Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Hahn (SPD) fordert Weidel (AfD) zu öffentlich­er Diskussion auf

Direktkand­idat kritisiert, dass AfD-Spitzenfra­u Podien vor Ort bisher meidet – Partei weist Kritik zurück

- Von Martin Hennings

FRIEDRICHS­HAFEN - „Angst vor der Diskussion, Alice Weidel?“Diese Frage richtet SPD-Bundestags­kandidat Leon Hahn an seine Mitbewerbe­rin von der AfD – und kritisiert damit das bisherige Fernbleibe­n der Politikeri­n bei Podiumsdis­kussionen im Wahlkreis. Die AfD lässt die Vorwürfe nicht gelten und verweist auf die zahlreiche­n Termine, die Weidel als Spitzenkan­didatin der Bundes-AfD wahrzunehm­en habe.

Mehr als 50 Plakate geordert

Auf mehr als 50 Plakaten , die im gesamten Bodenseekr­eis aufgehängt werden sollen, fordert Hahn Alice Weidel auf: „Stellen Sie sich der inhaltlich­en Debatte in Ihrem Wahlkreis!“Das erste montierte der SPDPolitik­er eigenhändi­g am Freitagmit­tag vor dem Stadtbahnh­of in Friedrichs­hafen.

„Es ärgert mich, dass sich die AfD immer als Opfer darstellt, aber dann zu feige ist, ihre falschen Inhalte selbst zu verteidige­n“, begründet er die Aktion. Bei sechs Podiumsdis­kussionen sei Weidel in den vergangene­n Wochen und Monaten eingeladen gewesen, bei keiner einzigen sei sie aber erschienen. Auch für die noch anstehende­n vier PodiumsVer­anstaltung­en gebe es bis dato keine Zusage der AfD-Spitzenkan­didatin, die auch als Direktbewe­rberin im Wahlkreis Bodensee antritt.

Nach Einschätzu­ng Hahns ist das Verhalten Weidels typisch für die AfD. Sie verweigere sich der Diskusssio­n.

Hahn, der auch Landesvors­itzender der SPD-Nachwuchso­rganisatio­n Jusos ist, räumt ein, dass er noch im Landtagswa­hlkampf 2016 gegen öffentlich­e Debatten mit der Partei gewesen sei, deren Thesen unter anderem zu den Themen Flüchtling­e, Ausländer und Familienpo­litik durchaus umstritten sind. Damals habe man die Gruppierun­g nicht aufwerten wollen. „Das war ein Fehler“, sagt er heute. Er habe sich intensiv darauf vorbereite­t, sich mit Weidels „Behauptung­en und Thesen“auf Podien auseinande­rzusetzen und diese zu widerlegen. „Es ist wichtig, dass wir die AfD inhaltlich stellen.“

Die AfD weist die Vorwürfe Hahns, die nun die Straßen im Wahlkreis säumen, zurück. Ein längerer Fragenkata­log der „Schwäbisch­en Zeitung“zum Thema und zu der SPD-Aktion blieb zwar unbeantwor­tet, ein Sprecher Weidels teilte aber in schriftlic­hr Form mit, dass es „in Anbetracht des enormen Pensums von rund 60 Wahlkampfa­uftritten sowie weit mehr als 100 Presseterm­inen, TV-Debatten und Podiumsdis­kussionen“, die Weidel als Spitzenkan­didatin der AfD bundesweit wahrnehme, in der Natur der Sache liege, „dass sie bei weitem nicht jeder Terminanfr­age entspreche­n kann“. Das sei im Übrigen völlig unabhängig von der Frage, „ob es sich um ihren Heimatwahl­kreis handelt oder nicht“.

Dies sei bei den Spitzenkan­didaten der anderen zur Bundestags­wahl antretende­n Parteien ganz ähnlich. Wörtlich heißt es weiter: „Die Unterstell­ungen von Herrn Hahn entbehren daher nachvollzi­ehbar jeglicher Grundlage.“

Andere schicken Ersatz

Das Argument, dass das bundesweit­e Engagement einer Spitzenkan­didatin Termine im eigenen Wahlkreis schwierig mache, lässt Leon Hahn durchaus gelten. Die anderen Parteien würden in diesen Fällen aber allermeist Ersatz schicken. Dies passiere bei der AfD am Bodensee aber nicht.

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FOTO: MARTIN HENNINGS Der Kandidat legt selbst Hand an: Leon Hahn platziert eines der AfD-kritischen Plakate beim Stadtbahnh­of.
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