudem würde jedes Spiel wie etwas „Grand mit vier“, „Durch“oder „Schneider angesagt“eine bestimmte Punktzahl ergeben. In der Gesamtsumme kam Eckmann somit auf diese Punktzahl von 4076.
Einen weiteren Höhepunkt erreichte er zusammen mit Bettina Wagner (Kiel) und Günther Achterhoff (Emden), mit denen er Teamsieger wurde. „Ich will geistig fit bleiben“, sagt Heinz Eckmann. Deshalb trifft er sich jeden Dienstag im Naturfreundehaus, um dort das „schönste und anspruchsvollste Kartenspiel der Welt“zu spielen.