Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Schützenswerte Art
Manche scheinen es ja in die Wiege gelegt bekommen zu haben, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Oder glauben das zumindest. Erst neulich ist mir so ein Exemplar auf dem Fahrrad entgegengekommen. Freihändig, Stöpsel im Ohr, Handy in der Hand und der Blick starr aufs Display gerichtet – entgegen der Fahrtrichtung versteht sich. Zugegeben, ich weiß die Vorzüge moderner Medien zu schätzen und nutze sie jeden Tag. Was ich allerdings nicht kann, ist, während ich WhatsApp lese gleichzeitig Auto oder Fahrrad zu fahren (ist ja zum Glück sowieso verboten) oder auch nur von A nach B zu laufen. Vielleicht fehlt mir da ein Gen. Oder schlicht die frauentypische Fähigkeit zum Multitasking, wie mein Mann mir des Öfteren vorhält. Ich kann nämlich auch nicht gleichzeitig die Spülmaschine einräumen und seinen Erzählungen folgen. Aber zurück zu der Geister-Radfahrerin: Da ich ja grundsätzlich sehr verständnisvoll allen Lebensformen gegenüber trete, überlege ich seither, wie man diese gefährdete Art künftig vor Anschlägen von Fußgängern, Radfahrern und Autofahrern schützen könnte. Vielleicht sollte man ein Projekt für vom Aussterben bedrohte HandyZombis ins Leben rufen. Oder die Entwicklung autonomer Fahrräder beschleunigen. Da könnten sich die Twitterer und Snapchatter zurücklehnen und dem Privatleben ihrer Follower widmen. Moment, die Möglichkeit gibt es doch bereits – wie wäre es mit Busfahren?