Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Bund Naturschutz will gegen Therme klagen
Lindauer Mitglieder fordern Vorstand mehrheitlich zum Weg vor die Gerichte auf
LINDAU - Der Bund Naturschutz (BN) will die Therme im Lindauer Eichwaldbad unter allen Umständen verhindern. Eine deutliche Mehrheit hat bei der Mitgliederversammlung am Donnerstagabend dafür gestimmt, dass der Kreisverband gegen das Vorhaben vor Gericht zieht: Von 289 Mitgliedern haben 167 Mitglieder für die Klage gestimmt. Die Befürworter der Klage nehmen ein erhebliches Kostenrisiko in Kauf.
„Klagen kann Naturschutzarbeit sein“, fasste BN-Kreisvorsitzender Erich Jörg am Ende des Abends im Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung die Stimmung zusammen. Zuvor hatte er vor gut 50 anwesenden stimmberechtigten Mitgliedern im Köchlin daran erinnert, dass der BN seit 2010, also von Anfang an, gegen ein neues großes Bad im Eichwald kämpfe. Alle Eingaben, Stellungnahmen und zuletzt auch der Bürgerentscheid seien vergeblich gewesen. Nun bleibe nur noch eine Klage, um den Neubau zu verhindern.
Die Entscheidung wollte der Vorstand allerdings nicht hinter verschlossenen Türen treffen. Dies vor allem, weil es mit erheblichen Kosten verbunden ist. Schatzmeisterin Birgit Mäckle-Jansen berichtete, dass eine Anwaltskanzlei, die der Landesverband empfohlen habe, den Streitwert auf 30 000 bis 40 000 Euro schätze. Daraus ergäben sich für den BN im Fall einer Niederlage Kosten für Anwalt, Gericht und Gutachten in gleicher Höhe. „Das ist verdammt viel Geld“, sagte die Schatzmeisterin, die deshalb vor einer Klage gewarnt hat, zumal es sich auch beim Geld des Landesverbandes um Spenden handle.
Umso mehr interessierten sich einige Mitglieder für die Erfolgsaussichten einer Klage. Doch da passte Jörg: Das könne er nicht vorhersagen. Er verwies auf den Landesverband, der das für so aussichtsreich halte, dass er eine Zusagen zur Kostenübernahme für die Hälfte gemacht habe. Auch die befragte Anwaltskanzlei sehe Chancen.
Gegner fürchten höhere Kosten
Gegner einer Klage befürchten, dass nichts herauskommt, außer dass der BN den Thermenbau weiter verzögert und damit noch teurer macht. Nicht nur Frieder Barth, Ulrike Lorenz-Meyer und Ursula Krieger sprachen sich gegen eine Klage aus und verwiesen auf die große Mehrheit der Lindauer, die beim Bürgerentscheid für die Therme gestimmt hat. Lorenz-Meyer warnte deshalb, dass es die Naturschützer künftig noch schwerer haben werden, mit ihren Vorschlägen und Warnungen Gehör zu finden. Krieger kündigte an, dass sie aus dem BN austreten werde, falls eine Mehrheit die Klage beschließen sollte. Denn dafür wolle sie keine Mitgliedsbeiträge zahlen.
Andere verwiesen auf die Tatsache, dass Lindau ohne Hallenbad und ohne beheiztes Freibad dastehen werde, denn die Klage kann nur den Neubau verhindern, nicht aber den laufenden Abriss des alten Eichwaldbades. Wieder andere erinnerten an den gesundheitlichen Wert eines Warmbades und einer Sauna. Und andere warnten, das Geld sollte der BN besser an anderer Stelle für den Naturschutz einsetzen.