Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Hahn (SPD) fordert Weidel (AfD) zu öffentlicher Diskussion auf
Direktkandidat kritisiert, dass AfD-Spitzenfrau Podien vor Ort bisher meidet – Partei weist Kritik zurück
FRIEDRICHSHAFEN - „Angst vor der Diskussion, Alice Weidel?“Diese Frage richtet SPD-Bundestagskandidat Leon Hahn an seine Mitbewerberin von der AfD – und kritisiert damit das bisherige Fernbleiben der Politikerin bei Podiumsdiskussionen im Wahlkreis. Die AfD lässt die Vorwürfe nicht gelten und verweist auf die zahlreichen Termine, die Weidel als Spitzenkandidatin der Bundes-AfD wahrzunehmen habe.
Mehr als 50 Plakate geordert
Auf mehr als 50 Plakaten , die im gesamten Bodenseekreis aufgehängt werden sollen, fordert Hahn Alice Weidel auf: „Stellen Sie sich der inhaltlichen Debatte in Ihrem Wahlkreis!“Das erste montierte der SPDPolitiker eigenhändig am Freitagmittag vor dem Stadtbahnhof in Friedrichshafen.
„Es ärgert mich, dass sich die AfD immer als Opfer darstellt, aber dann zu feige ist, ihre falschen Inhalte selbst zu verteidigen“, begründet er die Aktion. Bei sechs Podiumsdiskussionen sei Weidel in den vergangenen Wochen und Monaten eingeladen gewesen, bei keiner einzigen sei sie aber erschienen. Auch für die noch anstehenden vier PodiumsVeranstaltungen gebe es bis dato keine Zusage der AfD-Spitzenkandidatin, die auch als Direktbewerberin im Wahlkreis Bodensee antritt.
Nach Einschätzung Hahns ist das Verhalten Weidels typisch für die AfD. Sie verweigere sich der Diskusssion.
Hahn, der auch Landesvorsitzender der SPD-Nachwuchsorganisation Jusos ist, räumt ein, dass er noch im Landtagswahlkampf 2016 gegen öffentliche Debatten mit der Partei gewesen sei, deren Thesen unter anderem zu den Themen Flüchtlinge, Ausländer und Familienpolitik durchaus umstritten sind. Damals habe man die Gruppierung nicht aufwerten wollen. „Das war ein Fehler“, sagt er heute. Er habe sich intensiv darauf vorbereitet, sich mit Weidels „Behauptungen und Thesen“auf Podien auseinanderzusetzen und diese zu widerlegen. „Es ist wichtig, dass wir die AfD inhaltlich stellen.“
Die AfD weist die Vorwürfe Hahns, die nun die Straßen im Wahlkreis säumen, zurück. Ein längerer Fragenkatalog der „Schwäbischen Zeitung“zum Thema und zu der SPD-Aktion blieb zwar unbeantwortet, ein Sprecher Weidels teilte aber in schriftlichr Form mit, dass es „in Anbetracht des enormen Pensums von rund 60 Wahlkampfauftritten sowie weit mehr als 100 Presseterminen, TV-Debatten und Podiumsdiskussionen“, die Weidel als Spitzenkandidatin der AfD bundesweit wahrnehme, in der Natur der Sache liege, „dass sie bei weitem nicht jeder Terminanfrage entsprechen kann“. Das sei im Übrigen völlig unabhängig von der Frage, „ob es sich um ihren Heimatwahlkreis handelt oder nicht“.
Dies sei bei den Spitzenkandidaten der anderen zur Bundestagswahl antretenden Parteien ganz ähnlich. Wörtlich heißt es weiter: „Die Unterstellungen von Herrn Hahn entbehren daher nachvollziehbar jeglicher Grundlage.“
Andere schicken Ersatz
Das Argument, dass das bundesweite Engagement einer Spitzenkandidatin Termine im eigenen Wahlkreis schwierig mache, lässt Leon Hahn durchaus gelten. Die anderen Parteien würden in diesen Fällen aber allermeist Ersatz schicken. Dies passiere bei der AfD am Bodensee aber nicht.