Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Zeughaus hat guten Namen in der Kulturszene“
300 Mitglieder tragen als starke Säule den Kulturverein – Wachwechsel bringt Stefan Fürhaupter an die Spitze
LINDAU - Seit vielen Jahren sind Karl-Heinz Brombeis und Sylvia Grossmann die Gesichter des Lindauer Zeughauses. Für so manchen unerwartet haben der Vorsitzende und seine Stellvertreterin vor Kurzem ihre Ämter abgegeben: Stefan Fürhaupter führt jetzt den Zeughausverein, zusammen mit Martin Keller als Vize. „Die grandiosen Abende“, die Brombeis so oft am Unteren Schrannenplatz erlebt hat, wird es aber auch künftig geben. Zum einen, weil „man in einem perfekt laufenden Verein nicht viel ändern muss“, wie Fürhaupter sagt. Aber auch deshalb, „weil das Zeughaus in der Kulturszene einen richtig guten Namen hat“, ist das Quartett überzeugt.
Dabei sind die Anfänge des heutigen Zeughauses alles andere als einfach gewesen. Brombeis hat jene Zeit als Architekt miterlebt. Ursprünglich war in den 90er Jahren angedacht, das Gebäude als Bürgerhaus zu nutzen. Dann meldeten sich Lindauer Kulturschaffende zu Wort: Musiker wie auch Schauspieler sahen die Chance, dort endlich einen Platz für Konzerte, Theaterstücke und ähnliches zu haben. 1995 gründete sich der Förderverein Zeughaus, der die alte Theaterspielstätte wiederbeleben wollte.
Anfangs buchten die Gruppen und Vereine die Bühne als Spielort. „Ein Geburtsfehler“, wie Sylvia Grossmann heute feststellt: „Der Verein hätte von Anfang an als Veranstalter auftreten sollen.“Dann hätte es auch solche Probleme wie nicht bezahlte GemaGebühren nicht gegeben: „Die hätten damals den Verein fast Kopf und Kragen gekostet“, erinnert sich Brombeis nur zu gut: 2003 hatte er es als frisch gekürter Vorsitzender geschafft, bei der Gema einen Schuldenerlass fürs Zeughaus zu erkämpfen. „Da konnten wir dann neu anfangen.“
Brombeis und Grossmann bildeten von da an ein Team, das sich um alles kümmerte, vom Sichten der Angebote übers Buchen der Darsteller und Gruppen bis zu deren Betreuung und dem Aufräumen nach den Veranstaltungen. Leicht sei der Neustart nicht gewesen, blicken die beiden zurück. Ein Lindauer Urgestein gab seinerzeit unerwartet den Rettungsanker: Jockel Tschiersch kam – und sorgte mit 200 Besuchern damals das erste Mal für ein ausverkauftes Haus im Zeughaus. „Da hab ich Blut geleckt“, gesteht Brombeis.
Große Namen folgten. Brombeis und Grossmann erinnern sich gerne an Auftritte von Gerhard Polt, Dieter Hildebrandt, Konstantin Wecker, Josef Hader oder Hagen Rether, der inzwischen sogar Mitglied im Lindauer Zeughausverein ist. „Da brauchten wir anfangs schon einiges an Verhandlungsgeschick“, schildert Grossmann. Doch es sprach sich in der Kulturszene auch etwas anderes herum: die besondere Gastfreundschaft der Zeughaus-Aktiven.
„Das waren grandiose Abende“, strahlt Brombeis. Und die endeten nicht mit dem letzten Vorhang auf der Zeughaus-Bühne: Fast immer habe man danach noch lange mit den Künstlern zusammengesessen. Der Kontakt mit Musikern, Kabarettisten und Schauspielern vor und nach den Auftritten – „das ist unsere immaterielle Entschädigung für die viele Arbeit und Zeit, die wir ins Zeughaus gesteckt haben“, sind Brombeis und Grossmann überzeugt.
„Die beiden haben das geschaffen, was das Zeughaus heute ist.“Stefan Fürhaupter ist voll des Lobes über seinen Vorgänger und dessen Stellvertreterin. Und seinem neuen Vize Martin Keller ist klar: „Das ist eine sehr hohe Messlatte.“Und ein Pensum an Arbeit, „das zwei Nachfolger gar nicht stemmen können“. Weshalb Fürhaupter nun die Aufgaben in dem immer noch komplett ehrenamtlich geführten Zeughausverein auf mehr Schultern verteilen möchte. Finanziell stehe der Verein, der inzwischen jährlich einen Umsatz von rund 100 000 Euro stemmt, ganz ordentlich da. Das auch dank der 300 Mitglieder, die nach Ansicht von Brombeis und Fürhaupter „eine feste Säule des Zeughauses darstellen“.
Wichtig ist den Neuen an der Spitze des Vereins: „Auch mal was ausprobieren“, nicht nur bewährte Namen nach Lindau holen. „Und wir laden nur Leute ein, auf die wir selbst Lust haben“, fügen sie schmunzelnd an. Ein alter Bekannter bleibt dabei übrigens eine gesetzte Nummer im neuen Herbstprogramm: Jockel Tschiersch wird am 14. Oktober im Zeughaus ganz sicher wieder vor ausverkauftem Haus auftreten.
„Die beiden haben das geschaffen, was das Zeughaus heute ist.“