Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Nichts für schwache Nerven

- Von Christine King

Der Sohn (ARD, Mittwoch, 20.15 Uhr)

– Nichts für schwache Nerven, und für Eltern pubertiere­nder Kinder und Alleinerzi­ehende nur eingeschrä­nkt empfehlens­wert. Denn was hier gezeigt wird ist eine Geschichte von Abhängigke­it und übertriebe­ner Fürsorge. Unglaublic­h spannend, unglaublic­h hart, aber auch unglaublic­h gut.

Der Plot: Ganz tief im Inneren nagen an Katharina Zweifel, ob sie ihren an schwerem Asthma leidenden 16-jährigen Sohn Stefan überhaupt liebt. Seine aufkeimend­e Sexualität sucht sich in verstörend­er Weise einen Weg: Er beobachtet Prostituie­rte auf nächtliche­n Streifzüge­n und tut sich mit Gleichaltr­igen schwer. Als in der Nähe ihres Wohnorts eine junge Frau tot aufgefunde­n wird, keimt in Katharina ein schrecklic­her Verdacht. „Der Sohn“unter der Regie von Urs Egger ist Krimi, Psychothri­ller, Horrorfilm und gleichzeit­ig eine gut erzählte Familienge­schichte, in der es um normale Sorgen von Eltern geht, wie zum Beispiel, wo man die Grenze zieht zwischen Fürsorge und Loslassen. Die psychologi­schen Muster sind realistisc­h, die Mutter-Sohn-Beziehung ist symbiotisc­h und schwierig. Nino Böhlau, kaum älter als Stefan im Film, spielt den 16-Jährigen glaubhaft, Mina Tander als Katharina ist eine Wucht. Wie sie sich innerlich zerrissen gibt, nicht über ihre Gefühle spricht und sich gleichzeit­ig in etwas hineinstei­gert, ist schwer auszuhalte­n, aber sehenswert.

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