Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Bisher will niemand OB in Lindau werden
Weniger als ein halbes Jahr vor den Wahlen gibt es noch keinen Kandidaten
LINDAU - Vor früheren Oberbürgermeisterwahlen war der Wahlkampf im Sommer schon voll entbrannt. Heuer gibt es auch am Ende der Ferien noch keinen Kandidaten. Die meisten politischen Gruppen warten, ob Amtsinhaber Gerhard Ecker wieder antritt. Viele hoffen auf ein zeitlich begrenztes Ja.
Ecker hatte zuletzt vor den Ferien im SZ-Interview gesagt, dass er sich das Amt aus gesundheitlichen Gründen sehr wohl noch einmal zutraue, dass er aus privaten Gründen aber noch nicht sagen könne, ob er nach dem 1. April des kommenden Jahres weitermachen will. Viele politische Vertreter, mit denen die Lindauer Zeitung in den vergangenen Tagen gesprochen hat, hoffen, dass Ecker sich nach der Rückkehr aus dem Urlaub bald erklärt.
Erkennbar war in den Gesprächen, dass viele Stadträte hoffen, dass Ecker weitermacht – allerdings nicht über die volle Amtszeit von sechs Jahren. Aus vielerlei Gründen hoffen Parteivertreter, dass der OB sein Amt zu den im Winter 2020 anstehenden Kommunalwahlen zur Verfügung stellt. Ecker wäre dann kurz vor dem 63. Geburtstag. Und Lindau hätte nach über 50 Jahren wieder einen Termin für OB- und Stadtratswahlen.
Was Ecker selbst von dieser Idee hält, ist nicht bekannt. Der OB kommt erst an diesem Wochenende aus dem Urlaub zurück und war für die SZ nicht zu erreichen. Ecker ist bei den Wahlen 2012 für SPD, FW und ÖDP angetreten. SPD-Vorsitzender Roland Sommer war für die SZ nicht zu erreichen. Die Freien Wähler sähen laut Vorsitzendem Andreas Reich Ecker gerne weiter im Amt. Ob für zwei oder sechs Jahre, das hänge allein vom OB ab.
Politische Gegner sind nicht so uneingeschränkt, halten die Wahl bis 2020 aber offenbar für eine gute Lösung, so hat sich auch FDP-Stadtrat Ulrich Jöckel im Gespräch mit der SZ für genau diese Idee ausgesprochen. Roland Freiberg (BU) kann sich das gut vorstellen: Dann könnte sich Lindau jetzt einen Wahlkampf schenken und sich stattdessen um die anstehenden Probleme kümmern. Auch Bürgermeister Karl Schober (CSU) hielte das für eine gute Lösung.
Diese Überlegungen sind es auch, die laut den Parteivertretern zumindest zum guten Teil dafür verantwortlich sind, dass noch keine politische Gruppe in Lindau einen OBKandidaten hat. Lediglich Uli Kaiser (BL) berichtet von einem Bewerber aus den eigenen Reihen. Der müsse aber noch Dinge mit seinem Arbeitgeber klären. Kaiser hofft dennoch auf eine Nominierung spätestens Anfang November.
Uli Jöckel kündigt an, die FDP wolle auf jeden Fall einen Gegenkandidaten aufstellen, wenn Ecker nochmal sechs Jahre dranhängen wolle. Jürgen Müller (LI) hofft inständig auf einen Gegenkandidaten: „Wir hoffen auf einen geeigneten Kandidaten, der Oberbürgermeister Ecker ablöst.“Dabei will die LI aber einen Bewerber aus anderen Reihen unterstützen, einen eigenen Kandidaten habe die Gruppe nicht. Xaver Fichtl will in der ÖDP diskutieren, wenn alle Bewerber bekannt sind, ob man eher Ecker oder einen Kandidaten der Bunten Liste unterstützt.
Matthias Hotz entscheidet im September, ob er antritt
Bleibt die CSU, die mit einem abgesprungenen Kandidaten bereits Schlagzeilen gemacht hat. Ortsvorsitzender David Graf sucht nun einen neuen Bewerber und ist zuversichtlich, dass die CSU einen chancenreichen Gegenkandidaten bringen kann. Die Mitglieder hätten dem Vorstand klar den Auftrag gegeben. Gewissen Gedankenspielen erteilt Graf dabei ungefragt eine Absage: „Aus der CSU wird es keine Unterstützung für Matthias Hotz geben.“
Der JA-Stadtrat, der auch Mitglied der CSU ist, hat sich nach eigenen Worten noch gar nicht entschieden, ob er überhaupt antreten will. Auch das hängt wohl mit der Frage zusammen, ob Ecker sich bis 2020 zur Wahl stellt. Außerdem verweist er auf private Gründe und sein junges Alter: Das könne er in einigen Jahren immer noch machen. Auf jeden Fall werde die JA bis Ende September entscheiden, ob sie einen Kandidaten aufstellt und wer das sein soll.
Schober gibt sich gelassen, denn die Entscheidung über einen OBKandidaten der CSU werden die Parteimitglieder treffen. Deshalb werde er abwarten, wer sich dann zur Wahl stellt. Ähnlich geht es Freiberg, der wie seine BU-Stadtratskollegen Mitglied der Lindauer CSU ist.
Günther Brombeiß (FB) hat mit CSU- und JA-Vertretern gesprochen. Wenn die ihre Querelen ausgetragen haben, werde die FB entscheiden, ob und wen man unterstützt. Einen eigenen Bewerber werden die Freien Bürger nicht aufstellen.