Schwäbische Zeitung (Tettnang)
78-Jährige ärgert sich über Vandalismus
Unbekannter klemmt Getränkedose so ein, dass der Fahrstuhl am Bahnhof nicht mehr funktioniert
MECKENBEUREN - Mit ihrem Rollator ist Ingeborg Hochschild immer unterwegs. Auf den ist sie angewiesen, am Bahnhof muss sie deswegen auch den Fahrstuhl benutzen. Am Donnerstag war das allerdings nicht möglich: Es handelte sich um keinen technischen Defekt, sondern ein Unbekannter hat eine platt getretene Getränkedose so in den Türschlitz gedrückt, dass diese nicht mehr ganz zuging.
Die Dose hatte sich so verkeilt, dass man sie auch nicht mehr herausziehen konnte. „Ich bin so zornig über so viel Gemeinheit“, sagt Ingeborg Hochschild. Da stand sie, nach vorne gebeugt, und versuchte, das Metall herauszuziehen. Erfolglos. Die 78-Jährige hielt Ausschau nach Hilfe und hoffte wegen des vermuteten nötigen Kraftaufwands nach eigener Aussage auf einen jungen, kräftigen Mann.
Nach einiger Zeit kam dann eine junge Frau vorbei. Die löste das Problem: Als sie mit aller Kraft zog, riss die Getränkedose in der Mitte entzwei. Die eine Hälfte fiel in den Schacht, die zweite Hälfte hatte die Helferin in der Hand.
Ingeborg Hochschild kann die Täter nicht verstehen. Das Reinigungspersonal erledige seine Aufgabe immer sehr gut, sagt sie, da könne man überhaupt nicht klagen. Aber kaum sei alles sauber und die Mitarbeiter wieder auf dem Weg, sei es schon wieder dreckig.
Kaugummis auf Bedienknöpfen
Ingeborg Hochschild wirkt nicht wie jemand, der wegen eines achtlos dahingeworfenen Bonbonpapiers Aufhebens machen würde. Als Beispiel für Verschmutzungen nennt sie etwa ausgekaute Kaugummis, die Unbekannte immer wieder auf die Bedienknöpfe des Fahrstuhls drücken und dort kleben lassen. Nun könnten die Mitarbeiter ja auch nicht jeden Tag vorbeischauen, sagt Ingeborg Hochschild. Sie ist wegen der Gedankenlosigkeit und der Mutwilligkeit dieser Taten enttäuscht.
„Dieser Fall ist wirklich besonders ärgerlich“, sagt ein Sprecher der Deutschen Bahn auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung. Das Unternehmen zahle bundesweit in jedem Jahr allein 34 Millionen Euro allein für die Beseitigung von Schäden vom Graffiti bis hin zur eingetretenen Fahrstuhltür. Hinzu kämen dann noch einmal rund 160 Millionen Euro für Sicherheitsmaßnahmen, die eben solchen Vandalismus verhindern sollen. Besonders schlimm sei es dann, wenn die Schäden wie in diesem Fall „mutwillig verursacht“würden. Schließlich betreffe das neben Reisenden mit schweren Koffern vor allem Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt seien.
Ermittlungen an Schwerpunkten
„Mit diesem Thema haben wir immer wieder zu kämpfen“, sagt der Sprecher. Weniger werde es bestimmt nicht, aber es lasse sich auch kein Trend ausmachen. Allerdings gebe es immer wieder Schwerpunkte. Die Bahn beschäftige 4000 Sicherheitskräfte, hinzu kämen 5000 Bundespolizisten. Diese würden gezielt an solchen Schwerpunkten eingesetzt und ermittelten auch schon mal verdeckt, um Wiederholungstäter zu ermitteln.
Angezeigt würden vor allem echte Sachbeschädigungen, „in der Regel gegen Unbekannt“. Das Beispiel mit dem Kaugummi auf dem Bedienfeld sei „sicher eklig“, wie der Bahnsprecher sagt, aber keine Beschädigung wie etwa bei einem vollständig zerstörten Bedienelement.
Es sei eben auch eine Erziehungssache, sagt der Bahnsprecher: „Wie geht man mit fremdem Eigentum um?“Natürlich könnten Defekte durch Abnutzung auftreten, „aber etwas kaputt zu machen, das ist eine ganz andere Sache“.