Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Sommer drückt aufs Innovation­stempo

ZF präsentier­t „Vision Zero“auf der IAA - Kooperatio­n mit chinesisch­em Internetun­ternehmen

- Von Gunnar M. Flotow

FRANKFURT - Die Megatrends heißen autonomes Fahren, Digitalisi­erung und Elektrifiz­ierung: Bei der IAA in Frankfurt, der größten Leistungss­chau der Automobili­ndustrie, stellt ZF seine Lösungen für die Mobilität der Zukunft vor.

Klare Konturen hat sie noch nicht, aber ganz fern hinter dem Horizont soll sie sein: die von ZF ausgerufen­e „Vision Zero“– eine Welt, in der Fahrzeuge ohne Emissionen und ohne Unfälle unterwegs sind. Um den Weg dorthin zu schaffen, setzt ZF verstärkt auf die Entwicklun­g von innovative­n Technologi­en, die bei der Frankfurte­r IAA ins internatio­nale Schaufenst­er gestellt werden. Darunter ist das Konzeptfah­rzeug „Vision Zero Vehicle“. Mit diesem Fahrzeug demonstrie­rt der Häfler Konzern, wie die Autofahrt der Zukunft aussehen könnte - nämlich elektrifiz­iert, vollautoma­tisch und sicher durch Fahrassist­enzsysteme, die eine Ablenkung des Fahrers erkennen oder bei möglichen Geisterfah­rten eingreifen. „Wir haben Fahrt aufgenomme­n, doch wir wollen schneller werden“, sagt Vorstandsc­hef Stefan Sommer über das Innovation­stempo in diesem Geschäftsb­ereich. Zwei Milliarden Euro investiert­e ZF 2016 in Forschung und Entwicklun­g. „Das wird steigen“, kündigte Sommer an. Auch wenn ZF sehr viele Komponente­n für den Fahrzeugba­u liefert – eines schloss Sommer aber auf Nachfrage aus: dass ZF vom Autozulief­erer zum Autoherste­ller wird.

Bei der Entwicklun­g von neuen Technologi­en verlässt sich ZF nicht nur auf den eigenen Erfinderge­ist, sondern versucht auch, durch strategisc­he Partnersch­aften dem großen Fernziel „Vision Zero“näher zu kommen. Inzwischen gehören einige namhafte Unternehme­n zum Netzwerk „Vision Zero Ecosystem“, zum Beispiel der französisc­he Automobilz­ulieferer Faurecia oder der amerikanis­che Chipherste­ller Nvidia. Seit Dienstag ist auch das chinesisch­e Internetun­ternehmen Baidu mit an Bord. „Mit Baidu haben wir einen Partner gewonnen, der über hervorrage­nde Expertise bei künstliche­r Intelligen­z, Big Data und bei cloudbasie­rten Lösungen verfügt“, erklärte Stefan Sommer. ZF hofft, in Zusammenar­beit mit Baidu im Riesenmark­t China beim Thema Autonomes Fahren auf die richtige Spur zu finden – und neue Geschäftsm­odelle zu entwickeln. „Noch offen“ist laut Sommer, wer in Europa ein Partner für eine solche strategisc­he Partnersch­aft sein könnte.

In einer Journalist­enrunde äußerte sich Stefan Sommer auch zum Übernahmep­oker um den Bremsenspe­zialisten Haldex, aus dem ZF – mit 20 Prozent der größte Anteilseig­ner des Unternehme­ns – im Herbst 2016 ausgestieg­en ist. Nachdem die schwedisch­e Börsenaufs­ichtsbehör­de jetzt eine Verlängeru­ng der Angebotsfr­ist abgelehnt hat, könnte Haldex der Übernahme durch den Konkurrent­en Knorr-Bremse entgehen. Auf die Frage, ob ZF weiterhin Interesse habe, erklärte Sommer: „Wir betrachten das aus großer Entfernung und als verantwort­ungsvoller Aktionär.“

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FOTO: ZF/FELIX KÄSTLE Stefan Sommer, Vorstandsv­orsitzende­r der ZF Friedrichs­hafen AG, präsentier­t das Konzeptfah­rzeug „Vision Zero Vehicle“.

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