Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Beispiel deutsch-amerikanischer Klimaforschung
Auch wenn der derzeitige Präsident der USA vom Klimawandel, seinen Ursachen und Folgen nicht viel wissen will, politische Konsequenzen scheut und die Budgets zurückfahren will, steht Amerika keineswegs abseits, was die Forschung betrifft. Die Amerikaner engagieren sich seit vielen Jahren in diesem Bereich. Ein Beispiel der langfristig angelegten internationalen Zusammenarbeit ist die Grace-Mission. Hier geht es zwar in erster Linie um wissenschaftliche Erkenntnisse und ein besseres Verständnis dafür, was sich im Innern unseres Planeten tut. Doch die Grace-Satelliten liefern seit 2002 auch einen wichtigen Beitrag zur globalen Klimaforschung. Aus den zeitlichen Veränderungen des Schwerefeldes leiten Geowissenschaftler neue Erkenntnisse ab über die Tiefenund Oberflächenströmungen in den Ozeanen und im Grundwasser sowie über die Veränderungen der polaren Eisschichten. Mit der Grace-Mission ist es laut GFZ zum ersten Mal gelungen, Wasser, Eis und Wasserdampf global zu quantifizieren und die Veränderungen zu messen. So habe der Kontinent der Antarktis seit 2002 etwa 118 Gigatonnen Eis pro Jahr verloren, während die Grönland-Eisdecke schätzungsweise um 281 Gigatonnen pro Jahr zurückgegangen ist. Eine Gigatonne entspricht einer Milliarde Tonnen. Viele Prozesse im Klimageschehen unseres Planeten seien von den Wassermassen und deren großräumiger Umverteilung abhängig. Diese Prozesse werden am besten in den Veränderungen des Schwerefeldes sichtbar und messbar. Mit Grace haben die Wissenschaftler ein Werkzeug, das es ihnen ermöglicht, genau zu erkennen, wo und wie viel Wasser aus der Tiefe gepumpt wird. Für den Umgang mit Grundwasser könnten die Daten entscheidende Konsequenzen haben. Die GraceSatelliten leisten damit einen Beitrag zur Grundlagenforschung über die komplexen Vorgänge auf und in unserem Planeten. Ihre Daten werden inzwischen weltweit auch von Meteorologen für Wettervorhersagen genutzt. (af)