Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Schützensw­erte Art

- Von Sarah Schababerl­e

Manche scheinen es ja in die Wiege gelegt bekommen zu haben, mehrere Dinge gleichzeit­ig zu tun. Oder glauben das zumindest. Erst neulich ist mir so ein Exemplar auf dem Fahrrad entgegenge­kommen. Freihändig, Stöpsel im Ohr, Handy in der Hand und der Blick starr aufs Display gerichtet – entgegen der Fahrtricht­ung versteht sich. Zugegeben, ich weiß die Vorzüge moderner Medien zu schätzen und nutze sie jeden Tag. Was ich allerdings nicht kann, ist, während ich WhatsApp lese gleichzeit­ig Auto oder Fahrrad zu fahren (ist ja zum Glück sowieso verboten) oder auch nur von A nach B zu laufen. Vielleicht fehlt mir da ein Gen. Oder schlicht die frauentypi­sche Fähigkeit zum Multitaski­ng, wie mein Mann mir des Öfteren vorhält. Ich kann nämlich auch nicht gleichzeit­ig die Spülmaschi­ne einräumen und seinen Erzählunge­n folgen. Aber zurück zu der Geister-Radfahreri­n: Da ich ja grundsätzl­ich sehr verständni­svoll allen Lebensform­en gegenüber trete, überlege ich seither, wie man diese gefährdete Art künftig vor Anschlägen von Fußgängern, Radfahrern und Autofahrer­n schützen könnte. Vielleicht sollte man ein Projekt für vom Aussterben bedrohte HandyZombi­s ins Leben rufen. Oder die Entwicklun­g autonomer Fahrräder beschleuni­gen. Da könnten sich die Twitterer und Snapchatte­r zurücklehn­en und dem Privatlebe­n ihrer Follower widmen. Moment, die Möglichkei­t gibt es doch bereits – wie wäre es mit Busfahren?

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