Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Pflegezustand mit Verbesserungsbedarf
Tettnanger ärgert sich über Erscheinungsbild des Neuen Friedhofes
TETTNANG - Ein Tettnanger ärgert sich über den Zustand des Neuen Friedhofes und fordert eine Veränderung. Die soll es auch geben, heißt es seitens Bauhof und Verwaltung: Der Friedhof solle nach und nach pflegeleichter gestaltet werden.
„Tettnang hat was – ja, den ungepflegtesten, verlottertsten Friedhof der Region.“Die Kritik von Ralf Braun am Zustand des Neuen Friedhofes ist hart. Seit Jahren beobachte der Tettnanger den Pflegezustand, mehrere Male habe er sich an die Verwaltung gewendet. Das Ergebnis ernüchternd. „Kurzzeitig gab es auch etwas Aktionismus, aber nachhaltig tritt keine Besserung ein“, schreibt Braun. „Brombeertriebe, die meterweit in die Wege und Gräber hineinwachsen, wucherndes Unkraut auf Wegen, aufgelöste Grabstellen die seit Jahren einsacken und auf denen Unkraut wuchert, Betonplatten die sich aufstellen und absacken und Stolperfallen bilden.“Die Situation hat Braun bereits vor zwei Jahren der Verwaltung mit einem Schreiben geschildert.
Verwaltung weiß um Problematik
In einem Antwortschreiben wird ihm mitgeteilt, dass die „Problematik mit den Wegeplatten, dem Wildwuchs und den Freiflächen“bekannt sei. Auch habe man sich zum damaligen Zeitpunkt „hausintern intensiv Gedanken“gemacht, „den Zustand unseres Neuen Friedhofes maßgebend zu verbessern. Das ausgearbeitete Konzept soll im Herbst den Gremien des Gemeinderats vorgestellt werden und dann zur Umsetzung kommen.“
Es gebe dieses Konzept und es werde auch verfolgt, sagt Bauhofleiter Bastian Eberl. „Sonst würden wir diese Maßnahmen auch nicht vornehmen.“Gemeint sind Maßnahmen im neueren Bereich des Friedhofes, die im September umgesetzt werden sollen: Platten werden entfernt, der Weg eingefasst und mit einem Sandgemisch aufgefüllt. „Diese Platten sind das Problem“, so Eberl. „Wenn sich das Grab setzt, setzen sich auch die Platten. Das immer aufzuarbeiten geht nicht.“Der wassergebundene Weg sei einfacher wieder herzustellen. Im selben Zuge solle ein Hang in dem Bereich von Bodendeckern und Sträuchern befreit und neu strukturiert werden. Nach und nach soll der Friedhof von den „Altlasten“befreit werden.
Doch es ist nicht die Erscheinung im oberen Bereich des Friedhofes, die Braun verärgert: „Der obere, neuere Teil sieht ja noch gut aus. Hier kann man ja alles bequem vom Rasentraktor aus mähen, die Wege mit dem Laubgebläse freihalten. Im unteren Teil hat der Friedhof im Laufe der Jahre den Charme einer Kiesgrube entwickelt. Kein Ort der würdigen, letzten Ruhe, wie es die Friedhofsordnung und Satzung ja selbst schon von den Bürgern einfordert.“Thomas Baunach, Friedhofswart, erläutert: „Der alte Bereich ist ein Problem, gerade wegen der Feuchtigkeit und Moosbildung.“Demnächst sollen die Platten aber wieder vom Moos befreit werden und auch sonst fülle man die Gräber und Platten immer mal wieder an. Baunach ist es wichtig, dass man sehe, dass auch in diesem Bereich etwas passiert sei: Eine Fläche im unteren Bereich ist Beispiel für das, was entstehen soll. Baunach spricht von „parkähnlichen Flächen“– auch das sei ein Teil des Konzeptes. Derzeit sei man in dem Bereich aber nicht zugange, weil es für die Umsetzung Zeit brauche: Es müsse gewartet werden, bis einzelne Gräber aufgelöst werden.
Das Ziel scheint festzustehen: Der Friedhof soll pflegeleichter gestaltet werden, der Zustand damit verbessert. Alles auf einmal herzurichten, sei nicht möglich, so Eberl. Es fehlten finanzielle und personelle Kapazitäten. „Wir probieren unser Bestes“, sagt auch Baunach. Mit einem Kollegen und Unterstützung des Bauhofes kümmert er sich um die Friedhöfe – auch um den Ende der 70er Jahre angelegten Neuen Friedhof auf knapp 4,5 Hektar. Zur Pflege kämen auch Trauerfeiern und Beisetzungen, die sie begleiteten. Ein nicht unerheblicher Zeitaufwand. Zudem sucht die Verwaltung nach Personal: Sechs Stellen sind beim Bauhof unbesetzt, für den Friedhof werde ein Gärtner gesucht. Seit Anfang des Jahres sei die Stelle ausgeschrieben – bislang ohne Erfolg. „Wir sind erst mal froh, wenn wir den haben“, so Baunach.
Ralf Braun wünscht sich vor allem eine schnelle Verbesserung des Zustands: „Ich würde mir wünschen, dass hier mehr Bürger und Stadträte beim Bürgermeister und der Verwaltung die Missstände ansprechen, damit es schnellstens besser wird. Sonst schließe ich mich den Worten eines auswärtigen Besuchers an: Hier möchte ich nicht tot überm Zaun hängen…“
„Im unteren Teil hat der Friedhof im Lauf der Jahre den Charme einer Kiesgrube entwickelt.“Ralf Braun