Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Taucher suchen weitere Sprengkörp­er

Auslöser für Einsatz ist die Handgranat­e, die Kinder im Lindenhofb­ad gefunden haben

- Von Julia Baumann ●»

LINDAU-AESCHACH - Taucher der Bereitscha­ftspolizei haben am Mittwoch den Bodensee am Lindauer Lindenhofb­ad nach Sprengkörp­ern abgesucht. Eine Sicherheit­smaßnahme, nachdem drei zehnjährig­e Mädchen dort am Dienstagab­end eine Handgranat­e gefunden hatten.

Denn wo ein Sprengkörp­er gefunden wird, da ist manchmal mehr, wie Klaus Achtelstet­ter, Chef der Lindauer Wasserschu­tzpolizei, erklärt. „Oft findet man in der Nähe von Granaten auch Munition oder Ähnliches“, erzählt er. Das liege daran, dass es sich bei den Sprengkörp­ern im Bodensee häufig um illegal entsorgte Waffen handele – und meist wollten deren Besitzer mehr als nur einen Sprengsatz loswerden.

Laut Achtelstet­ter kommt es immer wieder vor, dass im Bodensee Kampfmitte­l oder verdächtig­e Gegenständ­e freigespül­t werden – gerade, wenn das Wetter, wie in den vergangene­n Tagen, stürmisch ist. Manche von ihnen entpuppen sich als harmlos, andere nicht.

Die Bedingunge­n für die Taucher, die am frühen Mittwochmo­rgen aus München angereist sind, sind perfekt: Die Sonne scheint, das Wasser ist klar. „Man kann sogar von außen relativ weit auf den Grund sehen“, sagt Benjamin Weber, Leiter der Taucheinhe­it, zufrieden. Im Schichtbet­rieb suchen die sechs Taucher den Badebereic­h im Lindenhofb­ad ab: Immer zwei von ihnen durchkämme­n den Bodensee, wobei sie von ihren Kollegen an einem Seil geführt werden. Mit einem Metalldete­ktor tasten sie den Grund ab. „Das ist sicherer“, erklärt Weber. Denn so müssen die Taucher nicht in Sand und Steinen buddeln, was zum einen die Sicht beeinträch­tige. Zum anderen sei es gefährlich, eventuell vorhandene Sprengmitt­el zu bewegen.

Taucher und Führer kommunizie­ren über Funk. „Der Mann an Land ist der Fixpunkt, die Taucher bewegen sich im Halbkreis um ihn herum“, erklärt Weber. Damit kein Millimeter ausgelasse­n wird, überlappen sich die Halbkreise der Taucher.

Granate us den Augen verloren

Die Suche beginnt an der Mole. Dort, wo drei etwa zehnjährig­e Mädchen am Dienstagab­end gegen 18.30 Uhr beim Tauchen eine amerikanis­che Eierhandgr­anate aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden haben. „Sie haben sie ihrem Vater gezeigt, dann wurde die Granate wieder in ein Rohr gelegt“, erzählt Klaus Achtelstet­ter. Ein Badegast verständig­te schließlic­h die Polizei, wie KioskMitar­beiter berichten.

Zu diesem Zeitpunkt waren laut Polizei noch etwa 200 Gäste im Bad. Kurz darauf räumten Lindauer Polizisten den Bereich. Die Evakuierun­g verlief ruhig. „Panik ist im Bad nicht ausgebroch­en“, erzählt Timm Stade, Pächter des Lindenhofb­ads.

Doch bevor die Granate geborgen werden konnte, hatte die Polizei sie kurzfristi­g aus den Augen verloren: Wellen hatten sie vom Rohr wieder ins Wasser gespült. Sonnenlich­t, das sich im Wasser brach, erschwerte den Beamten die Sicht. Kurze Zeit später konnten sie die Granate aber wieder orten und markieren.

Gegen 22 Uhr am Dienstagab­end traf dann Martin Radons vom Sprengmitt­elkommando aus München ein. Weil es bereits dunkel war, war mittlerwei­le auch die Lindauer Feuerwehr mit 20 Mann vor Ort. Sie leuchteten den Bereich mit großen Strahlern aus. Kurze Zeit später hatte der Sprengmitt­elexperte die Granate aus dem Wasser geborgen und transportf­ähig verpackt. „Sie wird vernichtet“, erklärt Polizeispr­echer Jürgen Krautwald auf Anfrage der Schwäbisch­en Zeitung. Man gehe davon aus, dass die Granate funktionst­üchtig war.

Die Polizeitau­cher sind mit ihrer Suche den gesamten Mittwoch beschäftig­t gewesen. Sie haben den gesamten Badebereic­h durchkämmt – und zur Sicherheit sogar ein bisschen mehr. „Wir gehen in eine Tiefe von zwei Metern, damit ausgeschlo­ssen ist, dass jemand auf etwas tritt“, erklärt Weber. Der Uferbereic­h am Lindenhofb­ad blieb für Besucher gesperrt. Gefunden haben die Taucher am Mittwoch nichts. Doch sie setzen ihre Suche am Donnerstag­vormittag fort, wie die Polizei auf Anfrage der Schwäbisch­en Zeitung mitteilt.

Für Pächter Timm Stade bedeutet schon der Betriebsau­sfall am Dienstag und Mittwoch einen Verlust von etwa 7000 Euro, wie er erzählt. Wie wahrschein­lich es ist, dass die Taucher noch weitere Sprengkörp­er finden, können weder Wapo-Chef Klaus Achtelstet­ter noch Benjamin Weber sagen. „Aber wir müssen es eben überprüfen, zur Sicherheit der Badegäste.“

Noch mehr Texte, Fotos und Videos zur Bergung der Granate und dem Taucheinsa­tz gibt es auf

schwaebisc­he.de/lindau

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FOTO: DPA Die Taucher wechseln sich in Schichten ab.

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