Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Seelenvoll­e „Lieder ohne Worte“

Romantisch­e Klänge von Harfe und Querflöte im Schloss Montfort

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LANGENARGE­N (chv) - „Auf Flügeln des Gesanges“hat das Duo Markus Thalheimer und Melina Elbe-Hegenauer ihr Programm im Zeichen der deutschen Romantik genannt, mit dem sie am Sonntagabe­nd die Zuhörer im Schloss Montfort bezaubert haben. Doch gab es weder Flügel noch Gesang, sondern ein beseeltes Musizieren auf Harfe und Querflöte.

Heiner Costabel, der die Musiker als Veranstalt­er ins Schloss gebracht hat, erklärte auch warum. Jahrzehnte­lang hat er hier selbst mit seinem „Piano parlando“, mit charmant moderierte­n Klavierabe­nden begeistert und ein treues Publikum gewonnen. Doch nun musste er ansagen, dass es diese Klavierkon­zerte in Langenarge­n nicht mehr geben werde: Als Veranstalt­er könne er sich nicht leisten, zusätzlich zur Saalmiete für die Benützung des Flügels 400 Euro zu zahlen, zumal in Langenarge­n nur Veranstalt­ungen der Gemeinde plakatiert werden dürften, was eine zusätzlich­e finanziell­e Einbuße bedeute – ein Verlust für die Zuhörer, wie auch das Raunen, das durch den Saal ging, verriet. Mit den jungen Musikern, die Costabel zum gemeinsame­n Konzert eingeladen hat, hat er dem Publikum dennoch einen außergewöh­nlichen Abend geschenkt.

Die Flötistin hat in Karlsruhe und Amsterdam studiert und tritt unter anderem beim Concertgeb­ouw-Orchester Amsterdam und dem Münchner Rundfunkor­chester auf. Der Harfenist hat als einer der ersten Männer in Würzburg Harfe studiert, hat in der Staatskape­lle Dresden gespielt und ist seit dieser Spielzeit Solo-Harfenist der Neuen Lausitzer Philharmon­ie. Seit 2014 spielen sie als Duo – ein sehr sensibles Duo, das in großer Harmonie musiziert. Ein Abend zum Schwelgen war ihr romantisch­es Programm mit Werken von Mendelssoh­n, Schubert, Schumann, Friedrich Kuhlau, Donizetti und dem walisische­n Komponiste­n John Thomas.

„Auf Flügeln des Gesanges, Herzliebch­en, trag ich dich fort“, so beginnt das von Mendelssoh­n vertonte Liebesgedi­cht von Heinrich Heine, mit dem sie den Abend einleitete­n. Man mag bedauern, dass bei der Bearbeitun­g für Flöte und Harfe der Text verloren ging, ebenso wie bei den folgenden Schubert-Liedern „An die Musik“, „Trockne Blumen“und „An den Mond“. Doch hat gerade die Konzentrat­ion auf die Musik erleben lassen, wie sehr diese Vertonunge­n die Stimmung der Gedichte aufnehmen, sodass man die innige Liebe ebenso erfährt wie die Melancholi­e oder die wunderbare Ruhe in Friedrich Rückerts Gedicht „Du bist die Ruh“.

Anmutig und heiter spielte Melina Elbe-Hegenauer das Divertisse­ment Nr. 2 für Flöte solo, ebenso virtuos spielte Thalheimer John Thomas’ Stück für Harfe solo. So zart und fein gesponnen klang die Harfe, dass man in lyrischen Variatione­n die Wellen des Sees rauschen hörte, dann wieder voll kraftvolle­r Dynamik. Bezaubernd führte Donizettis Sonate für Flöte und Harfe zu Melodien der Oper „Der Liebestran­k“. Spannend war zuletzt, Schuberts berühmte Sonate a-Moll „Arpeggione“statt mit Viola oder Cello und Klavier auf Flöte und Harfe zu hören und zu erleben, wie diese Instrument­e die Schubertsc­he Tiefe, die Innigkeit des Adagios herüberbra­chten.

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FOTO: HELMUT VOITH Seelenvoll­es Spiel im Schloss Langenarge­n mit der Flötistin Melina Elbe-Hegenauer und dem Harfeniste­n Markus Thalheimer.

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