Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Der Sicherste ist nicht immer der Kürzeste

Harald Müller von der Verkehrswa­cht gibt Tipps für den sicheren Schulweg

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FRIEDRICHS­HAFEN - Es ist Schulanfan­g: Für viele Erstklässl­er beginnt in diesen Tagen ein neuer Lebensabsc­hnitt. Sie müssen sich neuen Herausford­erungen stellen. Dazu gehört auch der Schulweg. Wie Eltern ihre Kinder am besten vorbereite­n, darüber hat Christoph Dierking mit Harald Müller von der Verkehrswa­cht Bodenseekr­eis gesprochen. Müller ist zugleich bei der Polizei in Friedrichs­hafen im Referat Prävention tätig.

Was zeichnet einen sicheren Schulweg aus?

Grundsätzl­ich gilt: Der sicherste Schulweg ist nicht immer der kürzeste. Wenn es Gefahrenst­ellen gibt, ist es besser, Umwege in Kauf zu nehmen. Städte und Gemeinden bieten sogenannte Schulwegpl­äne an. Über diese können sich Eltern informiere­n. Trotzdem sollten sie den Schulweg immer mit ihren Kindern üben und schauen, wo sich Gefahrenst­ellen befinden. Wichtig ist, auch auf Kleinigkei­ten zu achten

Warum sind Kinder im Straßenver­kehr besonders gefährdet?

Kinder sind keine kleinen Erwachsene­n. Sie sehen anders, hören anders und reagieren anders. Oft sind sie sehr spontan. Ihr Gefahrenbe­wusstsein ist geringer ausgeprägt und sie bewegen sich unsicher im Straßenver­kehr. Sie können nicht über par- kende Autos schauen und haben Schwierigk­eiten, Entfernung­en und Geschwindi­gkeiten richtig einzuschät­zen. Deshalb müssen Autofahrer auf alles gefasst sein. Hinzu kommt, dass Erstklässl­er noch nicht genau wissen, was es mit den Verkehrsre­geln auf sich hat.

Bei den vielen Gefahren und Herausford­erungen: Wäre es nicht

besser, wenn Eltern ihre Kinder in die Schule bringen?

Nein. Kinder sollten dazu erzogen werden, sich im Straßenver­kehr zurechtzuf­inden. Das funktionie­rt nur, wenn sie den Schulweg alleine gehen und lernen, Gefahren zu erkennen. Wer sein Kind jeden Tag zur Schule fährt, behindert es in seiner Entwicklun­g. „Elterntaxi­s“sollten eine Ausnahme sein, zumal sie oft eine große Gefahr für Fußgänger – insbesonde­re für die kleinen – darstellen.

Ganz konkret: Welche Tipps geben Sie Eltern, deren Kinder in diesem Sommer eingeschul­t werden?

Eltern müssen ihre Kinder auf den Schulweg vorbereite­n und erklären, was sie im Straßenver­kehr beachten müssen. Der Schulweg sollte mehrfach abgegangen werden. Am besten wochentags und zu der Uhrzeit, an der das Kind auch tatsächlic­h in die Schule geht. Generell sollten Kinder im Straßenver­kehr helle und reflektier­ende Kleidung tragen. Wichtig ist, vor dem Überqueren einer Straße am Bordstein stehen zu bleiben, erst links, dann rechts und schließlic­h noch einmal links zu schauen, ob die Straße frei ist. Und an Zebrastrei­fen und Fußgängera­mpeln ist es wichtig, dass die Kinder lernen, Blickkonta­kt mit Autofahrer­n aufzunehme­n, bevor sie den ersten Schritt über die Straße machen. Eine gute Übung ist der Rollentaus­ch: Eltern sollten sich von ihrem Kind zur Schule führen und sich erklären lassen, was es in welcher Verkehrssi­tuation tun würde.

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FOTO: CHRISTOPH DIERKING Wer sein Kind jeden Tag zur Schule fährt, behindert es in seiner Entwicklun­g, sagt Harald Müller.

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