Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Honigertrag in diesem Jahr deutlich angestiegen
Im Vergleich zum vergangenen Jahr sind die Imker im Raum Ravensburg zufriedener mit ihrer Ernte
RAVENSBURG - Die Imker im Raum Ravensburg können zufrieden sein: Die Honigernte ist für sie dieses Jahr deutlich höher ausgefallen als im vergangenen Jahr.
Das bestätigt Markus Gensior, der selbst einige Bienenvölker besitzt. Über den bisherigen Honigertrag in diesem Jahr liegen ihm zwar noch keine offiziellen Zahlen vor. „Aus Rückmeldungen von Imkerkollegen kristallisiert sich derzeit heraus, dass die Menge an Honig in unserem Imkerbezirk überdurchschnittlich hoch ausgefallen ist“, sagt Gensior. Zwar gebe es sehr wenig Blütenhonig, der vollständig oder überwiegend aus dem Nektar von Pflanzen gewonnen wird, dafür aber sehr viel Waldhonig. Dieser entsteht aus Honigtau. Das ist eine kohlenhydratartige, süße Masse, die Insekten – zum Beispiel Blattläuse – ausscheiden.
Für den geringen Ertrag von Blütenhonig können laut Gensior verschiedene Umstände verantwortlich sein. Hauptsächlich mache den Bienen allerdings die Witterung zu schaffen. „Wenn es regnet und gleichzeitig blüht, können die Bienen keinen Nektar holen. Wenn es sehr kalt ist und die Bienen im Stock bleiben müssen, verzehren sie den bereits gesammelten Honig.“So waren die Umstände zum Beispiel auch im vergangenen Jahr unvorteilhaft für die Bienen. „2016 war es erheblich zu nass und zu warm. Im Schussental fiel die Ernte daher nicht gut aus. In den höheren Lagen sah es besser aus, hier profitierte man vom später blühenden Raps“, sagt Gensior.
In diesem Jahr fällt die Ernte also deutlich besser aus als im vergangenen. Allerdings ist das für die Mitglieder des Ravensburger Imkervereins nicht das Wichtigste. „In unserem Verein sind fast keine Berufsimker, sondern nur Hobbyimker, deren Ziel nicht die Gewinnmaximierung ist. Die Freude am Imkern ist hier der Motor von allem.“Und wenn zusätzlich noch der Honigertrag stimmt, lohne sich die Arbeit mit den fleißigen Tierchen in doppelter Hinsicht.
Die Westliche Honigbiene, die in der Region ihre Heimat hat, ist der wichtigste Bestäuber für einige Pflanzenarten. Dadurch hat sie eine große Bedeutung für die Landwirtschaft. Außerdem produziert die Honigbiene zahlreiche Produkte wie Bienenwachs und Honig.
„Bienen haben mich schon immer fasziniert“, sagt Gensior. „Jedes Jahr ist eine neue Herausforderung, weil man sich auf neue Gegebenheiten einstellen muss.“Diese Gegebenheiten haben sich in den vergangenen Jahren stark verändert. In der Vergangenheit wurde immer wieder über das sogenannte Massensterben der Honigbienen berichtet. „Wer oder was genau für den Rückgang der Bienenvölker verantwortlich ist, hängt von vielen Faktoren ab“, sagt Gensior. „Bienen können durch Parasiten, Krankheiten, das Klima und das Wetter zugrunde gehen. Auch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist ein heißes Thema. Teilweise sind diese schon verboten.“
Auch im Bereich Ravensburg und Umgebung ist ein Rückgang der Bienenvölker zu verzeichnen. „Derzeit ist ein Trend zu mehr Imkern auszumachen, die nur wenige Völker besitzen.“Bei gleichbleibender Anzahl der Bienenvölker ist die Mitgliederanzahl des Imkervereins Ravensburg von 230 Mitgliedern im Jahr 2010 auf 285 in diesem Jahr angestiegen. Damit zähle der Verein zu den größeren im Landesverband, bei denen die durchschnittliche Vereinsmitgliederanzahl bei 90 Imkern liege, so Gensior.