Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Schulessen aus 400 Kilometern Entfernung

Mensa geht im September in Betrieb – Bewirtscha­fter ist ein Unternehme­n aus Rheinland-Pfalz

- Von Anja Reichert

TETTNANG - Mit● dem Schuljahre­sbeginn im September geht die Mensa am Schulzentr­um Manzenberg in Betrieb. Das Essen kommt einmal wöchentlic­h aus Wiebelshei­m, einem Ort rund 400 Kilometer entfernt in Rheinland-Pfalz.

Mehr als vier Millionen Euro hat die Stadt Tettnang in den Bau von Mensa und Caféteria am Manzenberg investiert. Mit dem MillionenP­rojekt will die Stadt dem aufgrund von mehr Ganztagesa­ngeboten gestiegene­n Verpflegun­gsbedarf begegnen. Das geht aus Verwaltung­sunterlage­n hervor.

Bereits seit einigen Jahren gibt es ein Angebot an Mittagesse­n für die Schüler und Lehrer der Schulen im Schulzentr­um Manzenberg und im Hort in der Schillersc­hule. Bei den beiden Caterern aus Friedrichs­hafen und Tettnang wurde das Essen gekocht und in Warmhalteb­oxen nach Tettnang gefahren und dort ausgegeben. Nun ändert sich das Konzept: Das Essen kommt nicht wie zuvor warmgehalt­en aus dem Bodenseekr­eis, sondern gekühlt aus Rheinland-Pfalz.

Die Küche der Mensa solle so ausgestatt­et sein, dass die Produktion der Mittagesse­n mit dem sogenannte­n Cook-and-Chill-Verfahren – zu deutsch etwa Kochen und Kühlen – erfolgen könne. Meint: fertig gekochte Speisen oder Speisekomp­onenten werden gekühlt angeliefer­t und vor Ort final zubereitet.

Wirtschaft­lichstes Angebot bekommt den Zuschlag

Die Bewirtscha­ftung sollte in Fremdregie erfolgen. Die wenigsten Kommunen betrieben Mensen selbst, heißt es seitens der Verwaltung, weil einfach auch nicht das Know-how vorhanden ist. Also wurde im April eine Dienstleis­tungskonze­ssion ausgeschri­eben. „Wir waren rechtlich zur Ausschreib­ung verpflicht­et und konnten daher die neue Mensa nicht einfach dem vorherigen Betreiber übergeben“, erläutert Judith Maier, Pressespre­cherin der Stadt.

Lediglich zwei Unternehme­n haben ein Angebot abgegeben. „Die Ermittlung des wirtschaft­lichsten Angebots erfolgte aufgrund der in den Ausschreib­ungsunterl­agen festgelegt­en Wertungskr­iterien – 70 Prozent Preis/30 Prozent Qualität“, so Maier. Das wirtschaft­lichste Angebot sei von der Wiebelshei­mer Firma „Sander Catering“abgegeben worden. „Daher mussten wir den Zuschlag an die Firma Sander erteilen.“Da es sich hierbei um ein ganz normales Ausschreib­ungsverfah­ren handelte, habe die Verwaltung keinen Einfluss darauf, ob es ein lokaler Caterer werde oder nicht.

Ob sich ein Caterer aus der Region beworben habe, werde bei einem Ausschreib­ungsverfah­ren nicht bekannt gegeben. Und auch die Gründe, warum sich Firmen bewerben oder nicht, seien unbekannt. „Hier können wir nur Vermutunge­n anstellen“, berichtet Maier. „600 Essen sind schon eine Ansage. Wie viele Caterer hier überhaupt infrage kommen und die Kapazität haben, wissen wir leider nicht.“

Einmal in der Woche wird die Mensa in Tettnang nun mit Menükompon­enten für das Mittagesse­n beliefert, die im Cook-and-Chill-Verfahren hergestell­t werden – Salat und Obst nach Bedarf auch mehrmals, so ein Sprecher des Unternehme­ns. Ein Vorteil des Cook-and-Chill-Verfahrens sei, dass auf die tatsächlic­he Anzahl der „Verpflegun­gsteilnehm­er“flexibel reagiert werden könne und Speiserest­e und Abfall deutlich minimiert werden würde.

Die 400 Kilometer, die dabei zurückgele­gt werden, scheinen für das Unternehme­n keine Besonderhe­it zu sein: „Durch unserer Produktion­sverfahren können wir unsere Produkte in ganz Deutschlan­d oder beispielsw­eise auch in der Schweiz und in Österreich anbieten – und dies seit über 40 Jahren“, heißt es seitens Sander Catering.

Das Unternehme­n hat seinen Sitz in Wiebelshei­m und betreue „seit vielen Jahren über 150 Schulen in ganz Deutschlan­d mit individuel­len Verpflegun­gskonzepte­n“. In BadenWürtt­emberg beliefert die Firma laut einem Sprecher über 30 Schulen. Davon über 20 im Raum Stuttgart und mehr als zehn im Regierungs­bezirk Tübingen. „In Tettnang selbst und näherer Umgebung ist das Schulzentr­um am Manzenberg unsere erste Mensa, die wir bewirtscha­ften werden“, so der Sprecher.

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FOTO: DPA Einmal in der Woche beliefert ein Unternehme­n aus Rheinland-Pfalz die Mensa in Tettnang mit Menükompon­enten für das Mittagesse­n.
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FOTO: ANJA REICHERT Rund vier Millionen Euro hat die Stadt Tettnang in den Bau der Mensa investiert und will dem gestiegene­n Verpflegun­gsbedarf begegnen.

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