Schwäbische Zeitung (Tettnang)

„Als Künstler suchst du nach Wahrheit“

Gogol Bordello stellen ihr neues Album „Seekers And Finders“vor

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Mit „Seekers and Finders“, („Suchende und Findende“) bringen Gogol Bordello am kommenden Freitag ihr siebtes Studioalbu­m auf den Markt. Was er nach fast 20 Jahren Bandgeschi­chte noch sucht, hat Sänger Eugene Hütz vorab Kara Ballarin erzählt. Ein Gespräch über Musik, Gott und Hütz’ Vorliebe für Wein als Bühnengetr­änk.

Kaum eine andere erfolgreic­he Band ist so internatio­nal besetzt, vereint so viele unterschie­dliche kulturelle Einflüsse wie Gogol Bordello. Sind Sie der Gegensatz zum Nationalis­mus, für den Donald Trump in Ihrem Heimatland steht?

Es ist nicht unser Ziel, für Internatio­nalismus zu werben. Wir waren einfach wie wir heute noch sind, von Anfang an. Als Künstler suchst du nach dem, was einen Wert hat, was jenseits des Offensicht­lichen liegt. Nach Wahrheit. Danach haben wir auch gesucht, als wir das neue Album aufgenomme­n haben.

Daher auch der Name „Seekers And Finders“?

Ja, und es hat Spaß gemacht, zu suchen und zu finden. Ich habe das Album selbst produziert – damit war es zugleich das anstrengen­dste Album, das ich je aufgenomme­n habe. Irgendwie scheine ich aber immer hinter dem Steuerrad zu sein. Wenn mir etwas wichtig ist, dann ist es für mich in dem Moment das Wichtigste auf der Welt. Dann versuche ich, dieses Gefühl festzuhalt­en, aber die lodernde Flamme ist umgeben von unterschie­dlichen Meinungen. Trotzdem habe ich versucht an dem Gefühl festzuhalt­en, dass ich das wichtigste Album aller Zeiten aufnehme.

Und ist das gelungen? Haben Sie dieses Gefühl auch für jedes einzelne Lied?

Alle Songs sind mit großer Sorgfalt gemeißelt worden. Keiner wäre auf dem Album, wenn er für uns nicht magisch gewesen wäre. Magie: Das ist das Kriterium, um überhaupt irgend etwas zu tun – auch wenn sich das gerade etwas pubertär anhört.

Sind Sie gespannt auf die Rezensione­n?

Ein paar werde ich schon lesen, aber letztendli­ch werden sie mir nichts bedeuten. Die einzig wichtige Resonanz ist die zwischen der Seele und dem Geist.

Klingt spirituell. Sie tragen zudem sichtbar ein Kreuz um den Hals. Welche Bedeutung hat Gott für Sie?

Die Resonanz, von der ich gerade gesprochen habe, schließt Gott bereits mit ein. Wollen Sie das wirklich wissen? Haben Sie Zeit?

Klar!

Gott ist nichts anderes als das Gesetz des Einsseins. Wie schon viele vor mir gesagt haben: Gott, dieses Einssein, ist auf unserer kollektive­n Festplatte eingebrann­t. Wenn du an Jesus glaubst, kommt das von dieser Festplatte. Es ist das gleiche, ob man gläubig oder ein Atheist ist.

Warum das?

Ein Atheist glaubt an die Wissenscha­ft, er glaubt an die Informatio­nen, die er mit eigenen Augen sieht und hört. Wenn man diesen Gedanken weiterspin­nt, dann wird man feststelle­n, dass alles mit allem verbunden ist. Alles führt zum Einssein zurück, wie es bereits oft beschriebe­n wurde – etwa im Sufismus, der mit dem Islam in Verbindung steht, oder auch in der Kabbala im Judentum. Was dort als „Herr“oder „Gott“bezeichnet wird, ist das Gesetz der Einzigkeit. Aber alle paar Generation­en reißen wir dieses Konzept auseinande­r und starten von vorne.

Ist es das, was Gogol Bordello auf Konzerten transporti­eren will – ein Gefühl des Einsseins?

Nein, da wollen wir Spaß haben. Lobe den Herrn! (lacht)

Und deshalb gibt es Messwein? Ich habe schon viele Musiker auf Bühnen Alkohol trinken sehen – Bier, Whiskey, aber Sie sind der einzige, der Wein trinkt.

Das liegt daran, dass ich ein WeinSnob bin. Ich liebe Wein. Seit meinem Argentinie­naufenthal­t vor allem Malbec.

Live:

29. 11. München, Tonhalle.

 ?? FOTO: DAN EFRAM ?? Hat das neue Album von Gogol Bordello selbst produziert: Eugene Hütz (links im Bild), seines Zeichens Frontmann einer kulturell höchst vielfältig­en Truppe.
FOTO: DAN EFRAM Hat das neue Album von Gogol Bordello selbst produziert: Eugene Hütz (links im Bild), seines Zeichens Frontmann einer kulturell höchst vielfältig­en Truppe.

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