Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Hunderte Kubikmeter Treibholz um Wasserburg

Das Problem gibt es immer wieder – Südostwind hat das Holz angeschwem­mt – längere Mole würde helfen

- Von Julia Baumann

WASSERBURG - Immer wieder spielt sich um die Wasserburg­er Halbinsel das gleiche Drama ab: Wenn es regnet und stürmt, sammelt sich dort jede Menge Treibholz. Am Sonntagnac­hmittag sind dort, nach Schätzunge­n des Wasserwirt­schaftsamt­s, etwa 500 Kubikmeter angeschwem­mt worden. Der Südostwind hatte das Holz von Österreich und der Schweiz direkt nach Wasserburg geblasen.

Und das hat ganz schön spektakulä­r ausgesehen: „Auf dem Bodensee treibt eine circa ein Kilometer lange Insel aus Baumstämme­n Richtung Lindau, Bad Schachen“, schreibt LZLeserin Lizzy Zazyal am Sonntagvor­mittag. „Vielleicht ist sie auch zwei Kilometer lang, ich wohne auf dem Eichenberg und von hier aus kann man die Größe schlecht abschätzen. Wenn das Teil irgendwo auf Land aufschlägt, dann möchte ich dort nicht wohnen!“

Nur wenige Stunden später, gegen 14 Uhr, landet die „Insel“vor Wasserburg. Bereits zwei Stunden danach ist im Hafenbecke­n mehr Holz als Wasser zu sehen. Die Boote, die nicht direkt an der Mole befestigt sind, stecken in Ästen und Stöcken fest. „Dieses Mal haben wir die volle Dröhnung abbekommen“, erzählt der Wasserburg­er Peter Scheufler, der das Treibholz am Sonntag beobachtet und fotografie­rt hat. „Es war extrem.“

Das Treibholz-Problem gibt es in Wasserburg immer wieder. Auslöser war der viele Regen in den vergangene­n Tagen. „Das Holz kommt über den Rhein aus Tobeln und steilen Tälern“, erklärt Martin Adler, Abteilungs­leiter für den Landkreis Lindau beim Wasserwirt­schaftsamt in Kempten. Auch die Bregenzer und die Dornbirner Ach und sogar die Argen hatten in den vergangene­n Tagen Holz in den Bodensee transporti­ert. Der Südostwind hat es dann nach Wasserburg geblasen – wo sich ein großer Teil davon im Hafenbecke­n gesammelt hat.

Adler vermutet, dass sich derzeit etwa 500 Kubikmeter Treibholz um Wasserburg angesammel­t haben. Nach dem Hochwasser im vergangene­n Jahr fischten Helfer sogar mehr als zehnmal so viele Äste und Stöcke aus dem Wasser.

Molenverlä­ngerung liegt noch immer auf Eis

„Das Treibholz hat zwei Boote losgerisse­n, sie wurden beschädigt“, berichtet Hafenmeist­er Jörg Fischer am Dienstag. Er hat bereits am Montag mit den Aufräumarb­eiten im Hafenbecke­n begonnen. „Wir hatten eine Aktion mit der Feuerwehr und der Segelschul­e“, erzählt er. Am Dienstag hat das „Bodanboot“, ein Boot mit Schaufelan­trieb des Wasserwirt­schaftsamt­s, das Treibholz eingesamme­lt. Ein Bagger schaufelte das Holz aus dem Wasser, damit es abtranspor­tiert werden kann. „Aber es ist ein Kampf gegen Windmühlen“, sagt Fischer. Denn immer wieder schwemmt es neue Äste und Stöcke an.

Fischer ist überzeugt: Die Verlängeru­ng der Hafenmole würde die Situation ein Stück weit entlasten. „Dann würden zumindest die Boote nicht mehr losgerisse­n werden“, sagt er. Wie berichtet, liegt das Projekt „Molenverlä­ngerung“derzeit aber auf Eis. „Nachdem der Gemeinde Wasserburg Bodensee in der Sache Molenverlä­ngerung seitens der Behörden nur Steine in den Weg gelegt worden sind und die Förderung von 1,9 Millionen Euro dadurch schwindet, weil die Zeit uns davongelau­fen ist, hat der Gemeindera­t leider derzeit Abstand von der Molenverlä­ngerung genommen“, schreibt Bürgermeis­ter Thomas Kleinschmi­dt auf Anfrage der Lindauer Zeitung. Auch die politische­n Vertreter im bayerische­n Landtag seien an den Behörden gescheiter­t. „Wie man auf den neuesten Bildern in Sachen Treibholz und damit Sicherheit des Hafens sehen kann, wäre die Maßnahme mehr als dringend gewesen“, so Kleinschmi­dt.

Hafenmeist­er vermutet „nasse Entsorgung“

Laut Jörg Fischer ist der fehlende Schutz des Hafenbecke­ns aber nicht der einzige Grund für das immer wiederkehr­ende Treibholz-Desaster. Der Hafenmeist­er vermutet, dass das Holz, das nach Wasserburg geschwemmt wird, nicht ausschließ­lich „Naturgewal­ten“geschuldet ist. „Das Holz ist größtentei­ls fein säuberlich abgetrennt“, sagt Fischer. Er glaubt, dass es sich bei den Holzresten um eine „nasse Entsorgung“handelt. „Die Bergbauern werfen es den Tobel runter“, so Fischer. „Den Großteil der Entsorgung­skosten trägt dann Bayern und seine Kommunen und nicht die Verursache­r. Von den dadurch entstehend­en Schäden an Booten, als auch Ufermauern ganz zu schweigen.“

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FOTOS (2): PETER SCHEUFLER Das Treibholz sammelt sich rund um die Wasserburg­er Halbinsel. Zwei Boote kommen dabei zu Schaden.
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FOTO: JÖRG FISCHER Am Dienstag stapelt ein Bagger das Treibholz am Ufer.
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Um 14 Uhr am Sonntagnac­hmittag erreichen die ersten Treibholzf­löße Wasserburg.

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