Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Neukirch streitet über Stromtrassen
Gemeinderat diskutiert die Lage der Hochspannungsleitungen über Marienberg
NEUKIRCH - Einmal mehr ist die Frage der neuen Hochspannungsleitung über das Wohngebiet Marienberg im Westen Neukirchs Thema im sehr gut besuchten Gemeinderat gewesen. Angereist waren dazu auch die Vertreter der Betreiberfirma NetzeBW. Die Leitung zwischen Grünkraut und Wangen soll nun verstärkt und neu gebaut werden.
Zum Stand der Entwicklung erläuterte zunächst Lukas Zantopp, die Masten würden etwas stärker, ebenso die Stromkabel und die Fundamente. Es bleibe nach wie vor bei 110 Kilovolt Spannung – durch die drei Millimeter größeren Durchmesser erhöhe sich Stromstärke und Durchfluss. Daniel Zirke erläuterte den Stand der Gespräche mit den betroffenen Grundstückseigentümern für eine mögliche Umfahrung. Dabei hat sich herausgestellt, dass eine Grundstückseigentümerin in der Mitte des ersten Umfahrungsgebietes die Zustimmung verweigert. Daraufhin, so Zirke, habe man sich über eine weitere Alternativ- Umfahrung Gedanken gemacht. Hier müsste die Eigentümerin nur in geringem Umfang eine Überspannung dulden, keine Masten mehr. Dafür gibt es neue Grundstückseigentümer bei dieser zweiten Variante, die auch ihre Zustimmung geben sollen. Hier werden sowohl die Netze-BW als auch Bürgermeister Reinhold Schnell in den nächsten vier Wochen mit den Grundstückseigentümern Verhandlungen zur Alternativ-Umgehung führen. Überraschend war für den Rat und die zahlreichen Zuschauer: Die Trassenbetreiber haben die Kosten für den Erhalt der alten Trasse durch den Ort neu berechnet. Durch bauliche oder bodenbezogene Besonderheiten war die Neuberechnung notwendig geworden. Diese Summe kann nun von den Kosten für die Umgehungstrasse abgezogen werden. Statt ursprünglich 260 000 Euro, die auf die rund 30 Eigentümer bevorteilter Grundstücke zugekommen wären, liege man inzwischen bei 120 000 Euro. Technisch und öffentlichrechtlich sei man auch bei der Alternativvariante sicher aufgestellt. Allerdings komme man mit der Trasse viel näher an die Wohnbebauung als beim ersten Umgehungsvorschlag.
Erdkabel zu teuer
Die Erdverkabelungsvariante sei dagegen mit Kosten von 1, 5 Millionen Euro vom Tisch: „Diese Idee haben wir nicht mehr weiter verfolgt“, erläuterte Zantopp. Fragen kamen von beiden Fraktionen zur bestehenden Planung übers Wohngebiet. Die sei als genehmigte und rechtssichere Maßnahme immer noch möglich, falls Zustimmungen zu Alternativen fehlten. Jedoch könne auch ein Trassenantrag ohne vollständige Zustimmung erfolgen. Hier entscheide das Regierungspräsidium über den Antrag. Da werde man die rechtlichen Schutzgüter abwägen und im Verfahren gegebenenfalls auch über ein Enteignungsverfahren verhandeln.
FW Rat Andreas König stellte fest, dass die neue Variante mehr Spielraum offen lasse. CDU-Fraktionsvorsitzender Adrian Strauß und seine Kollegin von der FW, Beate Gauggel, fragten nach einer Zukunftsprognose. Zirke stellte klar: „Anfang 2018 soll das formelle Anhörungsverfahren beginnen – egal für welche Trasse.“Das bedeute auch, die Alternativen bleiben Gegenstand des Antragsverfahrens. Nach Absprache mit Regierungspräsidium sei eine Planung ohne vollständige Zustimmung denkbar. Die rechtlichen und wirtschaftlichen Risiken müssten jedoch berücksichtigt werden. Ein Antrag bedeute also nicht unbedingt, versicherte Zirke, dass die einfachste Lösung, die Trasse übers Wohngebiet, favorisiert werde.