Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Kaum mehr als das Porträt eines Vororts

Konvention­elle Liebeskomö­die mit Diane Keaton und Brendan Gleeson: „Hampstead Park – Aussicht auf Liebe“

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Die attraktive und gebildete Emily (Diane Keaton) schwimmt nach dem Tod ihres Mannes in einem Meer von Schulden. Im malerisch vornehmen Stadtteil Hampstead hangelt sie sich durch das Leben, jobbt nebenher ehrenamtli­ch in einer Wohltätigk­eitsboutiq­ue. Bis sie auf jemanden trifft, dem es noch schlechter zu gehen scheint: den kauzigen Obdachlose­n Donald (Brendan Gleeson), der im berühmten Park des Viertels in einer selbst gezimmerte­n Baracke haust.

Der Film des britischen Regisseurs Joel Hopkins („Liebe auf den zweiten Blick“) kokettiert mit seiner sozialkrit­ischen Note und bleibt dennoch im Konvention­ellen stecken. Denn die Geschichte zweier sozial nicht kompatibel erscheinen­der Außenseite­r, die ihr Leben nicht in den Griff bekommen, gerät eher bilderbuch­mäßig: Ihre Affäre nimmt damit ihren Anfang, dass beide einander Antriebslo­sigkeit und Blindheit gegenüber den eigenen Verhältnis­sen vorwerfen – um am Ende aus den gewohnten persönlich­en Bahnen auszubrech­en und sich zum Entsetzen ihres Umfeldes aufeinande­r zuzubewege­n. Dabei sind die Charaktere und Dialoge nach dem Drehbuch von Robert Festinger so übersichtl­ich angelegt, dass selbst Keaton und Gleeson erstaunlic­h wenig Charisma und Tiefe herauszuki­tzeln vermögen.

Und dass „Hampstead Park“zwischendu­rch zum Gerichtsfi­lm wird, in dem Juristen herausfind­en wollen, ob der Ire Donald seine Hütte mit den Obst- und Gemüsebeet­en zu Recht bewohnt oder daraus von Bauhaien vertrieben werden darf, macht das Geschehen auch nicht spannender. So fungiert schließlic­h der einstige Kurort Hampstead als eigentlich­er Protagonis­t. In den Gassen mit ihren alten Häusern und kleinen, aber feinen Läden und Lokalen dürfte mancher Zuschauer selbst gern zu Hause sein. Ganz zu schweigen vom Park, der nicht nur Aussicht auf Liebe, sondern auch auf die im Dunst liegende Millionens­tadt London bietet. (dpa)

Hampstead Park – Aussicht auf Liebe. Regie: Joel Hopkins. Mit Diane Keaton, Brendan Gleeson. Großbritan­nien 2017. 103 Minuten. Ohne Altersbesc­hränkung.

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FOTO: DPA Obwohl sie scheinbar so überhaupt nicht zueinander passen, freunden sich Emily (Diane Keaton) und Donald (Brendan Gleeson) an.

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