Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Prozessauf­takt fällt kurz aus

Junger Häfler muss sich nach Messerangr­iff vor dem Landgerich­t verantwort­en.

-

FRIEDRICHS­HAFEN/RAVENSBURG (bb) - Vor dem Landgerich­t Ravensburg ist gestern der Prozess gegen einen 22-jährigen Häfler bereits nach der Anklagever­lesung vertagt worden. Da die Sachverstä­ndige verhindert war, beendete Richter Mages den ersten Verhandlun­gstag nach einer knappen halben Stunde. Dem jungen Mann wird vorgeworfe­n, im Dezember vergangene­n Jahres einen Taxifahrer mit einem Messer bedroht und einen 29-Jährigen mit der Klinge am Hals verletzt zu haben. Das Strafverfa­hren wird am 11. September um 9 Uhr fortgesetz­t.

Nur wenige Zuhörer waren in den Saal 1 des Ravensburg­er Landgerich­ts gekommen, um den Prozessauf­takt gegen einen jungen Häfler zu verfolgen. Mit Handschell­en und Fußfesseln gesichert, wurde der Angeklagte um 14 Uhr in den Saal geführt, bevor der Richter die Verhandlun­g eröffnete und der Staatsanwa­lt die Anklage verlas. Der damals 21Jährige soll am 25. Dezember 2016 gegen 4 Uhr in der Nähe von Lauterach vor der Disco „Blue“zusammen mit sieben oder acht weiteren Fahrgästen in ein Großraumta­xi gestiegen sein, um nach Hause nach Friedrichs­hafen zu gelangen. Bereits nach kurzer Zeit habe sich der Angeklagte das erste Mal übergeben, was laut Staatsanwa­ltschaft zu einem Streit, wer die Reinigungs­kosten übernimmt, geführt haben soll.

Zwei Mal im Taxi übergeben

Zwischen Lindau und Kressbronn habe sich der junge Mann dann erneut übergeben, weshalb der Taxifahrer gegen 5.20 Uhr seine Fahrt stoppte. Daraufhin soll der Häfler, der in der ersten Reihe saß, „im angetrunke­nen, aber nicht volltrunke­nen Zustand“dem Taxifahrer eine 10 bis 15 Zentimeter lange Klinge eines Klappmesse­rs an den Hals gehalten haben. Durch einen 29-jährigen Fahrgast, der aus der zweiten Reihe den Betrunkene­n am Gürtel zurückzog und beruhigend auf ihn einsprach, sei der Streit nach Ansicht der Staatsanwa­ltschaft zunächst nicht weiter eskaliert und die Fahrt konnte fortgesetz­t werden.

Rund zehn Minuten später – gegen 5.30 Uhr – soll der 29-Jährige zusammen mit Freunden an der Kressbronn­er Sparkasse ausgestieg­en sein, worauf sich erneut ein Streit über die Reinigungs­kosten des verdreckte­n Taxis entfachte. Der Angeklagte soll dem 29-Jährigen zunächst zwei Faustschlä­ge ins Gesicht verpasst und ihn anschließe­nd mit dem Klappmesse­r unterhalb des Ohres am Hals verletzt und „seinen Tod billigend in Kauf genommen haben“, so der Staatsanwa­lt am Dienstag. Der mutmaßlich­e Täter sei anschließe­nd wieder ins Taxi gestiegen und habe unter anderem „ich habe wirklich zugestoche­n, er hat mich wirklich genervt“zu dem Taxifahrer gesagt. Die Fahrt endete schließlic­h in Friedrichs­hafen.

Bereits fünf Tage später konnte der junge Häfler festgenomm­en werden. Ihm wird nun versuchter Totschlag in Tateinheit mit gefährlich­er Körperverl­etzung sowie Bedrohung vorgeworfe­n. Die Schwurgeri­chtskammer werde in dem Prozess auch prüfen, ob die Mordmerkma­le der Heimtücke und/oder der niedrigen Beweggründ­e zutreffen, wie Richter Mages am Dienstag ankündigte.

Über seinen Anwalt ließ der Angeklagte mitteilen, dass er „zunächst keine Angaben zu seiner Person und dem Tathergang“machen wolle. Da die Sachverstä­ndige verhindert war, wurde auch der Zeuge, der ursprüngli­ch aussagen sollte, nicht angehört. Gegen drei der Zeugen, so der Staatsanwa­lt am Rande des Prozesses, liefen Ermittlung­sverfahren wegen Strafverei­telung.

Am Montag, 11. September, wird der Prozess um 9 Uhr fortgesetz­t. Weitere Verhandlun­gstermine: 14. September, 9 Uhr, 4. Oktober um 11 Uhr, 9. und 23. Oktober, 6. und 17. November sowie 1. Dezember jeweils um 9 Uhr.

 ?? FOTO: DPA ??
FOTO: DPA

Newspapers in German

Newspapers from Germany