Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Der Bodensee wird immer wärmer

Angenehme Wassertemp­eraturen freuen die Badegäste, bereiten Experten aber Sorge

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FRIEDRICHS­HAFEN (sz) - Der Sommer 2017 hat dem Bodensee angenehm warme Badetemper­aturen von etwa 22 Grad Celsius beschert. Doch auch wenn der Bodensee nach einigen kühlen Regentagen wie beispielwe­ise Ende Juli kurzzeitig auf etwa 20 Grad abgekühlt ist, liegen die Wassertemp­eraturen auch in diesem Jahr an den meisten Tagen über dem langjährig­en Mittelwert.

In der ungewöhnli­ch warmen Periode ab Ende März sowie Anfang Juni wurden nach Angaben der Internatio­nalen Gewässersc­hutzkommis­sion für den Bodensee (IGKB) sogar neue Rekordwert­e für diese Zeiträume gemessen.

Ungewöhnli­ch sei auch, dass Ende Juni in der Bregenzer Bucht – dort werden Temperatur­en kontinuier­lich gemessen – die 25-Grad-Marke geknackt wurde. Lediglich in der zweiten Januarhälf­te kühlte dort das Wasser stark auf etwa zweieinhal­b Grad Celsius ab.

Dank des durchwachs­enen Sommers zeichnet sich in diesem Jahr laut IGKB kein neuer Wärmerekor­d für den See ab. Diesen hält somit nach wie vor das Jahr 2016, als der See im Jahresmitt­el 13 Grad warm war – was deutlich über dem langjährig­en Durchschni­tt von 11,4 Grad lag.

Der Trend zu immer höheren Wassertemp­eraturen mag Badegäste erfreuen, doch den Experten der IGKB bereitet er Sorge: „Die Folgen dieser Erwärmung für den See zeigen sich immer deutlicher: Vor allem der Austausch des sauerstoff­reichen Wassers an der Seeoberflä­che mit dem sauerstoff­armen Tiefenwass­er und damit der Transport von lebenswich­tigem Sauerstoff in die Tiefe findet nicht mehr vollständi­g statt", berichtet Harald Hetzenauer, der Leiter des Instituts für Seenforsch­ung in Langenarge­n.

Wärme reduziert Sauerstoff­menge

Der Grund: Je wärmer das Oberfläche­nwasser ist, desto größer seien die Dichteunte­rschiede zwischen dem leichteren warmen Wasser in den oberen Seeschicht­en und dem schwereren kälteren Tiefenwass­er – und desto stabiler ist die Schichtung. Wenn sich der See dann im Herbst später abkühlt und im Frühjahr zeitiger erwärmt werde die Zeitspanne immer kürzer, in welcher sich der See durchmisch­en – also Sauerstoff tanken kann.

Dieser Trend hält wie schon in den vergangene­n Jahren unverminde­rt an: In den Jahren 2007 bis 2011 durchmisch­te sich der See laut IGKB nur ungenügend. Dann kam am Ende des Winters 2012 eine halbwegs gute Durchmisch­ung, doch seither zehre der Bodensee von dem damals in die Tiefe verfrachte­ten Sauerstoff mit einer Konzentrat­ion von fast elf Milligramm pro Liter im März des Jahres 2012.

Im November 2016 wurde dann ein Gehalt von nur noch 5,2 Milligramm pro Liter Sauerstoff gemessen – für Seenforsch­er wie Harald Hetzenauer ist das ein ernst zu nehmender Hinweis, dass sich die Klimaerwär­mung immer stärker auf den Bodensee auswirke.

Eine ausreichen­de Sauerstoff­versorgung des Wassers am Seegrund ist unter anderem Voraussetz­ung, damit sich der dort abgelegte Felchenlai­ch gut entwickelt. Das hat direkte Auswirkung­en auf die Zahl der Fische im See – und auch auf den Erfolg der Bodenseefi­scher.

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FOTO: JÜRGEN WIDMER Blick vom Strandbad Wasserburg in Richtung Bodensee: Badefans freuen sich über laues Seewasser, Fischer nicht immer.

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