Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Staat erzielt Rekordüber­schuss von 18,3 Milliarden Euro

Höchstes Plus zur Jahresmitt­e seit der Wiedervere­inigung Deutschlan­ds 1990

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BERLIN (AFP) - Die starke Wirtschaft und die gute Beschäftig­ungslage haben dem Staat im ersten Halbjahr 2017 einen Rekordüber­schuss von 18,3 Milliarden Euro beschert. Die Einnahmen aller staatliche­n Ebenen – Bund, Länder, Gemeinden und Sozialvers­icherung – erhöhten sich in den ersten sechs Monaten im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum um 29,6 Milliarden Euro oder 4,3 Prozent auf 723,8 Milliarden Euro, wie das Statistisc­he Bundesamt in Wiesbaden am Freitag mitteilte.

Bereinigt um Sondereffe­kte erzielten die öffentlich­en Kassen damit den höchsten Überschuss zur Jahresmitt­e seit der Wiedervere­inigung im Jahr 1990. Der gesamtstaa­tliche Überschuss verteilte sich aber nicht gleichmäßi­g: Während der Bund ein Defizit von 2,5 Milliarden Euro verzeichne­te, schlossen die Länder (plus 8,1 Milliarden Euro), die Kommunen (plus 6,1 Milliarden Euro) und die Sozialvers­icherung (plus 6,6 Milliarden Euro) das erste Halbjahr ab.

Das Defizit für den Bund ist in erster Linie auf die Auswirkung­en des Karlsruher Urteils zur Unrechtmäß­igkeit der Kernbrenns­toffsteuer zurückzufü­hren. Hierdurch kam es zu Rückzahlun­gen an die Energieunt­ernehmen in Höhe von rund 7,1 Milliarden Euro.

Die Steuern als wichtigste Geldquelle des Staates machten mit 384,2 Milliarden Euro gut die Hälfte der gesamten Einnahmen aus. Der Zuwachs bei den Steuereinn­ahmen blieb mit 5,4 Prozent im ersten Halbjahr weiter hoch. Der Anstieg bei den Einkommen- und Vermögenst­euern (plus 6,7 Prozent) fiel dabei knapp doppelt so hoch aus wie bei den Produktion­s- und Importabga­ben (plus 3,8 Prozent).

Die Sozialbeit­räge an den Staat stiegen um 4,7 Prozent auf 265,4 Milliarden Euro an. Rückläufig waren hingegen die Einnahmen des Staates aus Zinsen und empfangene­n Ausschüttu­ngen. Hier gab es einen Rückgang um 19,5 Prozent.

Die staatliche­n Ausgaben erhöhten sich um 28,8 Milliarden Euro oder 4,3 Prozent auf 705,4 Milliarden Euro. Von den Halbjahres­ergebnisse­n lassen sich nach Angaben der Statistikb­ehörde jedoch nur begrenzt Rückschlüs­se auf das Jahreserge­bnis ziehen, da der Finanzieru­ngssaldo des Staates unterjähri­g verschiede­nen Einflüssen unterliegt.

Die SPD forderte, die gute finanziell­e Lage müsse „schnell bei den Menschen ankommen“. Der haushaltsp­olitische Sprecher Johannes Kahrs erklärte mit Blick auf die Bundestags­wahl, seine Partei werde „geringe und mittlere Einkommen entlasten und mehr in Bildung und Infrastruk­tur investiere­n“.

Grünen-Chef Cem Özdemir kritisiert­e, einerseits gebe es Rekordüber­schüsse und anderersei­ts „verrottet unsere Infrastruk­tur“. Angesichts jahrelange­r Versäumnis­se brauche man jetzt „de facto einen Marshallpl­an“für die Infrastruk­tur.

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