Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Wir wollen saubere Luft und keine Fahrverbote“
Innenminister Thomas Strobl zeigt sich begeistert von Kressbronn – und beeindruckt von der Feuerwehr
KRESSBRONN - Innenminister Thomas Strobl hat sich bei seinem Besuch am Freitag in Kressbronn im Beisein von etwa 50 Bürgern begeistert vom Zustand der Freiwilligen Feuerwehr und der Bodan-Bebauung gezeigt. Zuvor stellte er sich in einem Interview hinter das am selben Tag vom Bundesinnenminister ausgesprochene Verbot der Plattform „linksunten.indymedis.org“, einer Website, die in der linksextremen Szene als besonders einflussreich gilt.
„Sind Sie überhaupt än Schwoab“, wollte eine resolute Seniorin in der Diskussion vor dem Feuerwehrhaus von Strobl wissen. Der musste passen und einräumen, ein Franke zu sein und aus Heilbronn zu kommen, was die Dame schließlich gelten ließ. Den Innenminister hießen neben einigen Bürgern auch MdB Lothar Riebsamen, Landrat Lothar Wölfle, CDU-Kreisvorsitzender Volker Mayer-Lay, Bürgermeister Daniel Enzensperger und Kressbronner CDU-Gemeinderäte willkommen. Feuerwehrkommandant Peter Schlegel und sein Stellvertreter, Daniel Strohmaier, berichteten dem Minister über den Wiederaufbau des Feuerwehrhauses und dankten für die Unterstützung des Landes. Zur Kritik von Strohmaier, dass in der neuen Landesfeuerwehrschule die Ausbildung für die freiwilligen Floriansjünger zurückgefahren wurde und man sich dort auf Führungskräfte und Hauptamtliche konzentriere, sagte Strobl, dass sich das nach einer Übergangszeit wieder ändern werde. Grund für die Konzentration auf die Hauptamtlichen sei deren Vakuum in Sachen Ausbildung gewesen.
Für die Kressbronner CDU hatte Gemeinderat Hermann Wieland den Minister begrüßt und nachgefragt, wie man bei Abschiebungen schneller vorankommen könne. Nirgendwo, so Strobl, sei so konsequent abgeschoben worden wie bei ihm. Auch die Zahl der freiwilligen Rückkehrer sei gestiegen. Er sprach von einer „großen und nicht einfachen Herausforderung“, da man zwischen Menschen mit Bleibeperspektiven und anderen unterscheiden müsse. Die Personen ohne Perspektiven sollten rasch zurückgeführt werden.
In der Diskussion wurde Strobls Haltung zum Thema „Fahrverbote“abgefragt. „Wir wollen keine Fahrverbote, wir wollen saubere Luft“, proklamierte dieser, und kritisierte, manchen gehe es in der Diskussion grundsätzlich um Fahrverbote und ihre Gegnerschaft zum Auto. Zu beachten sei, die Grenzwerte bei Stickoxyden und Feinstaub einzuhalten. Auch „Komfort-Kamine“hätten einen ganz wesentlichen Anteil am Feinstaub und könnten bei Inversions-Wetterlagen verboten werden. Zur Verbesserung der Luft schwebt Strobl ein „ganzes Maßnahme-Bündel“vor, zu dem auch eine moderne Verkehrsleitung zählt.
Von einem Verbot der Verbrennungsmotoren ab 2030 hält Strobl nichts. Er glaube an den Diesel nicht nur für eine gewisse, sondern „vielleicht sogar für lange Zeit“. Denn der habe entscheidende Vorteile in seiner CO2-Bilanz.
Bürgermeister Enzensperger lud den Minister schließlich auf das Bodan-Gelände ein, auf dem Geschäftsführer Willi Schmeh bei Sonnenschein über die 700 Meter lange Promenade und in eine Wohnung führte. „O isch des schee“, entfuhr es dem Minister beim Blick auf den See, die Berge und die Anlage. Kein Mensch habe ihm bisher für die sechs Millionen Grunderwerbssteuer bedankt, die er in die Kressbronner Gemeindekasse spülte, meinte Willi Schmeh schmunzelnd. Das holte der Bürgermeister umgehend nach.