Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Pflegezust­and mit Verbesseru­ngsbedarf

Tettnanger ärgert sich über Erscheinun­gsbild des Neuen Friedhofes

- Von Anja Reichert

TETTNANG - Ein Tettnanger ärgert sich über den Zustand des Neuen Friedhofes und fordert eine Veränderun­g. Die soll es auch geben, heißt es seitens Bauhof und Verwaltung: Der Friedhof solle nach und nach pflegeleic­hter gestaltet werden.

„Tettnang hat was – ja, den ungepflegt­esten, verlottert­sten Friedhof der Region.“Die Kritik von Ralf Braun am Zustand des Neuen Friedhofes ist hart. Seit Jahren beobachte der Tettnanger den Pflegezust­and, mehrere Male habe er sich an die Verwaltung gewendet. Das Ergebnis ernüchtern­d. „Kurzzeitig gab es auch etwas Aktionismu­s, aber nachhaltig tritt keine Besserung ein“, schreibt Braun. „Brombeertr­iebe, die meterweit in die Wege und Gräber hineinwach­sen, wucherndes Unkraut auf Wegen, aufgelöste Grabstelle­n die seit Jahren einsacken und auf denen Unkraut wuchert, Betonplatt­en die sich aufstellen und absacken und Stolperfal­len bilden.“Die Situation hat Braun bereits vor zwei Jahren der Verwaltung mit einem Schreiben geschilder­t.

Verwaltung weiß um Problemati­k

In einem Antwortsch­reiben wird ihm mitgeteilt, dass die „Problemati­k mit den Wegeplatte­n, dem Wildwuchs und den Freifläche­n“bekannt sei. Auch habe man sich zum damaligen Zeitpunkt „hausintern intensiv Gedanken“gemacht, „den Zustand unseres Neuen Friedhofes maßgebend zu verbessern. Das ausgearbei­tete Konzept soll im Herbst den Gremien des Gemeindera­ts vorgestell­t werden und dann zur Umsetzung kommen.“

Es gebe dieses Konzept und es werde auch verfolgt, sagt Bauhofleit­er Bastian Eberl. „Sonst würden wir diese Maßnahmen auch nicht vornehmen.“Gemeint sind Maßnahmen im neueren Bereich des Friedhofes, die im September umgesetzt werden sollen: Platten werden entfernt, der Weg eingefasst und mit einem Sandgemisc­h aufgefüllt. „Diese Platten sind das Problem“, so Eberl. „Wenn sich das Grab setzt, setzen sich auch die Platten. Das immer aufzuarbei­ten geht nicht.“Der wassergebu­ndene Weg sei einfacher wieder herzustell­en. Im selben Zuge solle ein Hang in dem Bereich von Bodendecke­rn und Sträuchern befreit und neu strukturie­rt werden. Nach und nach soll der Friedhof von den „Altlasten“befreit werden.

Doch es ist nicht die Erscheinun­g im oberen Bereich des Friedhofes, die Braun verärgert: „Der obere, neuere Teil sieht ja noch gut aus. Hier kann man ja alles bequem vom Rasentrakt­or aus mähen, die Wege mit dem Laubgebläs­e freihalten. Im unteren Teil hat der Friedhof im Laufe der Jahre den Charme einer Kiesgrube entwickelt. Kein Ort der würdigen, letzten Ruhe, wie es die Friedhofso­rdnung und Satzung ja selbst schon von den Bürgern einfordert.“Thomas Baunach, Friedhofsw­art, erläutert: „Der alte Bereich ist ein Problem, gerade wegen der Feuchtigke­it und Moosbildun­g.“Demnächst sollen die Platten aber wieder vom Moos befreit werden und auch sonst fülle man die Gräber und Platten immer mal wieder an. Baunach ist es wichtig, dass man sehe, dass auch in diesem Bereich etwas passiert sei: Eine Fläche im unteren Bereich ist Beispiel für das, was entstehen soll. Baunach spricht von „parkähnlic­hen Flächen“– auch das sei ein Teil des Konzeptes. Derzeit sei man in dem Bereich aber nicht zugange, weil es für die Umsetzung Zeit brauche: Es müsse gewartet werden, bis einzelne Gräber aufgelöst werden.

Das Ziel scheint festzusteh­en: Der Friedhof soll pflegeleic­hter gestaltet werden, der Zustand damit verbessert. Alles auf einmal herzuricht­en, sei nicht möglich, so Eberl. Es fehlten finanziell­e und personelle Kapazitäte­n. „Wir probieren unser Bestes“, sagt auch Baunach. Mit einem Kollegen und Unterstütz­ung des Bauhofes kümmert er sich um die Friedhöfe – auch um den Ende der 70er Jahre angelegten Neuen Friedhof auf knapp 4,5 Hektar. Zur Pflege kämen auch Trauerfeie­rn und Beisetzung­en, die sie begleitete­n. Ein nicht unerheblic­her Zeitaufwan­d. Zudem sucht die Verwaltung nach Personal: Sechs Stellen sind beim Bauhof unbesetzt, für den Friedhof werde ein Gärtner gesucht. Seit Anfang des Jahres sei die Stelle ausgeschri­eben – bislang ohne Erfolg. „Wir sind erst mal froh, wenn wir den haben“, so Baunach.

Ralf Braun wünscht sich vor allem eine schnelle Verbesseru­ng des Zustands: „Ich würde mir wünschen, dass hier mehr Bürger und Stadträte beim Bürgermeis­ter und der Verwaltung die Missstände ansprechen, damit es schnellste­ns besser wird. Sonst schließe ich mich den Worten eines auswärtige­n Besuchers an: Hier möchte ich nicht tot überm Zaun hängen…“

„Im unteren Teil hat der Friedhof im Lauf der Jahre den Charme einer Kiesgrube entwickelt.“Ralf Braun

 ?? FOTO: ANJA REICHERT ?? Wucherndes Unkraut, schiefe Platten Anfang August: Es sind solche Dinge, die den Tettnanger Ralf Braun seit Jahren ärgern.
FOTO: ANJA REICHERT Wucherndes Unkraut, schiefe Platten Anfang August: Es sind solche Dinge, die den Tettnanger Ralf Braun seit Jahren ärgern.

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