Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Star Alliance für Maschinenb­auer

Carl Zeiss gründet mit weiteren Partnern digitalen Marktplatz Adamos

- Von Andreas Knoch

RAVENSBURG - Eine Allianz unter Mitführung der Carl Zeiss AG will Maschinen- und Anlagenbau­ern bei der digitalen Vernetzung ihrer Geschäftsm­odelle helfen. Dazu hat der Optik- und Messtechni­kspezialis­t aus Oberkochen zusammen mit dem Werkzeugma­schinenher­steller DMG Mori Seiki, dem Maschinen- und Anlagenbau­er Dürr, dem Softwaresp­ezialisten Software AG sowie der chinesisch­en ASM Pacific Technology die IT-Plattform Adamos gegründet. Adamos, das im Rahmen eines Gemeinscha­ftsunterne­hmens geführt wird, ist ein digitaler Marktplatz, auf dem Werkzeugma­schinenher­steller sowie Maschinen- und Anlagenbau­er ihren Kunden Lösungen für die digital vernetzte Produktion anbieten können.

„Bei dem wichtigen Thema Industrie 4.0 muss der Maschinenb­au selbst aktiv werden“, sagte DMGMori-Chef Christian Thönes. Thönes zufolge starte die Plattform offiziell zum 1. Oktober mit 200 Mitarbeite­rn und 30 Apps. Ziel ist es, Adamos zu einem branchenwe­it führenden Marktplatz auszubauen. Vernetzte Produktion und integriert­e Zulieferer­ketten gelten in der Maschinenb­aubranche als nächster großer Schritt, der Kosten senken und den Kunden etwa eine schnellere Belieferun­g ermögliche­n soll.

Einladung an Wettbewerb­er

Ausdrückli­ch haben die fünf Gründungsm­itglieder weitere Wettbewerb­er zur Teilnahme an Adamos eingeladen. „Wir sind offen für neue Partner“, sagte Thönes. Für Interessen­ten, die sich nicht als weitere Gesellscha­fter an Adamos beteiligen wollen, liegen die Kosten bei 300 000 Euro. Damit sollen insbesonde­re kleinere und mittelgroß­e Maschinenu­nd Anlagenbau­er angesproch­en werden, für die Industrie-4.0Anwendung­en finanziell und technologi­sch allein nicht zu stemmen sind. Einen ähnlichen Vorstoß hatte der Werkzeugma­schinenher­steller Trumpf aus Ditzingen mit seiner digitalen Geschäftsp­lattform Axoom vor rund zwei Jahren gemacht.

Wie Ralf Dieter, Vorstandsc­hef von Dürr, erklärte, wolle man auf Adamos Anwendunge­n zur Verfügung stellen, mit denen sich Maschinen und Fabriken digital steuern ließen. Dieter sprach von einer „Star Alliance“der Maschinenu­nd Anlagenbau­er. Im Sinn haben die Gründungsm­itglieder dabei vor allem drei Bereiche: der effiziente­re Betrieb von Maschinen, die Steuerung ganzer Fabriken sowie Lösungen im Bereich des Service oder der Wartung von Maschinen und Anlagen wie beispielsw­eise eine vorausscha­uende Instandhal­tung. Zeiss ist nach Auskunft von Finanzchef Thomas Spitzenpfe­il mit seiner Sparte industriel­le Messtechni­k an der Allianz beteiligt.

Als Vorteile von Adamos führte Software-Chef Karl-Heinz Streibich die hohe Datensiche­rheit ins Feld. Jeder Partner habe auf der Plattform einen eigenen Datenraum, der für andere Partner nicht zugänglich sei. Nach den Worten von DMG-Chef Thönes habe die Software AG zudem zugesicher­t, sich als Plattformb­etreiber und Datenmanag­er nicht zwischen die Maschinen- und Anlagenbau­er und deren Endkunden zu schieben und Geschäfte, die sich aus der Nutzung von Kundendate­n ergeben, selbst zu machen – eine Befürchtun­g, die viele Firmen bei Industrie-4.0-Anwendunge­n umtreibt.

Die Firmen halten jeweils ein Fünftel am Gemeinscha­ftsunterne­hmen. Insgesamt seien zum Start 60 Millionen Euro investiert worden, von denen durch die Einbringun­g der Software ein Großteil von der Software AG stammt. Jeweils drei Millionen Euro hätten die vier Industriep­artner beigesteue­rt.

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FOTO: ZEISS Koordinate­nmessgerät von Zeiss: Der Technologi­ekonzern aus Oberkochen ist mit seiner Sparte Industriel­le Messtechni­k an der IT-Plattform Adamos beteiligt.
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FOTO: OH Thomas Spitzenpfe­il

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