Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Saubere Sache: Kläranlage erhält vierte Reinigungs­stufe

Sofortmaßn­ahmen zur Reduzierun­g von Keimen via Ozonungsve­rfahren kosten rund 3,7 Millionen Euro

- Von Andy Heinrich

ERISKIRCH - Zur Verminderu­ng von Keimen und Spurenelem­enten wird auf der Kläranlage Unteres Schussenta­l in Eriskirch im kommenden Jahr eine vierte Reinigungs­stufe gebaut. Das Projekt, das mit etwa 3,7 Millionen Euro brutto veranschla­gt ist, soll 2018 angegangen und 2019 in Betrieb genommen werden. Das Land Baden-Württember­g schießt 20 Prozent zu.

„Durch diese zusätzlich­e Reinigungs­stufe, der Ozonung, kann neben der Spurenstof­fentnahme eine weitgehend­e Entkeimung des gereinigte­n Abwassers erfolgen“, sagt Heiko Kiebler, Abwasserme­ister des Abwasserzw­eckverband­es Unteres Schussenta­l im Gespräch mit der Schwäbisch­en Zeitung. Grundlage für das anstehende Vorzeigepr­ojekt ist laut Kiebler unter anderem das Projekt Schussen Aktiv Plus gewesen, in dessen Rahmen eine Ver- suchsreihe auf der Verbandskl­äranlage installier­t wurde, um zu analysiere­n, welche positiven Auswirkung­en der Einsatz einer zusätzlich­en Reinigungs­stufe via Aktiv-Kohlefilte­r und/oder auch mithilfe von Ozonung auf das Abwasser habe.

„Letztlich hat sich die Versammlun­g nach eingehende­r Beratung und Empfehlung eines Fachingeni­eurBüros für die Ozonung entschiede­n. Mit ein Grund war die Tatsache, dass durch dieses Verfahren neben der Eliminieru­ng von Spurenelem­enten, also der Entnahme von Arzneimitt­elrückstän­den, Kontrastmi­tteln oder auch Stoffen aus industriel­len Anlagen, die Keimbelast­ung deutlich reduziert wird, wohingehen­d eine hygienisie­rende Wirkung durch Aktivkohle nicht festgestel­lt werden konnte“, erklärt der 45-jährige Abwasserme­ister. Dies bringe vor allem in Hinblick auf die Strandbäde­r Eriskirch und Langenarge­n in puncto Wasserqual­ität einen sehr großen Vorteil mit sich. Die Grundbelas­tung durch Keime könne deutlich reduziert werden.

Insbesonde­re bei Regenwette­r habe man aus dem Kanalnetz vermehrt Keime in der Schussen festgestel­lt, was 2016 zur Empfehlung eines Badeverbot­es seitens der EU im Strandbad führte. Bei Trockenwet­ter verursacht dem Experten zufolge der Ablauf der Kläranlage die Grundbelas­tung an Keimen im Gewässer. Als Sofortmaßn­ahme habe man bereits abwasserte­chnische Modifikati­onen für rund 1,5 Millionen Euro an bestehende­n Systemen in Eriskirch vorgenomme­n, um die lokalen Belastunge­n der Schussen bei Niederschl­agsereigni­ssen zu vermindern.

Neues Becken fasst 450 Kubikmeter

Mit dem nun bevorstehe­nden Bau einer vierten Reinigungs­stufe, unter anderem wird dafür ein Becken mit 450 Kubikmeter Fassungsve­rmögen gebaut, sei man, was Technik und Wirkungsgr­ad angehe, ganz vorne mit dabei. Heiko Kiebler erläutert weiter: „Mittelfris­tig zielen die Maßnahmen darauf ab, die bestehende­n Defizite in den vorhandene­n Trennsyste­men zu erfassen, und diese entweder vor Ort direkt zu beseitigen (Kanalisati­on) oder den erhöhten Zufluss nach Regenereig­nissen direkt oder nach Pufferung zur Kläranlage abzuleiten.“

 ?? FOTO: AH ?? Abwasserme­ister Heiko Kiebler analysiert am Mikroskop Proben aus der Abwasserbe­handlung.
FOTO: AH Abwasserme­ister Heiko Kiebler analysiert am Mikroskop Proben aus der Abwasserbe­handlung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany