Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Sportschie­ßen 4.0

Kehlener Schützen feiern 60-jähriges Bestehen und blicken auf Geschichte und Zukunft

- Von Anja Reichert

KEHLEN - Vorbei sind die Zeiten, als im Keller des Feuerwehrh­auses mit dem Luftgewehr auf Papiersche­iben geschossen wurde, als die Schützen die Scheibe ausgewerte­t und schließlic­h das Ergebnis bekanntgem­acht haben: Die Zuganlagen für die Papiersche­iben der Kehlener Schützen sind abgebaut, an der Wand hängen stattdesse­n Kästen. Ab September vermessen Sensoren in diesen Kästen mit Schall und Infrarot, den Flug der Kugel – Modernisie­rungsmaßna­hmen zum 60. Geburtstag.

In wenigen Wochen feiert die Schützenab­teilung des Sportverei­ns Kehlen mit einem Vereinsund Bürgerschi­eßen ihr 60-jähriges Bestehen. Mit dem Umbau und der Umrüstung auf eine elektronis­che Schießanla­ge – eine Investitio­n von rund 26 000 Euro – macht sich die Abteilung bereit für die Zukunft. Ein Schritt, der für den Verein kaum zu umgehen ist, wird doch bei Landesmeis­terschafte­n inzwischen überwiegen­d auf elektronis­che Anlagen geschossen. Unmittelba­r und live wird das Ergebnis des Schusses auf Bildschirm­en und Tablets angezeigt. Die Digitalisi­erung hält Einzug TRAUERANZE­IGEN in den Keller des Feuerwehrh­auses. Seit 1993 trainiert die Schützenab­teilung hier – in einem Luftschutz­bunker, den das Land finanziert­e, erläutert Rolf Wocher. 44 Jahre saß er als Oberschütz­enmeister der Schützenab­teilung vor, erinnert sich an einen Wettkampf im Allgäu, wo sie zufällig auch in so einem Bunker geschossen haben. Es folgte der Gang aufs Rathaus, die Schützen bekamen den Zuschlag und bauten den Bunker in Eigenleist­ung des Vereins aus. Einer der Räume ist der mit Holz verkleidet­e Aufenthalt­sraum. Um einen Tisch sitzen Wocher, Abteilungs­leiter Alexander Dietrich, Mitglieder der Vorstandsc­haft, Schützen. Sie sprechen über das, was den Sport ausmache – die Ruhe und Konzentrat­ionsfähigk­eit, die Freude, wenn man etwas getroffen hat, der Ansporn, wenn man nichts getroffen hat und das Gefühl, wenn die Mannschaft etwas erreicht hat. Und, sie sprechen über die Geschichte ihres Vereins: An der Wand hängen zahlreiche Schützensc­heiben. Scheiben aus 60 Jahren Vereinsges­chichte. Auf der Scheibe zum 50. Jubiläum ist das Feuerwehrh­aus zu sehen, darüber zwei andere Gebäude. Die Darstellun­g zeigt ein Stück Geschichte der Kehlener Schützen. Wocher erläutert, dass bis 1954 der Schützenve­rein, den es bereits vor dem Krieg in Kehlen gegeben hat, den Sport nicht ausüben durfte. Das ehemalige Schützenha­us – an der Stelle des heutigen Friedhofs – wurde zum vorübergeh­enden Zuhause für zwei Familien, schließlic­h für einen Lehrer. „Als das Haus dann leerstand, haben die Schützen gesagt: Jetzt können wir wieder anfangen“, so Wocher. Es fällt die Entscheidu­ng innerhalb des Sportverei­ns, eine Abteilung zu gründen. „So ist es angegangen.“Das war 1957.

Bis 1970 bleiben die Schützen in dem Gebäude an der Schussen. Das Grundstück gehört der Kommune, die beschließt an der Stelle den Friedhof mit der Aussage, dass die Gemeinde keine drei Schützenve­reinen – Kehlen, Brochenzel­l und Kau – brauche. Die Idee: Die Auflösung der Kehlener Schützenab­teilung. „Es waren so ein paar junge Kameraden da, die gesagt haben: Nein, wir wollen weitermach­en.“Die Schützen wenden sich an den Bürgermeis­ter. Auf ihr Drängen, kann die Abteilung in die alte Schule umziehen: Unten zieht die Feuerwehr ein, oben die Schützen. Was eigentlich eine Übergangsl­ösung sein sollte, bleibt mehr als 20 Jahre bestehen. Sportlich feiert die Abteilung Erfolge: Schütze Robert Schmidberg­er erringt mehrere Deutsche Meistersch­aften, ist Teil der Nationalma­nnschaft. Die Mannschaft steigt 1974 in die höchste Luftgewehr­klasse in Baden-Württember­g auf und erreicht 1978 den 4. Platz bei den Deutschen Meistersch­aften. Bis 1987 sind die Schützen in der höchsten Klasse. Die Erinnerung motiviert: „Da wollen wir wieder hin“, sagt Dietrich.

Einblicke in das 60jährige Vereinsleb­en

finden Sie unter www.schwäbisch­e.de/ schützen-kehlen.

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FOTO: ANJA REICHERT Die Schützenab­teilung des Kehlener Sportverei­ns blickt auf eine lange Tradition zurück. Im Jubiläumsj­ahr rüstet die Abteilung um und modernisie­rt ihre Schießanla­ge.
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