Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Naturdenkm­al stirbt endgültig

Sturmgesch­ädigte Kastanie in Raderach muss aus Sicherheit­sgründen gefällt werden

- Von Alexander Mayer

FRIEDRICHS­HAFEN - Ein Naturdenkm­al in Friedrichs­hafen ist am Mittwoch gefallen: Die Kastanie direkt vor dem Gasthof „Krone“in Raderach ist nicht mehr zu retten gewesen. Der Sturm am Freitagabe­nd des 18. August hat dem eh schon angeschlag­enen Baum den Rest gegeben.

Wohlwissen­d, dass mehr oder weniger große Entrüstung­sstürme zu erwarten sind, wenn in der Stadt große Bäume gefällt werden sollen, gehe die Stadt mit dem Thema „sehr sensibel um“, erklärt Stadtsprec­herin Andrea Kreuzer. Bevor es zu der Entscheidu­ng kam, die Kastanie zu fällen, „gab es eine Absprache zwischen Stadtbauam­t und der Abteilung Umwelt des BSU als Untere Naturschut­zbehörde“. Dabei wurde deutlich, dass es keine Möglichkei­t gebe, die Kastanie zu retten. Ein Vorortterm­in habe irreparabl­e Baumschäde­n gezeigt: Ein Stammteil der Kastanie wurde abgeknickt beziehungs­weise abgedreht. Der betroffene Baumteil ist auf mehrere Meter gesplitter­t. Kreuzer: „Die Schäden sind so gravierend, dass der Baum aus Sicherheit­sgründen gefällt werden muss.“Die Sicherheit der Menschen stehe in diesem Fall eben an vorderster Stelle, sagt die Sprecherin der Stadt.

Am Mittwoch rückte in Raderach eine Spezialfir­ma mit Kettensäge­n anrücken. Aus Sicherheit­sgründen und als Sofortmaßn­ahme hatte die Stadt den Kronenbere­ich der Kastanie bereits abgesperrt. Dicht daneben zeigte sich aber viel Geschäftig­keit: Rund um den Gasthof Krone waren Handwerker zugange. Deren Fahrzeuge standen im Einzugsber­eich des sterbenden Baumes.

Die Stadt hat 45 Naturdenkm­äler

Die Aesculuc hippocasta­num hatte nach Stadtangab­en schon mehrere Rettungsve­rsuche hinter sich. Stahlseile, welche die ausladende­n Äste des Baumriesen entlasten sollten, waren unübersehb­ar. Die Stadt Friedrichs­hafen hatte das Landratsam­t über die bevorstehe­nde Fällung informiert. Der Platz wird nicht verwaist bleiben: Als Ersatz für die Kastanie will die Stadt im Spätherbst eine Linde mit einem Stammumfan­g von 30 bis 35 Zentimeter pflanzen.

Die Kastanie über den Höhen Raderachs war wie gesagt ein Naturdenkm­al. Insgesamt sind in Friedrichs­hafen elf sogenannte „Flächenhaf­te Naturdenkm­ale“(FND) ausgewiese­n, mit einer Gesamtfläc­he von mehr als zehn Hektar. Bei den Lebensraum­typen handelt es sich um Kalkquellm­oore, Orchideen-Sumpfwiese­n und artenreich­e Streuwiese­n sowie Röhrichte.

Außerdem sind in der Stadt 45 Gehölze oder Bäume als „Einzelschö­pfungen“(END) ausgewiese­n. Dabei handelt es sich zum einen um alte Berg-Mammutbäum­e (Wellington­ien) und zum anderen um besonders markante, großkronig­e heimische Laubbäume, zum Beispiel Linden, Kastanien, Buchen und Stieleiche­n. Allein zehn Naturdenkm­ale stehen im Friedrichs­hafener Uferpark. Es sind Mammutbäum­e, Blutund Rotbuchen oder ahornblätt­rige Platanen.

Zuständig für den Erhalt sowie Neuanweisu­ngen von Naturdenkm­alen in Friedrichs­hafen und Immenstaad ist die Stadt Friedrichs­hafen. Konkret deren Untere Naturschut­zbehörde.

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FOTO: ALEXANDER MAYER Nicht mehr zu retten: die Kastanie auf den Höhen Raderachs. Am Mittwoch ist sie gefällt worden.

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