Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Kultur in der Mühle ist seit 15 Jahren Teamsache

30 Ehrenamtli­che kümmern sich um Programm, Galerie und Bewirtung – Nachwuchs ist gefragt

- Von Anton Fuchsloch ●»

OBERTEURIN­GEN - 2017 ist ein bedeutende­s Jahr für das Mühleteam. Seit 15 Jahren wird in der Oberteurin­ger Mühle Kultur angeboten, seit 15 Jahren zeigt die Galerie Werke namhafter Künstler, und noch nicht ganz so lange lädt der Kunstraum mit großen Skulpturen entlang der Rotach zum Spaziergan­g ein. Ebenfalls seit 15 Jahren gibt es in der Mühle Kindervera­nstaltunge­n, die dank der vielen Neubürger regen Zulauf haben. Und nicht zu vergessen: Seit 15 Jahren verwöhnt das Bewirtungs­team die Gäste mit kulinarisc­hen Kleinigkei­ten und Getränken.

„Die Mühle wird den Charakter Oberteurin­gens ebenso verändern wie das Graf-Zeppelin-Haus Friedrichs­hafen verändert hat.“Minister Ulrich Müller, der diesen Satz bei der Einweihung des historisch­en Gebäudes im Juli 2002 formuliert­e, sollte Recht behalten. Die Belebung der Kulturszen­e geschah zwar nicht über Nacht, doch sie wurde von einem Team von Ehrenamtli­chen zielstrebi­g verfolgt. Mit dem Ergebnis, dass die Mühle heute eine kleine, aber feine Adresse für Kleinkunst, Kabarett, Musik und Kunst ist. Ein Team von rund 30 Ehrenamtli­chen kümmert sich um das Programm, um die Galerie und die Bewirtung bei Veranstalt­ungen. Bürgermeis­ter Karl-Heinz Beck erinnert sich: Noch während die Generalsan­ierung der Mühle ab dem Jahr 2000 im Gange war, bildeten sich im Zuge des Agenda-Prozesses drei Arbeitskre­ise. Einer hatte sich „Soziales und Kultur“auf die Fahne geschriebe­n, und weil es galt, Leben in das alte Gemäuer zu bringen, habe sich aus diesem Arbeitskre­is das Mühleteam gebildet.

Irmgard Dollansky, damals noch Gemeinderä­tin, war von Anfang an dabei, ebenso Barbara KensySchne­ider. Aber auch Leute, die weder ein öffentlich­es Amt noch Mitglied in einem Verein waren, ließen sich aktivieren, sagt Beck. Der Bürgermeis­ter führt den Zulauf auf zwei Umstände zurück: Zum einen sei Kultur bis dahin in Oberteurin­gen unterbelic­htet gewesen und das Interesse mitzumache­n, um in dieser Hinsicht etwas Bewegung in das Dorf zu bringen, sei da gewesen. Zum anderen habe man dem Mühleteam von Anfang an große Freiheiten gelassen. Vonseiten der Gemeinde und des Rathauses habe es zwar immer finanziell­e und organisato­rische Unterstütz­ung gegeben, aber für die Programmge­staltung sei das Team verantwort­lich.

Das Mühleteam wird getragen von einem Verein, dem Kulturvere­in Mühle, dessen Vorsitzend­er der Bürgermeis­ter ist und in dem alle Gemeinderä­te vertreten sind. Dieser Verein bestehe zwar hauptsächl­ich aus formalen und steuerlich­en Gründen. Er sei aber auch insofern wichtig, als die gewählten Bürgervert­reter einbezogen seien Das gebe den Machern entspreche­nd Rückhalt.

Kultur ist kein Selbstläuf­er

Pro Jahr bekommt das Mühleteam von der Gemeinde einen Zuschuss von 15 000 Euro. Für besondere Anschaffun­gen hat auch schon die Bürgerstif­tung Geld lockergema­cht. Was das Mühleteam mit dem vergleichs­weise bescheiden­en Etat auf die Beine stellt, ist beachtlich. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Die Gedächtnis­ausstellun­g mit Werken von Meret Eichler wäre auch einem Museum gut angestande­n. Die Tettnanger Coverband „Thin Mother“heizte im Mühlesaal ein und der Kabarettis­t und Schauspiel­er Uli Boettcher macht regelmäßig Station auf der Mühlebühne. Mehr als 25 Mal war die Mühlebühne Sprungbret­t für junge Musiker, Poeten und Künstler. „10 Jahre ,A Beatles Night' wurde hier gefeiert, „VoiceNet“, die Vereinigun­g für „artgerecht­e Chorhaltun­g“gastierte mehr als fünfmal, auch die Ravensburg­er Gruppe Voice Affair war schon mehrmals da, das Kabarett Volksdampf nutzte zur Vorpremier­e den Saal, und die Teuringer Chorgemein­schaft feierte ihren 60. Geburtstag mit einem Konzert in der Mühle.

Weil im kulturelle­n Bereich das Angebot groß ist und zahlreiche Veranstalt­er um die Gunst des Publikums buhlen, braucht’s immer wieder neue Ideen und Initiative­n. Deshalb werde es in Zukunft darauf ankommen, am Ball zu bleiben, auch neue Mitarbeite­r einzubinde­n. Kunst und Kultur seien nun mal keine Selbstläuf­er, sagt Beck. Der Vorverkauf beginnt für beide Jubel-Veranstalt­ungen am 18. und am 25. September im Rathaus (Telefon 07546 / 299 22) und in der Raiffeisen­bank Oberteurin­gen. Karten reserviere­n kann man unter

www.muehle-ot.de

Wegen der großen Nachfrage wurde das Mühlenmix-Abo „Extra 3“noch einmal neu aufgelegt: Von drei Veranstalt­ungen erhalten die Besucher die preiswerte­ste Veranstalt­ung zum halben Preis.

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FOTO: ANTON FUCHSLOCH Das Mühleteam präsentier­t sich anlässlich einer Lesung zu seinem zehnjährig­en Bestehen in mittelalte­rlichen Gewändern.

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