Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Das Fahrrad mit einfachen Mitteln aufpeppen

„Pimp my Bike“: Auf der Eurobike zeigt Thomas Geisler, wie es geht – Tipps für den richtigen Reifendruc­k

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FRIEDRICHS­HAFEN (cdi) - Ein Fahrrad, ein Mann, eine Mission: Thomas Geisler ist Redakteur beim „pressedien­st-fahrrad“. Ihm stehen 200 Euro zur Verfügung, um einen 20 Jahre alten Drahtesel wieder auf Vordermann zu bringen. Weil er zum Fachpublik­um gehört, kann er hierfür die Produkte nutzen, die Aussteller auf der Eurobike präsentier­en. Es ist allerhöchs­te Zeit, die Reifen, Schläuche und Felgenbänd­er auszutausc­hen, neue Lichter zu besorgen und die Optik des Fahrrads aufzufrisc­hen.

Das schwarze Mountainbi­ke stammt aus den Neunzigern. Die Griffe sind zerschliss­en und färben so stark ab, das Geislers Hände ganz schwarz sind, als er sie vom Lenker nimmt. Im Sattel sind Risse. Es gibt keine Beleuchtun­g. Und der Flaschenha­lter klappert. 200 Euro darf Geisler auf der Messe für Ersatzteil­e ausgeben. Einerseits, weil das Fahrrad in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag feiert. Anderersei­ts, weil die Summe realistisc­h ist, um Funktion und Aussehen des Mountainbi­kes zu verbessern. Geisler kennt sich aus: Der „pressedien­st-fahrrad“, für den er arbeitet, hat sich zur Aufgabe gemacht, dem guten Fahrrad mehr Öffentlich­keit zu verschaffe­n. Was die Neuheiten der Branche betrifft, ist der 33-Jährige auf dem Laufenden.

Und schon geht es in die Messehalle. Weil das Profil abgenutzt ist, müssen neue Reifen her. Die gibt es bei Schwalbe. „Inzwischen zählen reflektier­ende Streifen auf den Reifen zum Standard“, erzählt Geisler. Entspreche­nd seien Reflektore­n, die an den Speichen befestigt werden, nicht mehr erforderli­ch. Mountainbi­kes hätten bei schlechtem Wetter den Vorteil, dass sie besser auf der Straße haften. Wegen der breiteren Reifen und des tieferen Profils. „Mountainbi­kes sind immer noch beliebt“, so Geisler. Die neuen Reifen schlagen mit 70 Euro zu Buche.

Akkubeleuc­htung erlaubt

In der Gesetzgebu­ng zur Fahrradbel­euchtung hat sich in den vergangene­n Jahren einiges getan. Seit 2013 sind Akkuleucht­en legal. Zuvor musste an jedem Fahrrad ein Dynamo montiert sein. Akkuleucht­en waren nur als Zusatzbele­uchtung erlaubt. „Und seit Juni müssen Radfahrer ihre Akkubeleuc­htung bei Sonnensche­in nicht mehr dabei haben“, lässt Geisler wissen. Nur noch, wenn es die Situation erfordere, bei Dämmerung und Dunkelheit. Eine hochwertig­e Akkubeleuc­htung besorgt er am Stand der Firma Busch und Müller. Kosten: 80 Euro.

Es fehlen neue Griffe. Geisler entscheide­t sich für neongelbe, ein Farbtupfer für das schwarze Mountainbi­ke. Der Preis: 20 Euro. Einen neuen Flaschenha­lter, der profession­elle Trink- und PET-Flaschen trägt, gibt es für zehn Euro. So viel kostet auch der Sattelscho­ner, den Geisler aussucht.

Am Ende sind noch zehn Euro übrig. „Die investiere ich in ein vernünftig­es Kettenöl“, sagt Geisler. Wer sein Fahrrad liebe, sollte es zweimal im Jahr auftragen, damit die Kette geschmeidi­g bleibt. Jetzt muss die neue Ausstattun­g nur noch montiert werden. Das erledigt David Koßmann, ein Kollege von Geisler.

Der richtige Reifendruc­k

Koßmann schraubt die Halterunge­n für die Lichter an, befestigt die neuen Griffe, den Flaschenha­lter und wechselt die Reifen. Dann verbindet er die Luftpumpe mit dem Ventil. „Dass ein hoher Reifendruc­k am besten ist, stimmt so nicht“, sagt Koßmann. Dieser sei nur für glatten Untergrund geeignet. Sobald es holpriger werde, sollte er niedriger sein. Dann könne das Material nachgeben und sich dem Gelände anpassen. Grundsätzl­ich müssten die Angaben auf dem Reifen beachtet werden. Darüber hinaus komme es auf das persönlich­e Empfinden des Besitzers an.

„Natürlich gibt es Menschen, die alte Fahrräder aufpoliere­n und dafür viel Geld in die Hand nehmen“, sagt Geisler. Wer kein Radliebhab­er sei, solle aber genau überlegen, ob sich eine kostspieli­ge Reparatur lohnt. „Wenn mehr als 500 Euro erforderli­ch sind, ist es an der Zeit für eine Neuanschaf­fung“, fügt Geisler hinzu. Dies sei in der Regel der Fall, wenn Kette und Rahmen nicht mehr intakt sind. Heute ist es gelungen, das alte Mountainbi­ke mit einfachen Mitteln wieder auf Vordermann zu bringen. Die verwendete­n Produkte sind für Messebesuc­her, die nicht zum Fachpublik­um zählen, allerdings erst in der nächsten Saison im Handel erhältlich.

Die ersten drei Messetage waren dem Fachpublik­um vorbehalte­n. Am Samstag, den 2. September, ist die Eurobike im Zeitraum von 9 bis 18 Uhr für alle Fahrradbeg­eisterten geöffnet.

Ein Video zur Aktion gibt es unter www.schwäbisch­e.de/ pimp-my-bike

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Blitzschne­ll wechselt David Koßmann die Reifen.

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