Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Saubere Sache: Kläranlage erhält vierte Reinigungsstufe
Sofortmaßnahmen zur Reduzierung von Keimen via Ozonungsverfahren kosten rund 3,7 Millionen Euro
ERISKIRCH - Zur Verminderung von Keimen und Spurenelementen wird auf der Kläranlage Unteres Schussental in Eriskirch im kommenden Jahr eine vierte Reinigungsstufe gebaut. Das Projekt, das mit etwa 3,7 Millionen Euro brutto veranschlagt ist, soll 2018 angegangen und 2019 in Betrieb genommen werden. Das Land Baden-Württemberg schießt 20 Prozent zu.
„Durch diese zusätzliche Reinigungsstufe, der Ozonung, kann neben der Spurenstoffentnahme eine weitgehende Entkeimung des gereinigten Abwassers erfolgen“, sagt Heiko Kiebler, Abwassermeister des Abwasserzweckverbandes Unteres Schussental im Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung. Grundlage für das anstehende Vorzeigeprojekt ist laut Kiebler unter anderem das Projekt Schussen Aktiv Plus gewesen, in dessen Rahmen eine Ver- suchsreihe auf der Verbandskläranlage installiert wurde, um zu analysieren, welche positiven Auswirkungen der Einsatz einer zusätzlichen Reinigungsstufe via Aktiv-Kohlefilter und/oder auch mithilfe von Ozonung auf das Abwasser habe.
„Letztlich hat sich die Versammlung nach eingehender Beratung und Empfehlung eines FachingenieurBüros für die Ozonung entschieden. Mit ein Grund war die Tatsache, dass durch dieses Verfahren neben der Eliminierung von Spurenelementen, also der Entnahme von Arzneimittelrückständen, Kontrastmitteln oder auch Stoffen aus industriellen Anlagen, die Keimbelastung deutlich reduziert wird, wohingehend eine hygienisierende Wirkung durch Aktivkohle nicht festgestellt werden konnte“, erklärt der 45-jährige Abwassermeister. Dies bringe vor allem in Hinblick auf die Strandbäder Eriskirch und Langenargen in puncto Wasserqualität einen sehr großen Vorteil mit sich. Die Grundbelastung durch Keime könne deutlich reduziert werden.
Insbesondere bei Regenwetter habe man aus dem Kanalnetz vermehrt Keime in der Schussen festgestellt, was 2016 zur Empfehlung eines Badeverbotes seitens der EU im Strandbad führte. Bei Trockenwetter verursacht dem Experten zufolge der Ablauf der Kläranlage die Grundbelastung an Keimen im Gewässer. Als Sofortmaßnahme habe man bereits abwassertechnische Modifikationen für rund 1,5 Millionen Euro an bestehenden Systemen in Eriskirch vorgenommen, um die lokalen Belastungen der Schussen bei Niederschlagsereignissen zu vermindern.
Neues Becken fasst 450 Kubikmeter
Mit dem nun bevorstehenden Bau einer vierten Reinigungsstufe, unter anderem wird dafür ein Becken mit 450 Kubikmeter Fassungsvermögen gebaut, sei man, was Technik und Wirkungsgrad angehe, ganz vorne mit dabei. Heiko Kiebler erläutert weiter: „Mittelfristig zielen die Maßnahmen darauf ab, die bestehenden Defizite in den vorhandenen Trennsystemen zu erfassen, und diese entweder vor Ort direkt zu beseitigen (Kanalisation) oder den erhöhten Zufluss nach Regenereignissen direkt oder nach Pufferung zur Kläranlage abzuleiten.“