Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Schön festhalten
Airbus testet Haltevorrichtung für die zweite Generation der Grace-Satelliten
IMMENSTAAD (dpa/af) - Nach 15 Jahren geht den Grace-Satelliten langsam die Puste aus. Die bei Airbus in Immenstaad gebauten Zwillinge, die seit 2002 das Schwerefeld der Erde erkunden, sollten bereits Ende Juni abgeschaltet werden. Aber noch halten sie durch, wie die dpa aus dem Deutschen Geoforschungszentrum in Potsdam (GFZ) berichtet. Zusammen mit der amerikanischen Weltraumbehörde Nasa ist das GFZ für die Mission verantwortlich.
„Messdaten werden weiter gesammelt und zur Erde gesendet“, sagt Frank Flechtner, Leiter der Sektion Globales Geomonitoring und Schwerefeld und der „Grace“-Mission am GFZ. „Doch erste Ermüdungserscheinungen machen sich langsam bemerkbar.“Die Ladefähigkeit der Batterien und der Treibstoff gingen langsam zur Neige. „Wir werden die Satelliten gezielt zum Absturz bringen.“Dabei sollen sie in die Erdatmosphäre dirigiert werden und dort verglühen. Man will schließlich nicht noch mehr Weltraumschrott produzieren.
Damit die Schwerefeld-Mission nahtlos weitergehen kann und der Datenfluss nicht abreißt, steht bei Airbus bereits die Nachfolgemission in den Startlöchern. Die beiden Satelliten der Grace-FO-Mission (Gravity Recovery and Climate Experiment Follow-On) sind fertig und erfolgreich getestet, teilt das Luft- und Raumfahrtunternehmen in Immenstaad mit. Anfang 2018 sollen sie mit einer Falcon-9-Rakete des US-Unternehmens SpaceX starten. Die ersten Grace-Satelliten nutzten 2002 ein russisches Rokot.
Projekt der Nasa und des GZF
Dass nicht nur die Satelliten selbst weltraumtauglich sind und die Kräfte, die beim Start auf sie einwirken, heil überstehen, sondern auch die sogenannte Dispenser-Struktur hält, hat das fertig montierte Ensemble in den vergangenen Wochen bei der IABG in Ottobrunn bei München bewiesen. Bei dem Dispenser handelt es sich um eine Haltevorrichtung mit zentralem Kohlefaserzylinder. Dieser fixiert die Grace-FO-Zwillingssatelliten während des Starts. Vier Federmechanismen mit entsprechenden Kabelbäumen und Steckverbindungen sind für das Festhalten und Auslösen der Satelliten zuständig.
Airbus in Spanien, das auf Nutzlaststrukturen für Mehrfachstarts spezialisiert ist, hat das DispenserSystem im Auftrag des Potsdamer GFZ in weniger als einem Jahr entwickelt, teilt Airbus mit. Im Auftrag der Nasa und in Partnerschaft mit dem GFZ wird das vom California Institute of Technology (Caltech) betriebene JPL in Pasadena, Kalifornien, die beiden Grace-FO-Forschungssatelliten mit einem Abstand von 220 Kilometern in eine rund 500 Kilometer hohe polare Umlaufbahn bringen.
Im All angekommen, werden die beiden Satelliten ständig und sehr genau ihren Abstand zueinander messen. Da dieser sich unter dem Einfluss der Erdgravitation verändert, lässt sich so eine Karte des Schwerefelds unseres Planeten erstellen.